Lörrach, Tumringen, Hochwasser, Schlamm, Unwetter, Überflutung, Überschwemmung, © Kristoff Meller - dpa

Hochwasser in Südbaden steigt noch immer – Himmel klart aber langsam auf

Zum wiederholten Mal in Folge haben am Samstag (17.07.2021) Unwetter mit Starkregen die Feuerwehren in manchen Teilen von Südbaden im Dauereinsatz gehalten. Die Einsatzschwerpunkte lagen dabei vor allem in den südlichen Landkreisen: Allein im Gebiet rund um Lörrach sind innerhalb weniger Stunden mehr als 100 Notrufe eingegangen, noch einmal weitere 45 hat das Lagezentrum bei Weil am Rhein gezählt.

Obwohl die Lage aus Sicht der Einsatzkräfte zwischenzeitlich sehr unübersichtlich war, gibt es bisher glücklicherweise in unserer Region keine Berichte über mögliche Verletzte oder gar Tote wie in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Trotz teils massiver lokaler Schäden ist Südbaden im Vergleich zu den Bildern aus Deutschlands Westen noch relativ glimpflich davongekommen.

Schlammige Fluten bahnen sich ihren Weg durch die Mitte von Tumringen

Dennoch: Die Regenmassen hatten am Freitag und Samstag wegen der anhaltenden Gewitterlage der vergagenen Woche keine Chance mehr abzulaufen. So hat sich durch die Straßen des Lörracher Stadtteils Tumringen ein regelrechter Sturzbach mit Schlamm gebildet, der weite Teile des Ortskerns unter Wasser gesetzt, Keller geflutet und viel Unrat mit sich getragen hat. Ähnliche Zustände wurden unter anderem auch aus Brombach gemeldet.

Die nahe gelegen A98 musste zwischen Weil am Rhein und Kandern vorübergehend für rund eine Stunde wegen Überschwemmungen gesperrt werden, ebenso verschiedene Landstraßen im Kreis Waldshut. Bei Inzlingen stand eine Unterführung unter Wasser, in der Nähe konnten zwei Männer einen 17-Jährigen retten, der vom Hochwasser in ein offenes Gulliloch gespült worden war. In Lörrach wurde die Baustelle des neuen Zentralklinikums teils überschwemmt. In Stühlingen mussten die Einsatzkräfte zwei Hausbewohner in Sicherheit bringen, weil Wassermassen ihr Gebäude im Stadtteil Grimmelshofen unterspült hatten.

Lörrachs Oberbürgermeister Jörg Lutz zeigte sich in einem Statement vom Wochenende erschüttert, dankte aber gleichzeitig allen Helfern für ihren unermüdlichen Dauereinsatz.

Entspannung am Himmel, Anspannung entlang des Oberrheins

Im Laufe des Samstags hat der Himmel über Südbaden langsam damit begonnen, aufzuklaren. Spätestens bis in die Nacht zum Sonntag soll das Gewitterrisiko damit spürbar abnehmen, sagen Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes voraus. Trotzdem kann es vereinzelt noch zu kleineren Gewitterzellen kommen, die immer noch bis zu 40 Liter Wasser pro Quadratmeter Fläche auf den Boden herabregnen lassen können.  Auch kleinkörniger Hagel sei erst einmal noch weiterhin möglich.

Und auch am Rhein ist die Lage noch alles andere als entspannt. Weil das Hochwasser aus den kleineren Bächen und Flüssen inzwischen dort angekommen ist, sagen Prognosen einen weiterhin stark steigenden Rheinpegel voraus. Um die Bevölkerung auf beiden Seiten des Flusses vor massiven Überflutungen zu schützen, haben die Behörden am Samstag damit begonnen, die Hochwasserrückhalteräume am Kulturwehr Kehl und Straßburg, sowie den Polder Altenheim zu fluten. Eigentlich hatten sie bis zuletzt noch gehofft, dass dieser Schritt nicht nötig sein wird.

Akute Lebensgefahr

Zusammen fassen die beiden Schutzanlagen mehr als 54 Millionen Kubikmeter Wasser. Sie sollen so das Hochwasser zurückhalten und die Schutzdämme entlang der freien Rheinstrecke nördlich der letzten Staustufe bei Iffezheim entlasten, berichtet uns das Regierungspräsidium Freiburg. Dort habe man sich in den letzten Tagen intensiv auf mögliche Hochwassereinsätze vorbereitet.

Die betroffenen Hochwasserrückhalteräume bleiben voraussichtlich noch bis Mitte der kommenden Woche weiträumig abgesperrt. Und auch die Schifffahrt auf dem Oberrhein dürfte noch mehrere Tage unterbrochen bleiben. Die Einsatzkräfte rufen alle Bürger dazu auf, einen weiten Bogen um die abgesperrten Bereiche zu machen, da vor Ort wegen des einströmenden und abfließenden Wassers akute Lebensgefahr besteht. Für die Wildtiere in den Flächen wurden hingegen vorab ungestörte Rückzugsmöglichkeiten auf der Binnenseite geschaffen, heißt es.

(fw) / dpa