Dusche, Wasser, Trinkwasser, Hygiene, Badezimmer, Wasserleitung, Legionellen, © Philipp von Ditfurth - dpa (Symbolbild)

Gesundheitsämter schlagen wegen Legionellen im Wasser Alarm

Fast 100 Menschen haben sich in den letzten Wochen im Südwesten mit den Keimen infiziert - mehrere Erkrankungen endeten tödlich

Das Landesgesundheitsamt warnt am Dienstag (10.08.2021) vor einem deutlichen Anstieg an gemeldeten Fällen von Legionellen in Wasserleitungen. Allein zwischen Mitte Juni und Anfang August haben die Behörden fast 100 neue Fälle registriert, darunter sieben mit tödlichem Ausgang. Teilweise hatten die betroffenen Menschen schon Anfang Juni erste Krankheitssymptome gezeigt.

So viele Erkrankungen durch Legionellen hatte es im Südwesten schon seit Jahren nicht mehr gegeben. Der genaue Grund dafür lässt sich allerdings bisher noch nicht ausmachen, sagte der zuständige Leiter für Wasserhygiene.

Möglicherweise könnte ein monatelanger Stillstand während der Pandemie dazu geführt haben, dass sich die Erreger im Wasser ausbreiten konnten. Das Gesundheitsamt vermutet außerdem, dass Rückkühlwerke oder Kühltürme von Industrieanlagen oder Warmwasserboiler in Wohnhäusern möglicherweise nicht so gründlich gewartet wurden, wie sie eigentlich sollten.

Lockdown könnte Keimbelastung in vielen Leitungen erhöht haben

In diese Richtung hatte bereits letztes Jahr schon das Robert-Koch-Institut eine Warnung ausgesprochen. Dort hatten die Wissenschaftler vermutet, dass wochenlange Schließungen von Hotels, Sportanlagen und Schwimmbädern dazu führen könnten, dass sich dort Keime in den Leitungen ausbreiten.

Nach dem Lockdown wäre es von immenser Bedeutung gewesen, dass Sauch Saunen und Freibäder, Fitnessstudios oder Unternehmen mit Betriebsduschen ihre Anlagen legionellenfrei gemacht haben. Ob das in der Praxis tatsächlich so reibungslos funktioniert hat, ist unklar.

Betroffen von der Häufung an Legionellen-Fällen sind mittlerweile 31 von 44 Stadt- und Landkreisen in Baden-Württemberg, darunter beispielsweise auch die Ortenau. Wo genau sich die Menschen dort angesteckt haben, gibt den Behörden Rätsel auf. Einen gemeinsamen Nenner zwischen den einzelnen Fällen konnte bisher niemand ausmachen.

Experten raten: Regelmäßig heißes Wasser laufen lassen

Legionellen können beim Menschen verschiedene Infekte wie die so genannte Legionärskrankheit auslösen, die unbehandelt schwere und in seltenen Fällen auch tödliche Verläufe annehmen kann.

Die Spannbreite an Symptomen reicht von grippeartigen Beschwerden bis hin zu ernstzunehmenden Lungenentzündungen. Besonders häufig werden die Erreger dort übertragen, wo Wasser zerstäubt wird, beispielsweise in Duschen, Whirlpools, Luftbefeuchtern oder über Wasserhähne.

Ideale Wachstumsbedingungen finden Legionellen im Wasser vor, wenn es zwischen 25 und 45 Grad warm ist. Bei Temperaturen über 55 Grad wird ihr Wachstum gehemmt, bei mehr als 60 Grad sterben die Erreger ab.

Deshalb empfiehlt auch das Robert-Koch-Institut, über alle Wasserhähne regelmäßig für mehrere Minuten heißes Wasser laufen zu lassen oder alternativ das Leitungswasser zum Beispiel nach einem Urlaub vorher immer auf über 60 Grad zu erhitzen.

dpa / (fw)