Intensivstation, Intensivbett, Pfleger, Arzt, Coronavirus, Covid-19, Krankenhaus, Klinik, Pandemie, © Jan Woitas - dpa (Symbolbild)

Kliniken in Lörrach und der Ortenau bereiten sich auf heftigen Corona-Winter vor

An beiden Klinikverbünden werden bereits die ersten planbaren Eingriffe verschoben, um Kapazitäten für Covid-19-Patienten zu schaffen

Angesichts der stark steigenden Zahl an Corona-Infektionen bereiten sich immer mehr Kliniken auch in Baden auf zunehmende Einweisungen von Patienten ins Krankenhaus und auf die Intensivstationen vor. Um möglichst lange ausreichend Intensivbetten und Beatmungsplätze für Menschen mit schweren Covid-19-Verläufen bereitstellen zu können, treffen unter anderem jetzt auch das Ortenau Klinikum und die Kliniken des Landkreises Lörrach entsprechende Vorkehrungen.

Beide haben angekündigt, dass planbare Operationen und andere vermeidbare Eingriffe bis auf Weiteres zunehmend auf Eis gelegt oder verschoben werden, damit nicht nur die Intensivplätze frei bleiben, sondern sich auch Ärzte und Pfleger nicht noch zusätzlich um diese Patienten kümmern müssen. In der Folge bedeutet dass, das beispielsweise auch die Hüft-OP ausfallen muss, die der betroffene Patient zwar dringend benötigt, aber die für ihn nicht überlebensnotwendig wäre.

Behandlungsangebot soll so gut es geht an die jeweilige Infektionslage angepasst werden

Das Ortenau Klinikum will dabei auf die jeweilige Lage reagieren und seine Kapazitäten im Zweifelsfall schrittweise aufstocken, kündigt der Medizinische Direktor Dr. Peter Kraemer an:

Wir müssen auch weiterhin dynamisch und flexibel auf das steigende Infektionsgeschehen reagieren. Das setzt organisatorische und personelle Planungs- und Umsetzungsarbeit voraus, ganz im Sinne unseres atmenden Konzeptes, mit dem wir unsere Häuser an den Bedarf von Covid-Behandlungsplätzen anpassen.

Auch in Lörrach ist die Lage ähnlich angespannt, aber aktuell noch unter Kontrolle. Die Kreiskliniken haben dort momentan von 18 verfügbaren Intensivbetten ein gutes Drittel für Covid-19-Patienten reserviert. Aktuell müssen dort bereits drei Menschen intensiv beatmet werden. Hinzu kommen rund 20 Corona-Infizierte auf Isolierstationen, sowie Verdachtsfälle, bei denen das Virus noch nicht zweifelsfrei nachgewiesen wurde.

Kliniken fordern weiterhin finanzielle Unterstützung von Bund und Land

Der Lörracher Chefarzt Prof. Dr. Hans-Heinrich Osterhues betont bei einem Pressegespräch vom Montag, dass hinter der Corona-Versorgung nun vieles zurückstehen müsse - teilweise auch hinter den Kulissen des Krankenhauses, etwa bei der Ausbldung von angehenden Ärzten oder bei der Administration.

Beide Klinikverbunde machen sich wegen der voranschreitenden Pandemie auch weiterhin Sorgen um die Finanzierung des Krankenhausalltags. Wegen der bisherigen Vergütungssystems in Deutschland wären beide Kliniken mit ihren Standorten wirtschaftlich auf möglichst große Patientenzahlen bei der normalen Gesundheitsversorgung angewiesen. Bund und Land müssten daher unbedingt noch einmal bei der wirtschaftlichen Absicherung der Krankenhäuser nachjustieren, so die Forderung.  Gleichzeitig bräuchte es bundesweit echte und nachhaltige Anreize, sowie starke Zeichen der Wertschätzung, um die Zukunft der Pflegeberufe sicherzustellen, so der Appell von Dr. Kraemer an die Politik und die Tarifpartner.

Auch in ihrem Appell an die Bevölkerung sind sich die Kliniken in der Ortenau und im Kreis Lörrach einig: Gerade Ungeimpfte sollten sich unbedingt noch jetzt ihre Erst- und Zweitimpfung gegen das Coronavirus abholen und Geimpfte möglichst zeitnah die Angebote für eine Auffrischungsimpfung wahrnehmen. Eine höhere Impfquote trägt nach wissenschaftlicher Einschätzung maßgeblich dazu bei, die extreme Situation auf den Krankenhäusern wieder ein Stück weit zu entlasten.

(fw)