Handwerk, Fließenleger, © Patrick Pleul - dpa (Symbolbild)

Regionale Handwerksbetriebe knicken unter Corona immer mehr ein

Die Aufträge der Betriebe gehen zurück, Auflagen wie eine Testgebotspflicht machen ihnen zusätzlich zu schaffen

Bei vielen regionalen Handwerksbetrieben in Südbaden bricht der Umsatz seit Anfang des Jahres stark ein. Das geht aus dem neuen Konjunkturbericht der Handwerkskammer Freiburg am Montag (19.04.2021) hervor . Die Mitgliedsbetriebe hoffen jedoch, dass es schon in den nächsten Wochen Besserungen geben wird. Kammerpräsident Johannes Ullrich ist der Meinung, dass auch die beschlossene Corona-Testpflicht für die Branche ein Problem sei, weil viele kleinere und mittlere Betriebe schon vorher Vereinbarungen mit Ärzten, Apotheken und Testzentren gefunden hatten und jetzt im Unternehmen selbst Tests anbieten müssen.

Vier Mal im Jahr startet die Handwerkskammer Freiburg eine Konjunkturumfrage. Für die ersten drei Monate im Jahr 2021 ist der Umfrage zu entnehmen, dass sich knapp ein Drittel (31 Prozent) der Betriebe in einer schlechten Geschäftslage befinden. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Wert verdoppelt, berichtet Dr. Handirk von Ungern-Sternberg, Mitglied der Kammergeschäftsleitung. 42,9 Prozent der Befragten haben zudem gesunkene Auftragseingänge (Vorjahr: 30,2 Prozent) gemeldet und über die Hälfte der Betriebe (54,1 Prozent) haben Umsatzrückgänge hinnehmen (Vorjahr: 30,1 Prozent) müssen. Von Ungern-Sternberg ergänzt:

Die anhaltenden Beschränkungen des Lockdowns und das Hin und Her bei Schließungen etwa für die Kosmetiker fordern ihren Tribut. Vor allem in den Dienstleistungsgewerken und Nahrungsmittelhandwerken ist die aktuelle Lage alles andere als rosig.

Ein weiteres Problem ist die Preissteigerung von Rohstoffen. Holz ist jetzt schon fast doppelt so teuer geworden, Betonstahl ist rund 30 Prozent teurer als vor der Coronakrise.

Die Mitgliedsbetriebe hoffen, dass sich die Lage in naher Zukunft stark verbessert. Grund dafür sind im Vergleich zu letztem Jahr eine starke Verbesserung der Geschäfts-, Auftrags- und Umsatzerwartungen.

Handwerkskammer Freiburg kritisiert Einführung einer Testgebotspflicht

Kammerpräsident Ullrich meint: „Die jetzt beschlossene Pflicht ist das falsche Signal und kommt einem Misstrauensvotum gegenüber unseren Betrieben gleich.“ Eine Blitzumfrage unter den Mitgliedsbetrieben der Kammer Anfang vergangener Woche hat ergeben, dass viele Handwerksunternehmen im Kammerbezirk bereits in den letzten Wochen freiwillig ihre Beschäftigten regelmäßig getestet haben – 35 Prozent von ihnen direkt im Betrieb.

Zudem würden gerade in einigen kleinen und mittleren Unternehmen auch viele betriebsexterne Testmöglichkeiten in Kooperation mit Ärzten, Apotheken oder Testzentren genutzt. „Also auch vor der Testangebotspflicht gab es bereits eine große Bereitschaft, Tests anzubieten“, so Ullrich. Gerade für kleinere Betriebe ist die Umsetzung der neuen Testpflicht eine große, logistische, als auch eine große, finanzielle Herausforderung. Ullrich hält in vielen Betrieben eine Teststrategie mit professioneller Unterstützung durch Ärzte und Apotheken für viel sinnvoller. Informationen zum Rahmenvertrag finden Mitgliedsbetriebe der Kammer online.

(nos)