Elektroauto, Tankstelle, Ladestation, Verkehr, © Pixabay (Symbolbild)

Nach Konktaktverboten rund ein Drittel weniger Menschen in Südbaden unterwegs

Grundlage der Verkehrsauswertung sind die Handydaten von verschiedenen Mobilfunkanbieter

Die verhängten Kontaktverbote der Bundesregierung zeigen in Südbaden zumindest auf den Straßen und Gleisen eine erste Wirkung. In den einzelnen Landkreisen in der Region sind im Vergleich zur letzten Woche schon deutlich weniger Menschen unterwegs. Das legen am Mittwoch (25.03.2020) die Daten des Verkehrsprognose-Unternehmens Teralytics nahe. Die Experten haben in ganz Deutschland anonymisierte Handy-Bewegungsdaten von über 30 Millionen Mobilfunkanschlüssen ausgewertet.

In Freiburg ist die Anzahl aller Verkehrsbewegungen demnach um 38 Prozent zurückgegangen, im Kreis Waldshut um 36 Prozent. Auf Platz Drei und Vier folgen die Landkreise Lörrach und Breisgau-Hochschwarzwald mit einem Minus von 32 und 31 Prozent. Im Großraum Emmendingen waren es genau 30 Prozent und in der Ortenau 28 Prozent weniger zurückgelegte Strecken.

Fahrpläne wurden bereits angepasst - Gewerkschaft spricht von leeren Zügen

Was im Kampf gegen die weitere Ausbreitung des Coronavirus wie eine große Chance aussieht, hat umgekehrt aber natürlich auch Auswirkungen auf Verkehrsbetriebe und andere Mobilitätskonzepte. Wegen der sinkenden Nachfrage wurde der öffentliche Nahverkehr in Baden-Württemberg schon zum vergangenen Montag (23.03.2020) zurückgefahren.

In Freiburg fahren die Straßenbahnen beispielsweise grundsätzlich weiter, aber nur noch im 15-Minuten-Takt, weil 60 Prozent weniger Fahrgäste unterwegs sind. Viele Regionalzüge in Südbaden verkehren nur noch stündlich. Weil es aus Sicht der Lokführergewerkschaft GDL keinen Sinn ergibt, leere Bahnen durch das Land fahren zu lassen, fordert sie sogar jetzt mindestens die Hälfte aller Zugverbindungen bis auf Weiteres zu streichen.

Weniger Aufträge und mehr Stornierungen beim Carsharing

Und auch bei den Carsharing-Anbietern in der Region machen sich die Anordnungen von Bund, Landesregierung und Kommunen deutlich bemerkbar. Grüne Flotte und Stadtmobil Südbaden sprechen von sinkender Kundennachfrage. Beide zeigen für den Appell Verständnis, dass alle Menschen wenn möglich erst einmal zuhause bleiben und ihre´Sozialkontakte auf ein Minimum reduzieren sollten.

Gleichzeitig hatten sie darauf gehofft, dass jetzt einige zumindest für ihre dringenden Erledigungen wie das Einkaufen auf die Carsharing-Autos zurückgreifen, wenn schon Busse und Bahnen nicht mehr wie gewohnt fahren. Die Realität sieht aber größtenteils anders aus. Weniger Neukunden buchen Fahrzeuge, viele gebuchte Fahrten werden mittel- und kurzfristig wieder storniert.

Hygiene-Appelle an alle Autofahrer

Über das Thema Hygiene in den Fahrzeugen müssten sich Kunden hingegen keine Sorgen machen, sagte uns ein Unternehmenssprecher der Grünen Flotte. Der Anbieter hat seine Reinigungsintervalle erhöht. Im Schnitt wird jedes Fahrzeug damit momentan nicht nur zwei Mal pro Woche gründlich geputzt, sondern darüber hinaus auch noch alle wichtigen Stellen wie Lenkräder, Türgriffe oder Touchscreens extra häufig desinfiziert.

Stadtmobil setzt hingegen nach eigener Aussage noch stärker auf das Verantwortunsbewusstsein seiner Nutzer und verweist auf die geltenden Hygieneempfehlungen des Robert-Koch-Instituts. Fahrer sind außerdem aktiv aufgefordert, ihre Hände und auch das Fahrzeugcockpit vor der Nutzung selbst zu desinfizieren und im Zweifelsfall sogar mit Einweghandschuhen Auto zu fahren.

Hiermit hätte man in den letzten Tagen gute Erfahrungen gemacht und auch posivites Kundenfeedback erhalten, so Geschäftsleiterin Monika Schwinkendorf. Ihr gehe es darum, mit zusätzlichen Putzversprechen keine Scheinsicherheit zu suggerieren.

Entwicklung der nächsten Tage wird entscheidend sein

Die aktuellen Mobilitätsdaten legen in jedem Fall nahe: Obwohl es in Deutschland nach wie vor keine flächendeckenden Ausgangssperren, sondern nur Kontaktverbote gibt, halten sich offenbar bereits viele Menschen an die Vorgaben von Behörden und Gesundheitsexperten.

Viele der Strecken, die sie trotzdem gerade zurücklegen, erfolgen außerdem zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem eigenen Auto. Wie sich die Verkehrssituation weiter entwickelt, wird nun vor allen Dingen von den folgenden Maßnahmen der nächsten Tage und Wochen abhängen.

Wegen der längeren Inkubationszeit des Coronavirus zwischen mehreren Tagen und bis zu zwei Wochen kann auch das Robert-Koch-Institut auch dann erst sagen, ob die getroffenen Entscheidungen auch aus medizinischer Sicht Wirkung zeigen und sich der Erreger wirklich langsamer ausbreitet.

(fw)

 

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