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Weinlese in Südbaden beginnt so früh wie wohl noch niemals zuvor

Die wochenlange Sommerhitze sorgt auch für einen früheren Start beim Herbsten

In Südbaden haben am Dienstag (07.08.2018) die ersten Winzer mit der Weinlese begonnen und das im Schnitt so früh wie noch nie zuvor. Einer der ersten war in diesem Jahr der Weinbauer Alfred Möhr aus Bad Krozingen Biengen. Neben klassischem Ackerbau und einer Strauße bewirtschaftet er auch 2,5 Hektar Reben selbst. Dort ging es jetzt mit der Lese der Sorte "Findling" los, die vor allem für den Neuen Süßen verwendet wird. Aber auch die meisten anderen Trauben sollen schon bald nachfolgen.

Selbst im Jahrhundertsommer 2003 war er mit seinem Team erst ein paar Tage später dran, erinnert sich Möhr. Die dauerhaften Temperaturen oberhalb von 30 Grad seien für viele seiner Winzerkollegen gerade möglicher Fluch und Segen zugleich. Selbst hatte er mit der Bewässerung seiner Reben trotz der anhaltenden Trockenheit kaum Probleme gehabt. Gerade ältere Rebstöcke haben teils tiefe Wurzeln und kommen weiterhin an genügend Wasser im Boden. Schwieriger haben es da andere Anbauflächen mit vielen Jungreben, wo in den letzten Wochen kein einziges Hitzegewitter neues Wasser gebracht hat. Hier zeigen manche Pflanzen bereits erste Schädigungen, das "Sonnenbrandrisiko" für die Weintrauben steigt außerdem.

Heiße Temperaturen bergen Chancen und Risiken für die Winzer

Möhr ist davon nicht betroffen und freut sich grundsätzlich erst einmal über hohe Zucker- und Aromagehalte in den Trauben. Das Problem liegt aus seiner Sicht eher in der Natur des Kunden: Nicht jeder hat beim abgeernteten Findling Mitte August schon Lust auf Neuen Süßen, der traditionell als Symbol eher den Beginn der Herbstjahreszeit einläutet. Wenn die Nachfrage dann gegen September ansteigt, ist aus dem meisten davon bereits viel stärkerer Federweißer oder sogar schon eine spätere Vorstufe des richtigen Weins geworden.

Ein zusätzliches Thema ist die steigende Gefahr von Pilz- und Schädlingserkrankungen durch die Auswirkungen des Klimawandels. Während vor allem in den USA, Frankreich und Australien viele Winzer versuchen, mit Gentechnik gegenzusteuern, setzt etwa das Weinbauinstitut in Freiburg auf neue, widerstandsfähige Sorten und aufwändige Kreuzungen. So genannte Piwi-Rebsorten sollen mit dem heißen Wetter grundsätzlich auch ohne Pflanzenschutzmittel besser zurechtkommen. Allerdings tun sie sich im Verkauf noch schwer, weil die wenigsten Verbraucher sie überhaupt kennen und kaufen.

(fw)