Einkaufen, Supermarkt, Einkaufswagen, Einweghandschuhe, Coronavirus, Covid-19, © Tom Weller - dpa (Symbolbild)

So lange überlebt das Coronavirus auf unterschiedlichen Oberflächen

Das neuartige Coronavirus überträgt sich vor allem über kleinste Tröpfchen in der Luft - trotzdem ist gründliche Handhygiene besonders wichtig

Die Wissenschaft geht davon aus, dass sich die allermeisten Menschen über klassische Tröpfcheninfektion mit dem neuartigen Coronavirus anstecken: Also über kleinste Tröpfchen aus dem Rachen- und Mundraum, die infizierte Menschen beim Husten, Niesen, Sprechen oder möglicherweise auch schon beim Ausatmen in die Luft abgeben. Dieser Übertragungsweg dürfte beim aktuellen Erreger nach bisherigem Kenntnisstand der häufigste sein.

Durch medizinische Schutzmasken, das Husten in die Armbeuge und andere Vorsichtsmaßnahmen können wir dabei schon die Menge der freigesetzten Viren ein Stück weit beeinflussen und ebenso die Richtung, in die sie sich als so genanntes "Aerosol" in der Umgebung ausbreiten. So nennt man das Gemisch aus kleinsten festen oder flüssigen Schwebeteilchen in der Luft.

Schmierinfektionen stellen bei SARS-Cov-2 nicht den Hauptübertragungsweg dar

Darüber hinaus sind grundsätzlich auch Schmierinfektionen mit dem Coronavirus möglich: Die Viren überleben dabei für eine bestimmte Zeit lang auf Oberflächen, die Infizierte vorher angefasst haben. Wer diese kontaminierten Gegenstände dann ebenfalls berührt und sich anschließend ins Gesicht langt, kann sich grundsätzlich auch anstecken. Viele Verbraucher fragen sich deshalb, wie es mit der Ansteckungsgefahr aussieht beim Zugfahren, Einkaufen oder dem Bezahlen mit Bargeld.

Ein internationales Forscherteam einer US-amerikanischen Arbeitsgruppe hat sich für das neuartige SARS-Cov-2-Virus jetzt einmal genauer angeschaut, wie lange die Viren auf unterschiedlichen Oberflächen aktiv und damit ansteckend bleiben. Wie die Wissenschaftler in einem Artikel der Fachzeitschrift New England Journal of Medicine schreiben, gibt es enorme Unterschiede bei der Zeitspanne.

Laboruntersuchungen haben gezeigt, dass das Coronavirus so lange überlebt:

  • in der Luft als Aerosol: bis zu 3 Stunden
  • auf Kupfer: bis zu 4 Stunden
  • auf Karton: bis zu 24 Stunden
  • auf Edelstahl: bis zu 2-3 Tage
  • auf Kunststoff: bis zu 2-3 Tage

Andere Oberflächen wie Papier, Holz oder Textilien haben die Wissenschaftler noch nicht explizit getestet. Sie vermuten aber, dass die Ergebnisse ähnlich ausfallen dürften wie bei den jeweiligen Referenzoberflächen. Wohlgemerkt handelt es sich bei den festgestellten Testergebnissen aber um Höchst-Überlebensdauern unter Laborbedingungen. Im realen Leben können weitere Umwelteinflüsse dafür sorgen, dass sich die Viren gar nicht erst so lange auf den einzelnen Oberflächen halten.

Weil der Stamm der Coronaviren grundsätzlich in der Umwelt nicht sonderlich stabil, sondern auf einen Wirt angewiesen ist, gilt eine Schmierinfektion nur in einem kurzen Zeitraum nach der Kontamination als wahrscheinlich. Insgesamt spielen dabei neben der Beschaffenheit der Oberfläche auch noch weitere Faktoren eine Rolle. Zu denen gehören etwa die Luftfeuchtigkeit, die Temperatur, die Art des Virusstammes oder auch die freigesetzte Menge an Viren.

Trotzdem raten Gesundheitsexperten nach wie vor zu einer gründlichen und regelmäßigen Handhygiene. Langes Händewaschen mit Wasser und Seife ist noch vor Desinfektionsmitteln die beste Möglichkeit, wie mögliche Erreger zuverlässig von der Hautoberfläche entfernt werden können.

Einweghandschuhe werden bei falscher Anwendung schnell zu Keimschleudern

Die Forschungsergebnisse lassen auch Rückschlüsse zu, wie sinnvoll das Tragen von Einweghandschuhen im Alltag ist und was dabei beachtet werden sollte. Tatsächlich nutzen viele Menschen solche Handschuhe aus Gummi, Latex und anderen Plastikmaterialien gerade falsch und tragen damit eher noch zu einer weiteren Ausbreitung von Schmierinfektionen bei, als sie zu vermeiden.

Untersuchungen zeigen, dass Handschuhe grundsätzlich schon immerhalb von fünf Minuten nach dem Kontakt mit Keimen belastet sind. Außerdem sind sie auf mikroskopischer Ebene porös. Werden sie nicht ausreichend häufig gewechselt, verteilen sich die Erreger damit sogar noch schneller in der Umgebung als bei Hautkontakt. Das bedeutet: Wenn im Supermarkt alle nur noch mit Einweghandschuhen ihren Einkaufswagen vor sich her schieben, verteilt sich im Ernstfall das Coronavirus auf den Haltegriffen viel schneller als wenn sie es mit bloßen Händen machen würden und diese danach waschen.

Lieber Griff abwischen statt Handschuhe tragen

Der deutsche Intensivmediziner Dr. Marc Hanefeld sprach vor diesem Hintergrund in einem mehrere tausend Male geteilten Tweet von einer "hygienischen Sauerei großen Ausmaßes". Durch Latex- oder Vinylhandschuhe könne demnach das Tausendfache an Keimen übertragen werden. Gleichzeitig vermehren sich wegen des feuchtwarmen Millieus beim Tragen auch unter dem Handschuh bereits vorhandene Erreger auf der Haut.

Direkt vor und nach Gebrauch von medizinischen Handschuhen sei deshalb eine hygienische Händedesinfektion absolut notwendig - das machen aber nur die allerwenigsten. Als bessere Alternative taugt im Supermarkt ein Hygienetuch, mit dem der Griff des Einkaufswagen gereinigt werden kann. Viele Geschäfte desinfizieren ihre Einkaufswägen inzwischen auch in regelmäßigen Abständen.

Wie sieht es bei Lebensmitteln oder Bargeld aus?

Begründete Angst vor einer Ansteckung über Lebensmittel braucht nach Überzeugung des Bundesinstituts für Risikobewertung übrigens niemand haben. Eine Übertragung über Obst, Gemüse und andere Produkte gilt grundsätzlich schon als sehr unwahrscheinlich. Und das hängt nicht nur mit der Überlebensdauer der Viren auf der Oberfläche der Anbauprodukte zusammen: Denn auch unabhängig vom Coronavirus werden solche Lebensmittel vor dem Verzehr in den allermeisten Fällen entweder geschält oder gewaschen oder erhitzt. Doch auch hier gilt die alte Regel: Vor dem Zubereiten das Händewaschen nicht vergessen!

Auch beim Anfassen von Bargeld dürfte in der Praxis nicht unbedingt sofort etwas passieren, glauben Hygienefachärzte, solange man sich danach nicht ins Gesicht fasst. Grundsätzlich wäre eine Übertragung von Viren von Geldscheinen oder Münzen auf den Menschen zwar möglich. So können Grippeviren laut aktueller Studien bis zu 17 Tage an Papiergeld anhaften.

Anders als die Influenza und viele Erkältungserreger sind Coronaviren aber sehr empfindlich gegen Eintrocknen. Es gilt zwar als plausibel, dass sich auf Gegenständen wie Kleidung, Brillen oder auch Geldscheinen im Labor SARS-Cov-2-Erreger nachweisen lassen. Ob diese aber noch infektiös sind und ob auch die Menge ausreichen würde, um den Träger bei Schleimhautkontakt damit anzustecken, wissen die Forscher noch nicht genau.

Theoretisch wäre es wohl möglich, ob es aber auch wahrscheinlich ist, kann noch niemand mit Gewissheit sagen, urteilte auch der bekannte Berliner Charité-Virologe Christian Drosten in einem Podcast zu der Frage. Die Umstellungen vieler Supermärkte, Tankstellen und Kioske auf reine EC-Kartenzahlung sollten vor diesem Hintergrund momentan eher als Vorsichtsmaßnahme verstanden werden.

(fw)

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