EHC Freiburg, Daniel Heinrizi, Sportlicher Leiter, © Ein Bild aus besseren Zeiten: Ex-Sportchef Daniel Heinrizi (2.v.l.) mit den Vorständen David Bartholomä, Michael Müller und Werner Karlin (von links). Bild: EHC Freiburg

Prozessbeginn von Ex-Sportchef Daniel Heinrizi gegen den EHC Freiburg

Rechtsstreit zwischen Wölfen und ehemaligem Sportlichem Leiter geht vors Arbeitsgericht

Es ist ein ungewöhnlicher Prozess, der seit Mittwoch (02.12.2020) vor dem Freiburger Arbeitsgericht geführt wird. Die Konfliktparteien: Daniel Heinrizi, ehemaliger Sportlicher Leiter beim Eishockey-Zweitligisten EHC Freiburg und dessen ehemaliger Klub. Es geht um angeblichen Druck beim Unterzeichnen eines Auflösungsvertrages und Zahlungsforderungen in sechsstelliger Höhe. Einigen konnten sich die Konfliktparteien am ersten Verhandlungstag nicht. Es geht um verletztes Vertrauen.

Auflösungsvertrag nicht freiwillig unterzeichnet

Offiziell wurde vermeldet, dass das Arbeitsverhältnis zwischen Daniel Heirizi und dem EHC Freiburg bereits Ende April 2020 endete. Dass Vereine und Offizielle auch vor dem offiziellen Vertragsende die Zusammenarbeit beenden ist per se nicht ungewöhnlich. "Meist wird dann mittels Abfindungen vergütet oder Ablösesummen vom neuen Arbeitgeber gezahlt. Einig wird man sich eigentlich immer", ordnet Arbeitsrichter Matthias Mohn ein. Dementsprechend sei der Fall ein ungewöhnlicher. Auch weil Heinrizi behauptet, den Auflösungsvertrag mit dem Verein nicht freiwillig unterschrieben zu haben. Dem widerspricht der Verein in aller Form.

Es geht um bis zu 180.000 Euro

Der Verein wird am ersten Prozesstag durch Rechtsanwalt Markus Czech vertreten. Der erste Vorsitzende der Wölfe, Werner Karlin - selbst Anwalt - ist verhindert. Auch EHC-Präsident Michael Müller ist nicht beim Prozess dabei, ebenso wenig Ex-Schatzmeisterin Martina Müller.

Heinrizi ficht den Auflösungsvertrag vor dem Arbeitsgericht an, verlangt eine Weiterzahlung seiner Gehälter bis Ende 2022 - dann, wenn sein neuer Vertrag eigentlich auslaufen sollte. Knapp 180.000 Euro, mit Prämien und Sondervergütungen im Erfolgsfall, hat Heinrizis Anwalt Steffen Lang ausgerechnet, stünden aus. Ersatzweise wäre eine Abfindung denkbar. Anwalt Lang schlägt vor, sich in der Mitte zu treffen: 90.000 Euro. Auch Richter Matthias Mohn hält eine Abfindung zwischen 60.000 und 70.000 Euro für angemessen. Immerhin wurde von der Agentur für Arbeit eine Sperrfrist verhängt, bis Heinrizi einen neuen Job annehmen kann. Und im deutschen Profi-Eishockey einen solchen zu bekommen, sei in Zeiten von Corona schwierig bis unmöglich, beschreibt der Ex-Sportchef die aktuelle Situation. Auch habe er vor der Saison Jobangebote zu Gunsten des EHC ausgeschlagen.

Doch für den EHC Freiburg geht es um mehr, als ums Geld. Es geht um verlorenes Vertrauen und einen nicht mehr zu kittenden Bruch mit dem ehemaligen Vorstandsmitglied. Die Klage weist man in ihrer Höhe zurück.

Private Gründe für die Kündigung

Dass der Vertrag mit Heinrizi im Frühjahr aufgelöst wurde hatte schlussendlich einen privaten Hintergrund - einen Zwist zwischen ihm und Vereinspräsident Michael Müller, der hinter den Kulissen ablief. Dass der Ex-Sportchef im April einen Auflösungsvertrag unterzeichnet hatte, soll unter Druck, gar unter Drohungen passiert sein, berichtet er. Die Polizei ermittelt. Gleichzeitig sei Heinrizi im Hintergrund, obwohl nicht mehr bei den Wölfen beschäftigt, seiner Arbeit weiter nachgegangen. Er habe Spielerverträge ausgehandelt und das Lizensierungsverfahren für die DEL 2 bearbeitet - quasi die laufende Saison vorbereitet. Das bestätigt auch der EHC Freiburg. Eigentlich sei ihm zugesichert worden, dass seine Rückkehr zum EHC nach der Sommerpause verkündet werden sollte, behauptet der 34-Jährige ehemalige EHC-Offizielle.

Nächster Verhandlungstermin im April 2021

Weiterverhandelt wird im April 2021. Dann stehen möglicherweise die Ergebnisse des Strafverfahrens fest. Bitter für den EHC ist - neben dem zwischenmenschlichen Disput und dem Geld, das im Raum steht - die sportliche Tragweite der Personalie. Sportvorstand Heinrizi hatte einst Peter Russell als Trainer in den Breisgau gelotst. Auf Anhieb wurde der Schotte Trainer des Jahres in der DEL 2. Gemeinsam formte das Duo aus einem potenziellen Absteiger einen Meisterschaftsanwärter, der die Hauptrunde auf dem dritten Tabellenplatz abschließen konnte. Auch kämpft der Verein derzeit um den Bau einer neuen Eishalle in Freiburg.

(br)