Straßenbau, Baulärm, Lärm, Bauarbeiten, Baustelle, Straße, Fräsen, Asphalt, © Pixabay (Symbolbild)

Umweltverbände fordern Obergrenzen für Flächenverbrauch in Baden-Württemberg

Keine zusätzlichen Areale für Straßen, Parkplätze oder Häuser bis 2035

Angesichts des Flächenverbrauchs von rund einem halben Dutzend Hektar pro Tag fordert ein breites Bündnis von Umwelt-, Naturschutz- und Landwirtschaftsverbänden verbindliche Obergrenzen. Diese Grenzen müssten gesetzlich verankert werden, heißt es im Volksantrag «Ländle leben lassen», für den die Verbände von diesem Donnerstag (27. April) an Unterschriften sammeln. Insgesamt werden 40.000 Unterzeichnende benötigt, damit der Landtag über den Volksantrag berät und die Initiatoren anhört, teilten die Verbände mit.

"Die Flächenverluste sind eines der drängendsten Umweltprobleme unserer Zeit", warnen sie. "Doch Anspruch und Wirklichkeit klaffen im Handeln der Landesregierung bei diesem Thema weit auseinander." Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), der Landesnaturschutzverband (LNV), der Landesbauernverband (LBV) und der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV) wollen sich am Donnerstag (10.00 Uhr) in Stuttgart zu Details des Antrags äußern. Neben den gesetzlich verankerten Obergrenzen fordern die Verbände auch einen besseren Schutz für fruchtbare Böden. Außerdem müssten Gewerbebrachen, Leerstände und Baulücken genutzt werden, um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen.

Gravierende Konsequenzen für unsere Umwelt und für das Klima."

Insbesondere in dicht besiedelten Ländern wie Baden-Württemberg führe der hohe Bedarf an neuen Wohn- und Gewerbegebieten sowie der Ausbau von Straßen und Infrastrukturprojekten zu einem stetig wachsenden Druck auf die nur begrenzt verfügbaren Flächen, hieß es. "Das hat gravierende Konsequenzen für unsere Umwelt und für das Klima", warnte das Bündnis. Mit jeder neu versiegelten Fläche gingen Böden für die Lebensmittelproduktion, Landschaften, seltene Lebensräume und Biotope unwiderruflich verloren.

Der tägliche Flächenverbrauch lag nach Angaben des Statistischen Landesamtes in Baden-Württemberg im Jahr 2021 bei 6,2 Hektar pro Tag - das war deutlich mehr als die durchschnittlich 5,4 Hektar im Jahr zuvor. Im Jahr 2000 waren es zwar noch 12 Hektar pro Tag, aber Grüne und CDU in Baden-Württemberg haben auch ein ehrgeiziges Ziel: In ihrem Koalitionsvertrag verspricht die Landesregierung, den Flächenverbrauch auf zunächst 2,5 Hektar pro Tag zu begrenzen und bis 2035 auf Netto-Null zu reduzieren. "Mit den bisher ergriffenen Maßnahmen wird sie dieses Ziel nicht erreichen - tatsächlich steigt der Flächenverbrauch seit 2018 wieder deutlich an", kritisiert das Bündnis.

Nach Angaben des Nabu sind mittlerweile 14,8 Prozent des Landes mit Häusern, Parkplätzen oder Straßen bedeckt. Im Jahr 2000 waren es noch 13,2 Prozent. "Schaut man auf die letzten beiden Generationen, so haben sie so viel neue Siedlungsfläche in Anspruch genommen wie alle 80 Generationen zuvor", kritisieren die unterzeichnenden Verbände.

(dpa/br)