© Universitätsklinikum Freiburg/Britt Schilling

Giftnotruf in Freiburg bekommt mehr Anrufe wegen Desinfektionsmittel

Zahl der Anrufe wegen Suizidversuchen und Drogenmissbrauch ist dagegen annähernd gleich geblieben

In der aktuellen Situation sind viele Menschen in Südbaden in ihren eigenen vier Wänden und versuchen das Beste aus der Lage zu machen. Da greifen viele zum Besen, Putzlappen und Feudel. Doch der Putzwahn hat auch negative Folgen: Der Giftnotruf Baden-Württemberg, stationiert an der Uniklinik Freiburg, bekommt mehr Anrufe. Oft geht es um Kinder, die mit den Reinigungsmitteln in Kontakt kommen.

Die Themenschwerpunkte bei der landesweit tätigen Vergiftungs-Informations-Zentrale in Freiburg haben sich momentan verschoben, so Leiterin Maren Hermanns-Clausen. Seit Jahresbeginn bekamen sie 1400 Anrufe mehr als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres. Die Gründe: Der Kontakt mit Desinfektionsmittel, Seifen, Geschirr- und Glasreiniger und ähnliche Substanzen. Am häufigsten sind Kinder betroffen, die die Reiniger trinken oder sie in die Augen bekommen, außerdem probieren Kleinkinder in häuslicher Umgebung auch Arzneimittel und Pflanzenteile. In der Regel rufen die besorgten Eltern an, so Hermanns-Clausen weiter:

Wir spüren, dass die Menschen daheim bleiben und dass nun Mittel in den Haushalten sind, die es früher in dieser Menge dort nicht gab. Meist geht es um Kinder zwischen sechs Monaten und vier Jahren, die Mittel eingenommen haben und so möglicherweise zum Notfall werden.“

Die Anrufe wegen Desinfektionsmitteln sind nach Angaben des Giftnotrufs in den vergangenen Wochen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 40 Prozent gestiegen, im April hat sich die Zahl sogar verdoppelt. Wenn Kinder Kontakt mit den Putzmitteln haben, sollten die Eltern zügig beim Giftnotruf anrufen und die Packung des Mittels zur Hand nehmen. Nur dann können die Experten die Gefahr besser einschätzen und im Notfall schnell helfen.

Die Vergiftungs-Informations-Zentrale  ist an der Uniklinik Freiburg angesiedelt und ist für ganz Baden-Württemberg zuständig. Sie betreibt rund um die Uhr einen Giftnotruf. Die Zahl der Anrufe wegen Giftunfällen hat zugenommen, die Zahl der Anrufe wegen Suizidversuchen und Drogenmissbrauch ist dagegen annähernd gleich geblieben.

(dk)