Keidelbad, Keidel-Mineral-Thermalbad, Parkplatz, Bäume, © baden.fm (Symbolbild)

Stadt Freiburg fällt 190 Bäume am Keidel-Mineral-Thermalbad für Parkplatz

Bei künftigen Bauprojekten soll es in der "Green City" keinen Anlass mehr für solchen Streit wie jetzt am Keidelbad geben

Trotz großer Proteste in den letzten Wochen hält die Stadt Freiburg weiter an ihrem Vorhaben fest und möchte vor dem Keidel-Mineral-Thermalbad im Westen der Stadt rund 190 Bäume für einen neuen Parkplatz fällen lassen.

Das hat Oberbürgermeister Martin Horn am Donnerstag (22.08.2019) noch einmal bestätigt. Er möchte sich gleichzeitig dafür einsetzen, dass in Zukunft bei jedem öffentlichen Bauvorhaben in Freiburg zwei neue Bäume für jeden gefällten gepflanzt werden.

Oberbürgermeister will verbindliche Vorgaben beim Klimaschutz

Dafür arbeitet die Stadtverwaltung gerade an einem verbindlichen Klima- und Artenschutzmanifest, das im Herbst dem Gemeinderat vorgelegt werden soll, bestätigt eine Rathaus-Sprecherin am Telefon auf baden.fm-Anfrage.

Für die vorgesehenen Baumfällungen am Keidelbad wird diese Regelung defitiniv zu spät kommen, kritisiert die Fraktionsgemeinschaft "Eine Stadt für alle". Sie zählt zu den entschiedenen Gegnern der Baumfällaktion. Diese haben bei einer gemeinsamen Change.org-Petition im Internet bereits Rund 2000 Unterzeichner gefunden (Stand 22.08.2019).

Stadtrat Mohlberg: "Schweden muss für jeden gefällten Baum drei neue pflanzen."

Linke-Liste-Stadtrat Gregor Mohlberg hält die angepeilte Richtung des Oberbürgermeisters mit dem neuen Manifest zwar für richtig. Da auch in Zukunft immer wieder Grün- und Waldflächen für Bauvorhaben weichen müssen werden, sei das Vorhaben die richtige Antwort darauf. Gleichzeitig merkt er im baden.fm-Interview an, dass eine 1-zu-2-Quote für neue Bäume gut, aber nicht weltbewegend sei. In Schweden müssen landesweit schon heute drei neue Bäume ins Erdreich eingebracht werden, wenn einer für ein Bauprojekt verschwindet.

Als grundlegend falsch bezeichnet es der 43-Jährige hingegen, dass am Keidelbad-Gelände überhaupt Pflanzen für noch mehr Platz für Autos weichen müssen. Mit Unterstützung seiner Fraktion fordert Mohlberg von der Stadtverwaltung ein grundsätzliches Umdenken bei Verkehrskonzepten. Die Alternativen wurden von den Verantwortlichen aus seiner Sicht mit zu wenig Nachdruck, zu wenig Fantasie oder einer fehlenden inneren Bereitschaft zu grundlegenden Veränderungen geprüft.

Alternativvorschläge: ÖPNV ausbauen, Parkplätze kostenpflichtig machen, Parkhaus statt Stellfläche

So hatte es bereits im Vorfeld der emotionalen Debatte um die neuen Parkplätze mehrere Vorschläge gegeben, beispielsweise den öffentlichen Nahverkehr vor Ort auszubauen. Bisher halten nicht alle Busse der Linie 33 von der Munzinger Straße nach Tiengen am Keidelbad. Daran könnte die Stadt mit der Freiburger Verkehrs AG arbeiten, so Mohlberg und auch gleichzeitig die Taktzahlen erhöhen.

Die vorhandenen Parkplätze müssten demnach auch kostenpflichtig werden, um mehr Badegäste zur Anreise mit Bus oder dem Rad zu zwingen. Den Alternativvorschlag seiner Stadtrat-Kollegen von "Freiburg Lebenswert" lehnt der linke Kommunalpolitiker hingegen ab. Sie hatten sich für ein mögliches Parkhaus am Standort stark gemacht, um am Ende mit mehreren Etagen weniger Stellfläche zu verbrauchen.

Stadträtin Schrempp: "Dieses Thermalbad ist ein Geschenk Gottes - vor allem auch für die Menschen aus dem Umland"

Stadträtin Gerlinde Schrempp nannte das Keidelbad im baden.fm-Gespräch ein - so wörtlich - "Geschenk Gottes" und spricht sich klar für den Bau zusätzlicher Autostellflächen aus. Sie hält ein drei- oder mehrstöckiges Parkhaus in leichter Bauweise wie am Fraunhofer-Institut an der Tullastraße für eine angemessene Kompromisslösung. Zudem betont sie, dass die Freiburger Stadtbau bereits 160 Bäume im Bereich des Opfinger Sees aufgeforstet habe, nachdem sie die Fläche am Keidelbad erworben hatte.

Mohlberg kritisiert bei diesen Überlegungen, dass ein Parkhaus auf lange Sicht nur noch schwer renaturierbar wäre. Aus den geplanten "normalen" Parkplätzen könnten stattdessen irgendwann wieder Grünflächen entstehen, falls diese irgendwann nicht mehr gebraucht werden.

Die meisten Besucher kommen heute mit dem Auto aus dem Um- oder Ausland

Die Stadtverwaltung argumentiert bei ihrer Position hingegen, dass schon heute 90 Prozent der Besucher des Mineral-Thermalbads mit dem Auto aus dem Umland oder sogar aus Frankreich anreisen und der Nahverkehr für diese Gäste ohnehin keine Rolle spielen würde. Das deckt sich auch mit Schrempps Einschätzung, die beim Keidelbad von regelmäßigen Besuchergruppen bis ins Kinzigtal und darüber hinaus spricht.

Außerdem müsse aus Rathaus-Sicht etwas gegen den bereits vorhandenen Ist-Zustand rund um das Bad getan werden, hier ist die Rede von zugeparkten Rettungswegen, auch der Linienbus komme häufig nicht durch, weil abstellte Fahrzeuge gerade im Winter den Weg blockieren.

Darüber hinaus richten sich einige Angebote am Thermalbad und des benachbarten Gesundheitsresorts auch an viele Reha-Patienten und Menschen mit Handycap. Wegen ihrer Einschränkungen bleibt für manche von diesen oft kein anderer Weg, als mit dem Auto anzureisen, so die Argumentation.

(fw)