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Wirtschaftsexperten zählen deutlich mehr Privatinsolvenzen in Baden-Württemberg

Die große befürchtete Pleitewelle in Folge der Corona-Krise dürfte dabei erst noch einsetzen, so die Schätzung

Ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie ist die Zahl der Privatpleiten im Südwesten einer neuen Studie zufolge rasant angestiegen. Die Wirtschaftsauskunftei Crifbürgel hat in ihrer Erhebung vom Dienstag (01.06.2021) fast 3.500 private Insolvenzen innerhalb des ersten Quartals 2021 gezählt. Das sind etwa 70 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Die Tendenz deckt sich mit den bundesweiten Entwicklungen, Baden-Württemberg liegt dabei zwar im unrühmlichen oberen Drittel, aber noch nicht im absoluten Spitzenfeld. Noch stärkere Zuwächse hat es beispielsweise in Thüringen (+75,3 Prozent), Hamburg (+77,5 Prozent), Nordrhein-Westfalen (+81,1 Prozent) oder Mecklenburg-Vorpommern (+86,7 Prozent) gegeben. Für das gesamte Jahr rechnet das Unternehmen bundesweit mit bis zu 110.000 Privatpleiten, was in etwa einer Verdoppelung entspricht.

Nicht nur Corona, sondern auch Gesetzesänderung einer der Hauptauslöser für die Entwicklung

Zu den Gründen lässt sich festhalten, dass viele Betroffene aus dem letzten Jahr noch versucht hatten, eine Gesetzesreform abzuwarten und deshalb zu Jahresbeginn besonders viele Fälle bei den Behörden eingereicht wurden. Verbraucher können inzwischen nämlich einfacher nach drei Jahren von ihren Restschulden befreit werden. Vorher waren es noch sechs Jahre. Diese Verkürzung gilt auch noch rückwirkend für die Insolvenzverfahren, die ab dem 01. Oktober 2020 beantragt wurden.

Die Corona-Pandemie und die wirtschaftlichen Folgen des monatelangen Lockdowns in vielen Branchen umfassen die aktuellen Zahlen übrigens nur teilweise, meldet Crifbürgel. Die zu erwartende Insolvenzwelle im Zusammenhang damit wird nach ihrer Einschätzung erst im zweiten Halbjahr 2021 richtig einsetzen und bis in das Jahr 2022 hineinreichen.

dpa / (fw)