AHA-Regeln, Abstand, Maske, Alltagshygiene, Schild, Coronavirus, Pandemie, © Kira Hofmann - dpa-Zentralbild / dpa

Ab Montag sollen gleich mehrere neue Corona-Regeln Lockerungen bringen

In den meisten Landkreisen geht es dabei um mindestens fünf unterschiedliche Themengebiete. So behalten Sie den Überblick:

Die Corona-Pandemie ist noch nicht überwunden, betonen führende Infektiologen in ganz Deutschland. Aber trotzdem sinken die Infektionszahlen auch bei uns in Südbaden seit Tagen und Wochen in Bereiche ab, die wieder deutlich mehr Normalität zulassen, wie wir sie aus Zeiten vor der Krise kannten.

Damit sich das auch in unserem Alltag wieder stärker wiederspiegelt, stehen jetzt ab Montag (07.06.2021) noch einmal neue Regeländerungen für ganz Baden-Württemberg an. Weil dabei in den meisten Regionen gleich mehrere Öffnungsschritte gleichzeitig auf dem Programm stehen, ist es nicht ganz leicht, den Überblick zu behalten. Genau deshalb fasst baden.fm für Sie hier noch einmal die wichtigsten Neuerungen zusammen:

1.) Öffnungsstufe 3 darf in Südbaden noch früher zum Einsatz kommen

In Baden-Württemberg gilt laut Corona-Verordnung ein Drei-Stufen-Plan, mit dem es abhängig von der Infektionslage für viele Bereiche des öffentlichen Lebens wieder zurück in Richtung normales Leben gehen soll. Der Stufenplan orientiert sich daran, wie lange am Stück die 7-Tage-Inzidenzen unter der Grenze von 100 bleiben. Jeweils nach 14 Tagen kommt dann für die einzelnen Landkreise, bei denen das so ist, der nächste Öffnungsschritt. Die aktuellen Zahlen für Ihren Landkreis haben wir täglich hier für Sie zusammengefasst.

In Südbaden befinden sich die meisten Landkreise aktuell in Stufe 2. Diese hat unter anderem Schwimmbädern, Saunen und Wellnessbereichen wieder erlaubt, aufzumachen. Im Restaurant darf momentan auch drinnen wieder ein Gast pro 2,5 Quadratmeter Fläche bedient werden und das bis 22 Uhr. Und auch die ersten Fitnessstudios und Sportvereine durften wieder kontaktarme Sportarten anbieten. Begleitet werden diese Maßnahmen derzeit aber noch von umfangreichen Hygiene-Auflagen, Kontaktnachverfolgung und Corona-Tests oder entsprechenden Nachweisen für eine vollständige Impfung oder Genesung.

Neu ist jetzt, dass alle Gebiete, in denen die Infektionszahlen mindestens fünf Tage unter 50 bleiben, ab Montag automatisch von den Vorteilen aller Öffnungsstufen 1, 2 und 3 profitieren sollen.  In der kommenden Woche werden dadurch dann voraussichtlich auch die ersten Landkreise in unserer Region die finale Stufe 3 erreichen. Wann genau, das werden dann die einzelnen Gesundheitsämter der Kreise ankündigen. In Emmendingen, Lörrach und der Ortenau war das beispielsweise schon am Sonntagvormittag der Fall.

Mit der Stufe 3 dürfte unter anderem auch die Gastronomie wieder bis 1 Uhr in der Früh offen bleiben. Bei Kulturveranstaltungen wären drinnen wieder bis zu 250 Besucher willkommen anstatt 100 und bis zu 500 im Freien anstatt maximal 250 wie bisher. Neu hinzu kommen dann außerdem Freizeitparks und andere Freizeitangebote wie Sommerrodelbahnen und Co..

2.) Stabile Inzidenz unter 35: Weniger Tests vorgeschrieben und mehr Menschen im Freien erlaubt

Darüber hinaus erlaubt ab Montag die grün-schwarze Landesregierung, dass in den Regionen die Corona-Regeln noch einmal zusätzlich gelockert werden, wo die Infektionszahlen nicht nur auf stabilem Niveau bleiben, sondern dauerhaft runtergehen. Das für Gesundheit zuständige Sozialministerium hat dafür einen zusätzlichen Schwellwert von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner eingeführt. Bleibt ein Kreis fünf Tage lang in Folge darunter, greifen noch einmal weitere Öffnungsschritte.

Gute Aussichten darauf hatten am Sonntag (06.06.2021) - also kurz vor dem Stichtag - alle südbadischen Landkreise außer Lörrach. Dort lag die 7-Tage-Inzidenz bisher nur einen anstatt fünf Tage unter dem erforderlichen Grenzwert, sodass die Entscheidung der Gesundheitsbehörden in Lörrach erst in den nächsten Tagen fallen dürfte. In allen anderen südbadischen Landkreisen und kreisfreien Städten gilt dann zusätzlich zu den Regeln aus den vorherigen Öffnungsstufen:

  • Für Außengastronomie, Open-Air-Veranstaltungen und Einrichtungen wie Freibäder sind keine Coronatests mehr Pflicht.
  • Im Restaurant dürfen wieder 50 Menschen drinnen und draußen gemeinsam feiern, solange sie negativ getestet, vollständig geimpft oder lange genug von Covid-19 genesen sind. Ausnahme sind Tanzveranstaltungen.
  • Kulturveranstaltungen im Freien wie Open-Air-Kinos, Theateraufführungen an der frischen Luft oder ähnliches sind wieder mit bis zu 750 Zuschauern möglich. Das gleiche gilt für Sportevents im Freien, Betriebsversammlungen in Vereinen oder Unternehmen, sowie Vortrags- und Infoveranstaltungen.
  • Messen, Ausstellungen und Kongresse dürfen pro 7 Quadratmeter Fläche einen Besucher empfangen
  • Schüler können sich direkt an ihrer Schule einen Nachweis über einen negativen Coronatest ausstellen lassen. Dieser bleibt dann auch 60 Stunden lang gültig, sodass auch Vereinssport im Freien wieder leichter möglich sein soll. Denn zum Ärger vieler Sportverbände braucht es dort momentan noch einen entsprechenden Nachweis. Darüber hinaus ist ab Montag wieder Schulsport in allen Formen erlaubt.

Alle anstehenden Lockerungen im Zusammenhang mit einer stabilen 7-Tage-Inzidenz unter 35 gibt es online zum Nachlesen als PDF-Dokument beim Sozialministerium Baden-Württemberg.

3.) Festgelegte Reihenfolge beim Impfen fällt weg, das hat Konsequenzen

Nach den Hausärzten fällt nun aus rechtlicher Sicht auch bei den Impfzentren in Baden-Württemberg die Priorisierungspflicht weg. Das bedeutet, dass sich ab Montag prinzipiell alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen über 12 Jahren um einen Impftermin bemühen dürfen - unabhängig von der vorher festgelegten Reihenfolge nach Alter, Vorerkrankungen oder beruflicher Zugehörigkeit.

Weil die meisten älteren Bürger im Südwesten inzwischen gegen das Coronavirus immunisiert seien, will das Landessozialministerium diesen Schritt gehen, um das Tempo bei der laufenden Impfkampagne weiter aufrecht erhalten zu können. Solange aber weiterhin nur begrenzte Mengen der zugelassenen Impfstoffe zur Verfügung stehen, dürfte der Andrang auf die freien Termine ziemlich groß werden.

Die Verantwortlichen raten dazu, bei der Terminvergabe hartnäckig zu bleiben und es immer wieder über die zentrale Telefonnummer 116 117, die Webseite Impfterminservice oder beim entsprechenden niedergelassenen Arzt zu versuchen. Spätestens bis zum Ende des Sommers soll jeder ein Angebot für eine Impfung erhalten, der auch eine möchte, heißt es aus dem Ministerium.

Gerade in den Arztpraxen könnte es bis dahin aber trotzdem weiterhin zu einer "versteckten" Priorisierung kommen, weil manche Mediziner erst einmal weiterhin den Patienten Vorrang geben möchten, die einen besonders hohes Risiko für einen schweren oder tödlichen Covid-19-Verlauf hätten. Diese Freiheit bei der Vergabe ist den Ärzten erlaubt.

4.) Rückkehr zum Präsenzunterricht - Kultusministerin gegen Impfpflicht an den Schulen

Bei dem Angebot einer Corona-Schutzimpfung für Minderjährige mit dem Biontech-Vakzin "Comirnaty" hat die neue Landeskultusministerin Theresa Schopper (GRÜNE) noch einmal darauf hingewiesen, dass die Ständige Impfkommission in Deutschland bisher noch keine klare Impfempfehlung für Kinder ab 12 ausgesprochen hat. Anders als in anderen Ländern in der EU halten die Experten die Datenlage hier für noch nicht ausreichend überschaubar.

Schopper sieht dort nun die Eltern in der Verantwortung, gemeinsam mit den Teenagern zu überlegen, ob eine Corona-Impfung für sie schon jetzt in Frage kommt oder nicht. Eine Impfpflicht für den Präsenzunterricht an den Schulen soll es nach den Sommerferien in Baden-Württemberg nicht geben, so die Kultusministerin. An der Maskenpflicht werde sich voraussichtlich aber auch danach erst einmal weiterhin nichts ändern.

Ganz allgemein möchten die Schulen im Südwesten zum Ende der Pfingstferien am Montag Schritt für Schritt zum Präsenzunterricht im Klassenzimmer zurückkehren. Solange die 7-Tage-Inzidenz unter 50 bleibt, dürfen dabei nicht nur die Grundschulen, sondern auch alle weiterführenden wieder ganz regulär öffnen. An einem angekündigten, eigenständigen Schul-Update für die Corona-Verordnung hat die Landesregierung dabei am Sonntag noch gearbeitet. Es folgt also noch ein separates Maßnahmen-Paket speziell für den Schulbetrieb im Land.

5.) Erste Modellversuche gehen in die Auswertung, andere starten am Montag

Mit wissenschaftlich begleiteten Modellversuchen wollte die Landesregierung außerdem seit einigen Wochen herausfinden, welche Hygienekonzepte sich mit welchen Öffnungsschritten besonders gut vertragen haben. So durfte unter anderem der Europa-Park unter einer strengen Begrenzung der Besucherzahl und mit umfassenden Maßnahmen für die Besucher schon vorzeitig wiedereröffnen.

Hier haben die beteiligten Forscher der Uni Freiburg jetzt am Freitag (04.06.2021) einen ersten Zwischenbericht an das Landessozialministerium erstellt, der in den nächsten Tagen ausgewertet werden dürfte. Sollten die Maßnahmen aus Rust erfolgreich gewesen sein, könnten sie im Idealfall landesweit zum Tragen kommen.

Noch nicht ganz so weit ist ein weiteres Modellprojekt, das am Montag im Hochschwarzwald startet. Die komplette Urlaubsregion wird dort zum Versuchsprojekt für mögliche Lockerungen in der Übernachtungsbranche. Dort testen die Tourismusverbände zusammen mit Forschern der Uni Heidelberg, ob Corona-Tests in Hotels länger gültig bleiben dürften, wie sich flächendeckende PCR-Tests mit so genannten Lolli-Tests für Gäste umsetzen lassen und unter welchen Voraussetzungen zum Beispiel auch der Steinwasen-Park oder der Tier- und Freizeitpark Tatzmania wieder seine Fahrgeschäfte in Betrieb nehmen kann.

Angepeilter Stichtag ist hier der 21. Juni 2021, danach könnten die Maßnahmen aus dem Hochschwarzwald im Falle eines Erfolgs ebenfalls zum Vorbild für ganz Baden-Württemberg werden.

(fw)