Weinreben, Winzer, Weintrauben, © Pixabay (Symbolbild)

Warum uns diesen Herbst der „Neue Süße“ aus Südbaden auszugehen droht

Der gärende Traubenmost wird bei uns im Herbst vor allem gerne zu Zwiebel- und Flammkuchen gereicht

Für die meisten Winzer in Südbaden scheint sich 2018 als besonders guter Weinjahrgang herauszustellen. Mehrere Wochen Sommerhitze haben dazu geführt, dass die Trauben besonders viel Süße und auch Aroma entwickeln konnten.

Gleichzeitig sind sie so sehr gereift, dass sich der Start der Weinlese in der Region auf Anfang August vorverschoben hat. So früh sind die Winzergenossenschaften und Weingüter nicht einmal nach dem Jahrhundertsommer 2003 gestartet.

Die baden.fm-Morgenshow: Deshalb könnte es im Herbst dieses Jahr keinen Neuen Süßen aus Südbaden mehr geben

Winzer Alfred Möhr aus Bad Krozingen Biengen herbstet mit seinem Team bereits seit einer guten Woche die ersten Trauben für den Neuen Süßen. Wenn allerdings die Kunden im Herbst Lust darauf bekommen, könnte vielleicht keiner mehr da sein:

Selbst mit Kühlung des angesetzten Mostes setzt schon jetzt irgendwann der Reifungsprozess ein und lässt sich bestenfalls nur herauszögern, aber nicht aufhalten. Innerhalb von drei bis vier Tagen wird so momentan nach dem Abfüllen aus dem Neuen Süßen bereits der stärker vergorene Federweiße. Und bei Umgebungstemperaturen von bis zu 27 Grad in den Lagerstätten hält auch dieser nicht allzu lange, bevor er weiterreift.

Problem: Nur wenige haben im Sommer schon Lust auf Neuen Wein

Im September oder Oktober, wenn mit der Zwiebelkuchenzeit in Südbaden auch klassischerweise die Nachfrage nach Neuem Wein losgeht, dürfte es in diesem Jahr somit längst zu spät sein. Und die meisten Weinbauern können dann auch nur noch schwer zusätzlichen Jungwein nachliefern:

Üblicherweise haben sie für den Neuen Süßen eine bestimmte Extra-Fläche an Solaris- oder Findling-Reben angelegt. Ist diese jetzt durch den frühen Start der Weinlese bereits abgeerntet, können sie nicht ohne Weiteres von den anderen Rebflächen Nachschub holen, befürchtet Möhr. Denn die Rebsorten dort sind bereits für den richtigen Wein ausgelegt.

Insgesamt gibt es 2018 also nicht unbedingt weniger Neuen Wein - aber wenn die Menschen in Südbaden ihn genießen wollen, müssen sie ihre Gewohnheiten unter Umständen ein Stück weit umstellen und sich bereits im Spätsommer das erste Gläschen gönnen.

(fw)