Europawahl, Urne, Wahl, © Sebastian Gollnow - dpa (Symbolbild)

Auch im Südwesten gehen Grüne als einer der Sieger der Europawahl hervor

Mit rund 64 Prozent lag die Wahlbeteiligung diesmal deutlich höher als noch vor fünf Jahren

Zwei Drittel der rund 8,5 Millionen wahlberechtigten Einwohner in Baden-Württemberg haben ihr Kreuz gemacht - und mit ihrer Stimme am Sonntag (26.05.2019) dabei nicht nur die Zusammensetzung der Ortschafts- und Gemeinderäte, sondern auch die des EU-Parlaments mitbestimmt.

Auch im Südwesten mussten die beiden bisherigen Volksparteien CDU und SPD bei der Europawahl ordentliche Verluste hinnehmen.Während die Union mit 30,8 Prozent weiterhin stärkste Kraft im Ländle bleibt, bedeutet das trotzdem einen Rückgang von 8,5 Prozent. Bei den Sozialdemokraten war der Stimmeneinbruch sogar noch größer, sie kamen am Ende auf 13,3 Prozent.

Hier finden Sie die einzelnen Europawahl-Ergebnisse:

Als Gewinner der Wahl gehen aus Sicht von Wahlbeobachtern vor allen Dingen die Grünen hervor, welche in Freiburg mit 38,5 Prozent aller gültiger Stimmen ihr bisher bestes Ergebnis in der Geschichte der Partei-Hochburg verzeichnen konnten. Hier haben sie sogar mehr gültige Kreuzchen auf sich vereinen können als Sozialdemokraten und Union zusammen.

Landesweit sind sie mit 23,3 Prozent zweitstärkste Kraft. Aber auch FDP und AfD haben im Vergleich zur letzten Europawahl in Baden-Württemberg vom Jahr 2014 noch einmal an Prozentpunkten zugelegt. Sie kamen beim vorläufigen Endergebnis jeweils auf 6,8 und 10 Prozent. Das Ergebnis der Linken ist mit 3,1 Prozent nahezu ähnlich geblieben.

SPD und Union denken über inhaltliche Neuausrichtungen zu einzelnen Themen nach

Welche Konsequenzen die einzelnen Parteien im Ländle nun aus den Wahlergebnissen ziehen und ob sie vielleicht auch ein Vorbote der noch auszuzählenden Kommunalwahl sein könnte, mit diesen Fragen geht die Politik sehr unterschiedlich um:

SPD-Landeschef Andreas Stoch nannte das Abschneiden seiner Partei einen "Kassensturz", über den man nun schonungslos sprechen müsse. Sein CDU-Kollege und Innenminister Thomas Strobl räumte ein, dass die Union beim Thema Klimaschutz noch nicht optimal aufgestellt sein und dass das den Grünen in die Hände gespielt habe.

Strobl überlässt Eisenmann den Vortritt für die Landtagswahl

Offen bleibt hier außerdem die Frage, wer nach dem Ergebnis die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl 2021 übernimmt: Strobl hat nach dem Wahlergebnis am Montag (27.05.2019) seine Bewerbung kurzerhand zurückgezogen und lässt will nun seiner Kabinettkollegin Susanne Eisenmann den Vortritt überlassen.

Trotzdem könnte es bei dieser Personalie noch einigen Streit geben - verschiedene Politikwissenschaftler sagen einen drohenden Machtkampf innerhalb der Union darüber vorher, wer am Ende gegen den grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann antreten soll.

Politologe: "Fridays-For-Future" könnte wahlentscheidend gewesen sein

Die Grünen sehen in ihrem Wahlerfolg ihre Forderungen nach mehr Klimaschutz bestätigt. Nach Einschätzung des Freiburger Politikwissenschaftlers Ulrich Eith lassen sich die Ergebnisse der Europawahl auch zu großen Teilen auf die Bundespolitik zurückführen:

Eine zentrale Rolle hätten demnach die jüngsten Erfolge der "Fridays-For-Future"-Bewegung und der Klimawandel gespielt. Eith ist der Meinung, dass viele andere Parteien diese Themen offensichtlich so nicht auf dem Schirm hatten.

(fw)