Winfried Kretschmann, Ministerpräsident, Baden-Württemberg, Grüne, © Marijan Murat - dpa (Archivbild)

Kretschmann schließt Teil-Lockdown für Ungeimpfte nicht aus

Fast alle Covid-Patienten auf den Intensivstationen sind nicht geimpft, und die Zahlen steigen

Die grün-schwarze Regierung sieht Baden-Württemberg mitten in der vierten Corona-Welle und will spätestens nach den Sommerferien am 13. September auf die Bremse treten. Heißt: Es könnte Kontaktbeschränkungen für ungeimpfte Menschen geben. Ministerpräsident Winfried Kretschmann hält das für unausweichlich. Allerdings will das Land erst das neue Infektionsschutzgesetz vom Bund abwarten.

In den Krankenhäusern werden zurzeit fast doppelt so viele Corona-Patienten mit schweren Verläufen behandelt als noch in der vergangenen Woche. Das hat das Landesgesundheitsministerium am Freitag (03.09.2021) mitgeteilt. In Zahlen: 500 Menschen werden momentan behandelt, davon 131 auf einer Intensivstation. Die meisten dieser Intensivpatienten sind zwischen 35 und 59 Jahre alt, 95 Prozent von ihnen ungeimpft.

Deshalb ist Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) in Alarmbereitschaft und sagt im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur, dass die Politik handeln müsse, wenn von den Ungeimpften zu hohe Inzidenzen ausgehen:

Das hat nichts mit Strafe oder irgendwas durch die Hintertür zu tun, sondern es ist die Erfordernis, die Pandemie im Griff zu behalten. Andere Motive stehen überhaupt nicht dahinter.“

Nach aktuellen Planungen will die Landesregierung jedoch erst abwarten, wann das geänderte Infektionsschutzgesetz verabschiedet wird. Darum soll die geplante neue Corona-Verordnung im Südwesten voraussichtlich Ende kommender Woche verkündet und am 13. September in Kraft treten, so eine Sprecherin des Staatsministeriums am Freitag (03.09.2021) in Stuttgart.

7-Tages-Inzidenz soll nicht mehr allein über Maßnahmen entscheiden

Ein entscheidender Faktor soll die Auslegung der Intensivbetten sein. Ab 200 bis 250 belegten Intensivbetten will das Land wohl erste Gegenmaßnahmen ergreifen. Das könnte die sogenannte 2G-Regel sein, sodass nur noch Geimpfte oder Genesene etwa Restaurants besuchen dürften.

Außerdem sollen die Arbeitgeber künftig von Beschäftigten in Kitas, Schulen und Pflegeheimen Auskunft über eine Corona-Impfung verlangen können. In der Privatwirtschaft soll es diese Ausweitung nicht geben. Kretschmann hat den Vorwurf zurückgewiesen, dass man damit zu viel Druck auf Ungeimpfte ausübe:

Der Druck kommt vom Virus, nicht von uns. Das Virus ist der Übeltäter, nicht wir.“

Deswegen sollen sich auch Kinder und Jugendliche über zwölf Jahren impfen lassen. Laut Kretschmann hänge davon ab, wie das neue Schuljahr ablaufe.

(dk)