Feiertage, Urlaub, Erholung, Relaxen, Entspannung, Füße, Beine, Turnschuhe, Schuhe, © Pixabay (Symbolbild)

Sollten Feiertage an Wochenenden später als freier Tag nachgeholt werden?

Zum anstehenden Tag der Arbeit am kommenden Sonntag streitet darüber aktuell nicht nur die Bundespolitik

Letztes Weihnachten war es so, am Tag der Deutschen Einheit war es 2021 so und jetzt zum Tag der Arbeit am 1. Mai wird es in diesem Jahr wieder so sein: Weil zuletzt besonders viele gesetzliche Feiertage auf einen Sonntag gefallen sind, werden in ganz Deutschland wieder die Rufe laut, diese im Anschluss mit einem freien Tag unter der nächsten Arbeitswoche nachzuholen. Zuletzt hatten sich unter anderem Spitzenpolitiker von Grünen und Linken dafür ausgesprochen, in den vergangenen Jahren kamen ähnliche Vorschläge auch schon von der SPD.

Gerade angesichts der Strapazen aus den letzten beiden Jahren mit der Coronavirus-Pandemie sehen sie so einen nachgeholten Feiertag als Möglichkeit für viele Bürger, sich wieder ein Stück weit erholen zu können. Ein freier Tag könnte damit aus gleich doppelter Sicht einen neuen Motivationsschub liefern, der am Ende auch wieder den jeweiligen Betrieben zu Gute kommen könnte, meint Gabriel Kotzur (LINKE) vom Kreisverband Freiburg auf baden.fm-Anfrage. Im Mittelpunkt stehe bei der Überlegung aber der Mensch und der Arbeitnehmer mit seinen Interessen.

Zusätzlich geht es deshalb vor allen Dingen aber auch darum, dass in besonders geforderten Berufsgruppen wie der Krankenpflege oder im Dienstleistungssektor Zuschläge gezahlt werden und die Menschen angesichts der wirtschaftlich angespannten Lage auch am Ende das in ihren Geldbeutel bekommen, was ihnen eigentlich zustehen würde.

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Darüber hinaus rechnen die Befürworter der Idee damit, dass viele Bürger dann auch Geld in die Freizeitbranchen stecken würden - etwa für Restaurantbesuche, Ausflüge und Events, die während der Pandemie bis vor wenigen Monaten teils nur mit Einschränkungen möglich waren.

Wegen all dieser Gründe, aber auch um den Anlass solcher Feiertage noch würdiger in den Fokus zu stellen, spricht sich beispielsweise Die Linke in Freiburg darüber hinaus auch für die Einführung von noch mehr gesetzlichen Feiertagen aus: Etwa am Internationalen Frauentag am 8. März oder der Jahrestag zum Ende des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung vom Nationalsozialismus am 8. Mai.

Viele Einzelhändler kämpfen mit ihren Geschäften ums Überleben und brauchen daher Umsatz

Deutlich kritischer sieht das eine weitere betroffene Berufsgruppe, die unter den Corona-Einschränkungen ebenfalls massiv zu leiden hatte: Hauptgeschäftsführerin Sabine Hagmann vom Handelsverband Baden-Württemberg betont, dass der Südwesten zusammen mit Bayern ohnehin schon so viele Feiertage begeht, wie keine anderen Bundesländer sonst in Deutschland.

Mit den nach wie vor anhaltenden Folgen der Corona-Pandemie komme die Debatte über ein mögliches Nachholen von Feiertagen aus Sicht der allermeisten Händler zum völlig falschen Zeitpunkt: Die Branche müsse 86 Prozent der pandemiebedingten Umsatzausfälle und wirtschaftlicher Schäden selbst tragen.

Viele Geschäfte in den Innenstädten würden gegen ein drohendes Aus kämpfen und da zähle aktuell jeder einzelne Tag, an dem ein Laden geöffnet hat, meint Hagmann. Diese ausbleibenden Umsätze kann zumindest der stationäre Einzelhandel mit seinen niedergelassen Geschäften in den Städten und Gemeinden nicht mehr aufholen.

Nicht zuletzt würde auch die Krise durch den Krieg in der Ukraine dafür sorgen, dass sich das Umsatzniveau der Händler von vor der Pandemie aus dem Jahr 2019 nach wie vor nicht erreichen ließe.

Sabine Hagmann (Handelsverband Baden-Württemberg) hält die Diskussion über nachzuholende Feiertage für eine Debatte zum völlig falschen Zeitpunkt

Auch das Argument der möglichen Entlastung der Mitarbeiter durch einen zusätzlichen freien Tag möchte sie zumindest für ihre Branche so nicht gelten lassen: Natürlich sei der Job eines Verkäufers herausfordernd. Anders als in vielen anderen Branchen sei der Handel aber sehr lange von Lockdowns und Kurzarbeit betroffen gewesen. Hinzu kamen die Beschänkungen wie 2G-Plus- oder 3G-Regeln und die inzwischen ebenfalls aufgehobene Maskenpflicht beim Einkaufen. Insofern seien die letzten Monate und Jahre für viele Verkäufer zwar eine mentale Belastung gewesen, aber keine körperliche, findet Hagmann.

Trotzdem versuche der Handelsverband, diese Belastungen von Vorneherein so gering wie nur möglich zu halten, etwa indem nun digitale Unterstützung in die Wege geleitet wurden oder Prozesse in der Branche noch einmal optimiert wurden, so die Verbands-Hauptgeschäftsführerin. Ziel es es natürlich auch aus ihrer Sicht, das wertvolle Personal so gut es geht vor schweren Folgen der Krise zu schützen - nur auf eine andere Art als über nachgeholte Feiertage.

Feiertage nachholen: Deutschland wäre mit dieser Idee keinesfalls allein

Dass nachgeholte Feiertage trotz dieser Argumente durchaus einen positiven Effekt auf die Wirtschaft haben können, dieser Ansicht sind die Gesetzgeber in vielen anderen Ländern Europas und auf dem gesamten Planeten. Auf der ganzen Welt haben insgesamt 85 Länder bereits heute entsprechende Regeln, dass den Menschen nach Sonntags-Feiertagen eine Art Ausgleich zusteht. Wie dieser Ausgleich aussieht, kann sich dabei unterscheiden:

Während beispielsweise Spanien, Irland oder Großbritannien automatisch den darauffolgenden Montag an das Wochenende dranhängen, dürfen in Belgien die Chefs in den einzelnen Unternehmen entscheiden, wann sie ihren Mitarbeitern einen zusätzlichen freien Tag spendieren. Ähnlich ist es in Luxemburg, dort gilt dafür eine Frist von spätestens drei Monaten nach dem Feiertag.

Diskutieren Sie mit!

Sowohl die Befürworter als auch die Gegner des Vorschlages können gewichtige Argumente für ihre Position zu Papier bringen. Doch was ist Ihre Meinung? Sollten Feiertage, die auf einen Samstag oder zumindest auf einen Sonntag fallen, anschließend in irgendeiner Form ausgeglichen werden? Schreiben Sie uns Ihren Kommentar dazu auf unserer baden.fm-Facebookseite und lesen Sie, wie andere Menschen in Baden das sehen.

(fw)