Händewaschen, Wasser, Seife, Handhygiene, © Pixabay (Symbolbild)

Warum Seife für die Handhygiene wichtiger ist als Desinfektionsmittel

Um die weitere Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, ist kaum etwas so wichtig, wie regelmäßiges und gründliches Händewaschen

Schon seit Wochen gelten Handdesinfektionsmittel in vielen Drogerien, Supermärkten und Apotheken als ausverkauft oder sie sind sinnvollerweise nur für Patienten verfügbar, die auch wirklich darauf angewiesen sind. Doch während auf Sterilliumflaschen, Hygienetücher und Desinfektionsgels ein regelrechter Run entstanden ist, handelt es sich bei der wirklichen Wunderwaffe gegen Viren und Bakterien um einen echten Klassiker:

Kaum eine andere Methode schafft so gute Ergebnisse, wie die Hände gründlich mit Wasser und Seife zu waschen. Jemand, der daran in Zeiten der Corona-Pandemie gerade immer wieder zu erinnern versucht, ist der australische Chemieprofessor Palli Thordarson von der Uni New South Wales in Sydney. In seinen Tweets erklärt er, warum Flüssigseife oder die klassischen, festen Seifenriegel in den allermeisten Fällen sogar noch wirksamer sind als die gängigen Desinfektionsmittel.

Seife greift den Schutzschild der Viren effektiv an

Dabei geht es nicht nur darum, dass Wasser die Keime und Mikroorganismen auf der Haut wegspült. Seife greift auch chemisch die Fettschicht der Viren an, die normalerweise das Erbgut des Erregers schützen soll. Ein Virus besteht zunächst einmal aus verschiedenen Eiweißen (Proteine) und seiner Erbsubstanz (RNA). Das Ganze wird auch im Fall des neuartigen Coronavirus noch umhüllt von einem Schutzschirm aus Fetten (Lipide). Thordarson beschreibt die Wirkung der Seife in seinen Tweets so:

Seife enthält fettähnliche Substanzen, sogenannte Amphiphile, von denen einige strukturell den Lipiden in der Virusmembran sehr ähnlich sind. [...]. Die Seife löst effektiv den Klebstoff auf, der das Virus zusammenhält.

Um diesen Effekt aber auch entfalten zu können, braucht die Seife eine gewisse Zeit zum Einwirken und das sollte möglichst durch gründliches Einseifen und Schrubben der Hände mechanisch unterstützt werden. Nur so kann die Seife auch jeden Erreger in den mikroskopisch kleinen Hautfalten erreichen.

Das ist auch der Grund, warum Hygieneexperten gerade mindestens 20 Sekunden fürs Händewaschen empfehlen - oder besser sogar noch länger. Viele haben hier in den letzten Wochen sicher als Eselsbrücke auch schon die Empfehlung gehört, das Lied "Happy Birthday" im Kopf mitzusingen, um sich an genau diese Dauer zu erinnern. Ob Sie dabei Ihre Hände mit kaltem oder warmem Wasser abspülen, ist nebensächlich: Die Temperatur hat keinen wirklichen Einfluss auf die hygienische Sauberkeit Ihrer Hände.

Desinfektionsmittel machen eigentlich das gleiche wie die klassische Seife

Die meisten Desinfektionsmittel wirken hingegen nur dann gegen Viren, wenn sie auch explizit als "viruzid" gekennzeichnet sind. Dann enthalten sie mehr als 60 Prozent Alkohol und teilweise auch bestimmte Zusatzstoffe. Allerdings machen die auch nichts anderes als das, was die Seife ohnehin schon tut: Nämlich die Fettschicht der Erreger angreifen. Und das sei beim Händewaschen deutlich wirkungsvoller als beim Einreiben der Hände mit Flüssigkeiten, Tüchern, Gels oder Cremes, so der Chemiker Thordarson. Außerdem ist Seife in der Regel auch viel leichter erhältlich.

Desinfektionsmittel sind für den Otto-Normal-Verbraucher laut den Gesundheitsbehörden deshalb nur dann sinnvoll, wenn es weit und breit keine Möglichkeit gibt, sich mal eben schnell die Hände mit Seife zu waschen. Sie sollten daher als zusätzliches Hilfsmittel am besten erst einmal nur bestimmten Risikogruppen oder medizinischen Einrichtungen vorbehalten sein, so die deutliche Empfehlung.

(fw)