Zusammenhalt, Familie, Erwachsene, Kinder, Hände, © Pixabay (Symbolbild)

Freizeit-Tipps für Familien, damit Ihnen zuhause nicht die Decke auf den Kopf fällt

Voraussichtlich bis nach Ostern heißt es jetzt für viele Familien: Zusammenrücken! Aber wie klappt das eigentlich?

Um weitere Ansteckungen mit dem Coronavirus zu erschweren, sind ab Dienstag (17.03.2020) in ganz Baden-Württemberg bis voraussichtlich nach den Osterferien die Schulen und Kitas dicht. Weil die Kinder vorsichtshalber lieber nicht zu Oma und Opa sollten, müssen viele Elternteile zuhause bleiben und nach Lösungen für die Arbeit schauen. Doch wie viele Mütter und Väter bereits aus der Ferienzeit wissen, sind auch zuhause mehrere Wochen Unterhaltung für die ganze Familie manchmal gar nicht so leich zu planen – gerade jetzt, wo etwa in Freiburg auch Schwimmbäder geschlossen bleiben, alle Veranstaltungen ab 50 Teilnehmern ausfallen und man sowieso seine Sozialkontakte erst einmal deutlich zurückschrauben sollte.

Was also tun in dieser langen Zeit mit den Kindern zuhause, ohne sie nur vor der Spielekonsole oder vor ihrem Lieblings-YouTuber zu parken? Wir haben für Sie ein paar Ideen gesammelt, mit denen Ihrer Familie auch in Zeiten von Corona nicht so leicht die Decke auf den Kopf fällt.

Raus an die frische Luft

  • Wer nicht gerade in Quarantäne sitzt, der muss nicht in seinen eigenen vier Wänden bleiben. Das sagen auch Virologen und die regionalen Gesundheitsbehörden momentan. Tatsächlich stehen uns jetzt in den nächsten Wochen die ersten warmen Frühlingstage des Jahres bevor. Und ein Spaziergang oder sogar ein kleiner Ausflug an der frischen Luft kann sogar gut für das Immunsystem sein. Grundsätzlich gilt hier: Menschenansammlungen besser meiden. Wenn Freiburgs Rathaus am Wochenende zwischen 8.000 und 10.000 Besucher im Tiergehege Mundenhof erwartet, steigt dort erwartungsgemäß das Infektionsrisiko.
  • Kaiserstuhl und Schwarzwald, das Markgräflerland und die Rheinufer bieten dafür genügend Wanderrouten, Ausflugsstrecken, Radwege und Aussichtspunkte, auf denen man kaum einer anderen Menschenseele begegnet, wenn man es drauf anlegt. Wer unterbeschäftigte und fitte Kinder zuhause sitzen hat, wird für jede Möglichkeit dankbar sein, an denen sich die Kids austoben können. Wenn es das Wetter zulässt, warum nicht mal eine Runde Federball im Garten oder in der Spielstraße spielen, eine große Generalprobe für die Ostereiersuche in ein paar Wochen durchführen oder eine klassische Schnitzeljagd auf die Beine stellen?

Anderen etwas Gutes tun

  • Vielleicht kann die Nachbarfamilie drei Häuser weiter gerade nicht raus, jemand müsste aber dringend mal ihren Rasen mähen. Vielleicht benötigt der nette ältere Herr aus dem Nachbardorf ein paar neue Kisten Sprudel, hat aber zu große Sorge, sich als Risikogruppe im Laden anzustecken. Oder aber die Kassiererin aus dem Supermarkt braucht einen Erziehungsratschlag für ihren Sohn, den sie ansonsten bei den anderen Eltern auf dem Spielplatz erfragt hätte. Unter dem Motto „Südbaden hält zusammen!“ stellt baden.fm gerade eine große Plattform für Nachbarschaftshilfe auf Facebook auf die Beine, bei der sich Menschen mit ganz unterschiedlichen Fragestellungen austauschen und gegenseitig helfen können. Wer hier die gängigen Vorsichtsmaßnahmen beachtet und Einkäufe für andere vielleicht lieber vor der Haustür abstellt, anstatt sie selbst zu überreichen, der kann für seine Mitmenschen schon mit kleinen Taten Großes bewirken. Und in vielen Fällen reicht auch einfach schon ein offenes Ohr.

Der Familien-Fotowettbewerb

  • Bestimmt kennen Sie das: Das Mittagessen noch schnell auf Instagram hochgeladen und die Aufnahmen vom Haustier in der dreihundertachtundvierzigsten Perspektive in die WhatsApp-Gruppe geschickt. Im Alltag halten wir die einfachsten Dinge in Fotos fest und die meisten davon schauen wir dabei so gut wie nie wieder an. Also warum sich nicht mal zur Abwechslung ganz bewusst Zeit für ein paar schöne Aufnahmen aus dem Familienalltag nehmen und daraus einen kleinen Wettbewerb machen? Jeder bekommt abwechselnd die Kamera oder das Smartphone in die Hand gedrückt und darf für eine bestimmte Zeit drauf los knipsen. Am Ende stimmt die Familie als Jury über die schönsten Schnappschüsse ab – und die können dann auch gerne in einem Fotobuch auf Papier landen.

Weihnachtsbäckerei im Frühling

  • Der Adventszeit fiebern viele Familien auch deshalb entgegen, weil dann die ganze Wohnung nach frisch gebackenen Plätzchen duftet und Groß und Klein gemeinsam in der Küche stehen und das leckere Gebäck zubereiten. Aber warum das große Backen nur auf die Vorweihnachtszeit beschränken? Fast nichts schmeckt so gut wie ein gemeinsam gebackener Kuchen. Und gleichzeitig lernen Ihre Kinder über die Arbeit in der Küche kleinere Alltagsaufgaben im Haushalt zu übernehmen.

Musik verbindet

  • Nicht jeder beherrscht ein Musikinstrument und nicht jeder hat unbedingt eine Gesangsstimme oder entsprechendes Rhythmusgefühl. Aber Sie werden überrascht sein, wie toll sich die eigene Familienband oder das Familienorchester anhören kann, wenn jeder seine Aufgabe übernimmt und fleißig gemeinsam drauf los spielt. In Italien, wo in Teilen des Landes gerade schärfste Quarantänemaßnahmen vorherrschen, haben die Menschen in vielen Städten damit sogar ein Zeichen der Verbundenheit gesetzt und sich ihre berühmte italienische Lebensfreude nicht nehmen lassen: Videos verschiedener Nachrichtensender im Land zeigen, wie Nachbarn, aber auch völlig Fremde an den offenen Fenstern ihrer Wohnungen sitzen, die Geige oder Gitarre in der Hand und alle singen gemeinsam gegen die Tristesse und die Sorgen an.
  • Gerade mit Kindern kann es außerdem eine tolle Aufgabe sein, sich selbst erst einmal aus Haushaltsgegenständen entsprechende Do-It-Yourself-Instrumente zu bauen. So wird aus einem Zweig, ein paar Kronkorken und einer Schnur eine Rassel, verschieden lange und dicke Gummibänder über eine Schüssel gespannt ergeben ein Zupfinstrument. Zwei Münzen auf zwei kleine Stücke Pappe geklebt erzeugen beim aneinanderklappern den Klang einer Kastagnette und wer mehrere Chipsdosen aufhebt und diese unterschiedlich hoch befüllt und mit Klebeband verbindet, kann sich eine kleine Trommel bauen. Ihrem Einfallsreichtum sollten dabei keine Grenzen gesetzt sein, zumal sich die meisten der Haushaltsinstrumente Marke Eigenbau auch noch wunderbar bemalen und bunt bekleben lassen.
VIDEO: Lisa & Reyk aus dem Schönen Morgen bei baden.fm erklären das Thema Corona für Kinder

Heimkinoabend als Erlebnis - auch mit interaktiven Filmen

  • Wenn es schon der Bildschirm sein muss, dann bietet es sich doch an, das eigene Zuhause zum großen Kino-Erlebnis werden zu lassen – Popcorn oder gesunde Knabbereien inklusive. Machen Sie ein spielerisches Event daraus, lassen Sie Ihre Kinder die Eintrittskarten gestalten, die Wohnzimmercouch mit Decken und Kissen noch gemütlicher zum Kinosessel umbauen und machen Sie aus dem Film eine große, glanzvolle Kinopremiere mit rotem Teppich, für den sich natürlich alle auch schick herausgeputzt haben.
  • Die großen Videostreamingdienste wie Netflix, aber vor allem auch die kostenlose Variante von YouTube greifen momentan immer stärker einen Trend auf, den Sie vielleicht von diversen Abenteuerbüchern aus den 80ern und 90ern noch in Erinnerung haben: Es geht um interaktive Geschichten, bei denen diesmal nicht der Leser, sondern der Zuschauer an bestimmten Punkten der Handlung entscheiden kann, wie es weitergehen soll. Anstatt bei einer bestimmten Reaktion auf Seite 34 oder 45 weiterzulesen, stellt der interaktive Film oder die interaktive Serie einen vor die Wahl, mit welchem anschließenden Teil-Clip es weitergeht. Solche Filme lassen sich auf den Plattformen bisher vor allem entweder für kleinere Kinder oder für größere Teenager finden. In den nächsten Wochen sollen aber auch weitere Streifen zum Mitentscheiden für die ganze Familie erscheinen.

Spiele-Klassiker mal anders

  • Natürlich können auch Brettspiele oder ein gutes Buch weiterhin ihren Reiz haben. Warum aber das Ganze nicht mal ein wenig anders angehen, um dem ersten Gedanken „Langweilig!“ etwas entgegenzusetzen? Ihre Spiele-Sammlung mit Mensch-Ärgere-Dich-Nicht, Mikado oder Uno dürfte sich sicher von den letzten Urlauben und denen davor bereits durchgespielt anfühlen. Zeit, zu den bekannten Klassikern ein paar neue Spieleideen zu entdecken. Guter Ansatzpunkt für tolle, unterhaltsame Brett- und Kartenspiele ist der Kritikerpreis „Spiel des Jahres“. Diese Auszeichnung wird nicht nur in der Hauptkategorie verliehen. Die Jury zeichnet separat auch Kinderspiele aus, die sich für die Jüngeren besonders gut eignen oder das so genannte „Kennerspiel des Jahres“, die meist etwas komplexer und auch vom Zeitfaktor abendfüllender ausfallen. Eine Übersicht über die aktuellen Spiele des Jahres finden Sie hier.
  • Wenn die Kinder ihre besten Freunde als Spielpartner vermissen, gibt es auch dafür inzwischen eine Ahilfe. Onlineplattformen wie Brettspielwelt bieten dutzende bekannte Spiele als Digitalform an. Der Clou: Verwandte, Freunde und Bekannte können sich nach kurzer Registrierung ebenfalls zuhause an den PC oder vor's Tablet setzen und mitspielen. Über Chat-, Sprach- und teils auch Videofunktionen kommt in den meisten Fällen ähnlich viel viel Stimmung auf, wie beim normalen Spieleabend von Angesicht zu Angesicht.

Zeit fürs (Vor-)Lesen

  • Auch eine gute Lektüre muss nicht automatisch etwas sein, bei dem es gezwungenermaßen still und ernst zugeht. Wann haben Sie Ihrem Kind eigentlich das letzte Mal eine Geschichte vorgelesen? Das schafft familiäre Bindung und weckt wohlige Erinnerungen an die ersten Gute-Nacht-Geschichten früher vor dem Einschlafen. Aber warum nicht auch mal die älteren Kinder ermutigen, aus ihrem Lieblingsbuch ein paar Seiten vorzutragen? Je nach Handlung auch gerne mal mit verschiedenen Sprechstimmen und Rollen und Sie als Erwachsene lauschen als Publikum ganz umgekehrt mal gespannt der Handlung.
  • Wenn das Halskratzen oder die heisere Stimme einen Strich durch die Rechnung machen: Die Stiftung Lesen bietet auf ihrer Plattform „Einfach Vorlesen“ im Netz und als App immer wieder neue Kindergeschichten an, die man sich mit einem Klick vorlesen lassen kann – das ganze wahlweise für Kinder ab drei, fünf oder sieben Jahren. Und für die älteren wäre dann vielleicht auch schon ein Podcast oder ein Hörbuch das Richtige.

Virtuell Kontakt mit den Liebsten halten

  • Auch wenn direkte Besuche der Großeltern vorsichtshalber erst einmal Tabu sein sollten: Gerade für Kinder ist es wichtig, regelmäßigen Kontakt zu vertrauten Bezugspersonen zu haben. Und zu diesen zählen nicht nur die eigenen Eltern oder Geschwister, sondern ab einem gewissen Alter auch Freunde und andere Gleichaltrige. Ermutigen Sie ihr Kind, seine sozialen Kontakt jetzt vorübergehend auch digital aufrecht zu erhalten. Stimmen Sie sich mit den anderen Familien ab, vielleicht lässt sich so eine kleine, regelmäßige „Live-Schalte“ per WhatsApp, Skype oder Messenger zur besten Freundin Ihres Kindes und ihren Eltern einrichten.

Zu guter Letzt ein paar allgemeine Hinweise:

Ganz wichtig ist es aus Sicht von Erziehern in jedem Fall, die Kinder gerade in Ausnahmesituationen wie der aktuellen von Vorneherein mit in den Alltag einzubeziehen. Je nach Alter sollte der Nachwuchs kleine, feste Aufgaben mit übernehmen und dabei auch Erfolgserlebnisse machen dürfen. Angst und Unsicherheit sind ansteckend: Wenn Sie selbst ruhig bleiben, dann gibt das auch Ihren Kindern Sicherheit.

Sprechen Sie mit ihnen und nehmen Sie sich Zeit um die Situation zu erklären, warum die Schulen gerade geschlossen sind und weshalb die unterrichtsfreie Zeit etwas anderes sind als Ferien. Eine mögliche, kindgerechte Erklärung rund um das Thema Coronavirus haben Lisa & Reyk aus der baden.fm-Morgenshow als Video für Sie vorbereitet. Gerade für Kinder und Jugendliche sind feste Strukturen und ein entsprechender Tagesablauf wichtig.

Und verlieren Sie auch das Lernen nicht aus dem Auge! Viele Lehrer geben den Schülern für die Zeit bis nach den Osterferien verbindliche Aufgaben mit nach Hause. Dafür sollten feste Zeiten vereinbart werden, an denen die auch zu erledigen sind. Sowohl die Eltern selbst als auch die Kinder sollten sich vor Augen halten: Die paar Wochen zuhause sind kein Dauerzustand, irgendwann machen die Schulen und Kitas auch wieder auf.

(fw)