Hanf, Haschisch, Cannabis, Drogen, Gras, Plantage, THC, Sucht, © Oliver Berg - dpa (Symbolbild)

Gemischte Reaktionen auf Cannabis-Pläne in Baden-Württemberg

Während Suchtexperten den geplanten Lockerungsschritt begrüßen, lehnt die Drogenbeauftragte des Bundes ihn ab

Die geplante Erhöhung der erlaubten Grenze beim Besitz von Cannabis für den Eigenbedarf in Baden-Württemberg ist am Montag (10.05.2021) auf geteiltes Echo gestoßen. Während Suchtexperten den angepeilten Weg als wichtigen Schritt weg von der Kriminalisierung der Betroffenen deuten, kommt vom Bund Kritik an den Plänen.

Christa Niemeier von der Landesstelle für Suchtfragen spricht von einer erforderlichen Anpassung an die Realität. Für weite Kreise gehört nach ihren Erkenntnissen der gelegentliche Konsum von Haschischprodukten zum Freizeit und Genussverhalten dazu.

Dass die Politik das Thema vor allem auf den problematischen Konsum bei Jugendlichen beschränke, wird in ihren Augen der Sache nicht gerecht.

Suchtexpertin des Landes: Besserer Schutz für Jugendliche, mehr Freiheiten für Erwachsene wichtig

Auch wenn viele Cannabis-Sorten durch spezielle Züchtungen heutzutage viel stärkere Wirkung entfalten als noch vor 20 Jahren, sei die Droge aus Sicht der Drogenexpertin nicht per se zu verteufeln.

Dass Cannabis immer eine Einstiegsdroge sei, hält sie für einen Mythos. Tatsächlich hätten Studien gezeigt, dass mehrere Faktoren zusammenkommen müssten, um schädliche Abhängigkeiten zu erzeugen.

Demnacht gibt es zwar eindeutige körperliche und psychische Folgen des Haschisch-Rauchens, sagt Niemeier und verweist auf Unruhe, Konzentrationsprobleme, Depressionen und Antriebslosigkeit beim Entzug.

Sie hält das aber vor allen Dingen für eine Frage anmessener Jugendschutzbestimmungen. Ein 30-Jähriger, der am Wochenende einen Joint rauche, setze sich hingegen keiner großen Gefahr aus, so die Expertin.

Drogenbeauftragte: Bundesregierung möchte keine dritte Volksdroge

Ganz anders sieht das hingegen die Drogenbeauftrage der Bundesregierung Daniela Ludwig (CSU). Sie hält die geplante Grenze in Baden-Württemberg für den Eigenkonsum für deutlich zu hoch. Mit der Menge an Cannabis ließen sich nach ihrer Überzeugung zwanzig bis dreißig Joints drehen. Deshalb könne auch von Eigenbedarf keine Rede mehr sein, argumentiert Luwdig.

Die Bundesregierung hätte grundsätzlich kein Interesse daran, zu den beiden großen Volksdrogen Alkohol und Tabak noch eine dritte zu legalisieren, die weitere Folgeschäden in breiten Teilen der Bevölkerung erwarten lasse.

Die grün-schwarze Landesregierung plant in Baden-Württemberg, dass bis zu zehn Gramm Cannabis in Zukunft als Eigenbedarf gewertet werden und alle Mengen darunter in der Regel auch nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden. Bisher lag die Grenze im Südwesten bei sechs Gramm.

dpa / (fw)