© baden.fm

Spezialisten konnten zwei Weltkriegs-Blindgänger bei Gundelfingen entschärfen

Insgesamt zwei rund 500 Kilogramm schwere amerikanische Weltkriegs-Bomben haben Spezialisten vom Kampfmittelbeseitigungsdienst Baden-Württemberg im Bereich der B3 bei Gundelfingen am Sonntagnachmittag ausfindig macht und entschärft. Die beiden Blindgänger lagen jeweils in mehreren Metern Tiefe am Rande der heutigen Bundesstraße begraben. Dichte Lehmschichten haben dafür gesorgt, dass die noch immer scharfen Sprengkörper sich noch in erstaunlich gutem Zustand befanden - selbst die Aufdrucke der alliierten Streitmächte mit Detailangaben zur Sprengkraft und Typ der Bomben ließen sich so noch deutlich erkennen. Es handelt es sich um die selbe typische Art von "Standard-Munition", wie sie im Zweiten Weltkrieg häufig von britischen und US-amerikanischen Bombern über Südbaden abgeworfen wurde - auch die im Jahr 2012 bei Gundelfingen bereits entschärfte Fliegerbombe gehört zum selben Bautyp.

So bergen Spezialisten eine der beiden Weltkriegsbomben in Gundelfingen

An den anderen beiden Verdachtspunkten weiter südlich und im Nordwesten Gundelfingens konnte hingegen schnell Entwarnung gegeben werden: Anstatt Blindgänger war man hier lediglich auf metallhaltige Erdschichten gestoßen, die bei den vorbereitenden Sondierungsarbeiten die Vermutung nahe gelegt hatten, dass auch dort schwere Metallobjekte im Boden liegen könnten. Der Einsatz verlief nach Aussage von Regierungspräsidium Freiburg und den Einsatzkräften der Polizei ohne weitere Zwischenfälle - und dank der guten Vorbereitung in den letzten Wochen auch schneller als gedacht:

Schon kurz nach 12:30 Uhr stand fest: Die Evakuierung des westlichen Gemeindeteils ist aufgehoben, alle 2300 betroffenen Gundelfinger dürfen in ihre Häuser zurück. Und auch die gesperrte B3 und die B294 können wieder für den Verkehr freigegeben werden. Ursprünglich hatten die Verantwortlichen erst für den frühen Nachmittag mit einem Ende der Arbeiten gerechnet - und das auch nur, wenn alles rund läuft. Es ist nun nicht zuletzt den sehr genauen baulichen Vorbereitungsarbeiten zu verdanken, dass nun noch früher Entwarnung gegeben werden konnte. Schon wenige Minuten nachdem das angrezende Gundelfinger Wohn- und Gewerbegebiet am Vormittag geräumt war, hatten Bagger in präziser Kleinstarbeit die Bomben freilegen können, sodass sich die Entschärfungsteams an allen vier Verdachtsstellen schnell einen ersten Eindruck darüber machen konnten, was dort im Boden auf sie wartet.

Bombensuche in Gundelfingen: "Die Evakuierung hat einwandfrei geklappt"

Trotz aller Erfahrung des Kampfmittelbeseitigungsdienstes: Falls es zu einer Explosion gekommen wäre, hätte diese bei solch großen Sprengkörpern starke Schäden an umliegenden Gebäuden verursachen, aber auch Menschen schwer verletzen oder sogar töten können. Deshalb haben die Behörden jeweils in einem Radius von 500 Metern um die vier Suchorte an den Bundesstraßen eine Evakuierungszone eingerichtet. Im Vorfeld waren alle Anwohner und Gewerbebetriebe angeschrieben worden. Am Morgen fuhren Polizeistreifen mit Lautsprecherdurchsagen durch jede einzelne Straße, um die Bewohner um kurz nach 08:00 Uhr aus ihren Wohnungen zu holen. Ein Polizeihubschrauber achtete aus der Luft darauf, dass keiner aus Versehen oder absichtlich in der Gefahrenzone bleiben konnte. Außerdem waren über 200 Polizisten mit Unterstützung ihrer Bereitschaftskollegen im Einsatz, um die Zufahrtswege abzusperren. Fest steht: In ihren eigenen vier Wänden wäre es für die Hausbewohner zu gefährlich gewesen. Die meisten kamen der Aufforderung auch umgehend nach. Weil es nach baden.fm-Informationen wohl keine uneinsichtigen Anlieger gab, musste die Polizei keine Zwangsmaßnahmen anwenden. Und so waren am Vormittag hunderte Menschen auf den Straßen in Gundelfingen zu sehen, die zu Fuß oder mit dem Auto mit ihrem wichtigsten Hab und Gut oder dem Hund und der Hauskatze im Schlepptau sich auf den Weg machten: Die meisten haben es offenbar vorgezogen, die Gemeinde während der Entschärfungsarbeiten komplett für einen Tageausflug zu verlassen. In der eigens eingerichteten Zwischenunterkunft in der Gundelfinger Turn- und Festhalle herrschte den ganzen Tag über nur wenig Andrang.

Dort hatte das Deutsche Rote Kreuz für die wartenden Anwohner Getränke und einen kleinen Imbiss bereitgestellt, außerdem standen für den Notfall auch Liegen und medizinische Ausrüstung bereit. Zehn hilfsbedürftige Personen hatten die Helfer bereits im Vorfeld aus der Gefahrenzone gebracht, darunter viele pflegebedürftige Rentner. Die meisten von ihnen konnten in der ambulanten Pflege des nahe gelegenen Seniorenwohnheims unterkommen, um die anderen kümmerten sich Familienangehörige. Auch das DRK und die Feuerwehr mussten ihr Gerätehaus aus Sicherheitsgründen verlassen. Die Einsatzkräfte hielten sich für eventuelle Notfälle mit 50 Mann auf dem Schulhof bereit, außerdem hat die Feuerwehr ein mobiles Lagezentrum vor dem Rathaus aufgebaut, von wo aus alle Einsätze ohne Probleme wie normal koordiniert werden konnten. Dem abschließenden Bericht der Polizei zufolge gab es für sie aber kein erhöhtes Einsatzaufkommen.

Bombensuche: So haben die Gundelfinger die Evakuierung am frühen Morgen erlebt

Insgesamt lief der Großeinsatz in Gundelfingen sehr glimpflich und besser als alle Prognosen ab. Die beiden geborgenen Fliegerbomben wurden nun von den Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes mit einem Lastwagen stoßsicher abtransportiert, fachgerecht auseinandergenommen und speziell entsorgt. Auf der B3 und der B294 kann es in den nächsten Wochen unterdessen noch zu einzelnen Verkehrsbehinderungen kommen, weil das Regierungspräsidium noch die ausgehobenen Gruben wieder ausfüllen und die Baustellenbeschilderung abbauen muss.

Alle Hintergrundinfos und Stimmen VOR dem Großeinsatz in Gundelfingen noch einmal hier zum Nachlesen und Anschauen:

Einsatzleiter im Interview: Wie lange wird die Blindgänger-Suche dauern?
Gemeinde Gundelfingen: Gibt es noch weitere Weltkriegs-Blindgänger unter Gundelfingen?
Einsatzleiter im Interview: Warum muss die Polizei evakuieren?