Luca-App, Kontaktnachverfolgung, Coronavirus, Pandemie, QR-Codes, © Marcus Brandt - dpa

So schlägt sich die „Luca“-App beim Praxistest in Südbadens Einkaufsmeilen

Trotz Datenschutz-Bedenken zählt die App weiterhin zu den angesagtesten in den deutschen App-Stores

Ohne großen Aufwand und Papierkram einfach mit dem Handy beim Lieblingsladen einchecken, ohne Zeitdruck shoppen und danach wieder genauso bequem ausloggen: Das verspricht die so genannte "Luca"-App des Entwickler-Teams um den bekannten Fanta4-Rapper Smudo.

Sie soll es im Ernstfall für die Gesundheitsbehörden einfacher machen alle Kontakte bei einem Corona-Infektionsverdacht nachzuverfolgen - und das nicht nur beim Einkauf, sondern möglichst auch irgendwann einmal wieder beim Essengehen, Konzertbesuchen und allen Aktivitäten, nach denen sich gerade sehr viele Menschen sehnen.

So weit jedenfalls die Theorie.

Wie es in der Praxis aussieht, haben wir hier für Sie als Video in der Freiburger Innenstadt getestet:

Wie alltagstauglich ist die Luca-App zur Kontaktnachverfolgung beim Einkaufen in der Stadt? baden.fm-Reporter Matze macht den großen Praxistest in Freiburg

In der Praxis scheint die Luca-App tatsächlich schon seit einigen Monaten in der Lebenswirklichkeit vieler Kunden angekommen zu sein. Entsprechende Hinweise sind auch in immer mehr Schaufenstern auf den großen Einkaufsstraßen der Städte in Südbaden zu finden.

Freiburg und der Kreis Breisgau-Hochschwarzwald hatten sich sogar als Testregion für ein Pilotprojekt mit der Luca-App zur Verfügung gestellt und wirbt bereits seit Längerem dafür. Jedoch scheint die Einführung auch hier nicht immer ganz problemlos abgelaufen zu sein.

IT-Experten warnen vor Missbrauchsrisiko

Da wären zum Einen die Bedenken beim Datenschutz: Während die Entwickler die verschlüsselte Datenübermittlung ihrer Smartphone-App selbst als sicher einstufen, hatten IT-Experten und Datenschützer mehrfach Alarm geschlagen:

Sie kritisieren, dass die sensiblen Kontakt-Informationen der User - anders als bei der Corona-Warn-App des Bundes - zentral auf Servern gespeichert werden und dort grundsätzlich Zielscheibe für Hackerangriffe oder dubiose Datengeschäfte sein könnten.

Tatsächlich war es Schweizer Wissenschaftlern bei einem Test im Frühjahr gelungen, vertrauliche Infos darüber auszulesen, wann und wo sich Nutzer mit einem speziellen Schlüsselanhänger der Luca-App eingeloggt hatten. Diese Sicherheitslücke wurde inzwischen geschlossen.

Darüber hinaus hatte es zuletzt einen größeren Streit darüber gegeben, weshalb manche Bundesländer die privat entwickelte App vorab mit Steuergeldern bezuschussen, indem sie bereits vor der eigentlichen Nutzung Lizenzen für die Luca-App erwerben.

Große Bekanntheit, bei Akzeptanz aber noch Luft nach oben

Das alles mag dazu beigetragen haben, dass die Software nach neuesten Umfragen in Deutschland zwar ziemlich bekannt ist, ihr nicht alle aber auch gleichermaßen vertrauen.

Das führt dazu, dass viele Menschen lieber noch abwarten möchten und im Alltag doch lieber andere Möglichkeiten der Kontaktnachverfolgung nutzen. Und genau an diesem Verhalten richten sich dann auch wieder die einzelnen Geschäfte, Gastronomen und Freizeiteinrichtungen mit ihren Angeboten aus:

Flickenteppich aus bekannten Apps und eigenen Anmeldesystemen

Gerade die größeren Ketten haben für einen Besuch in ihren Läden und Flagship-Stores schon längst eigene Lösungen zum Ein- und Wiederauschecken ihrer Kunden entwickelt, sei es in Form eigener QR-Codes oder klassisch per Anmeldeformular zum Ausfüllen oder fester Kundenkartei.

Dass in der Realität hier kaum Einheit vorherrscht und stattdessen der eine Anbieter auf Luca setzt, der nächste auf die Corona-Warn-App und der übernächste auf sein eigenes System, sorgt schnell für einen unübersichtlichen Flickenteppich in den Einkaufsstraßen und Innenstädten.

Dass es auch anders geht, zeigen Umfrageergebnisse aus Mecklenburg-Vorpommern. Dort nutzt aktuell schon jeder zweite Befragte die Luca-App regelmäßig, nachdem sich das Bundesland als einer der ersten geschlossen hinter den flächendeckenden Einsatz gestellt hatte.

Das Fazit könnte lauten: Je stärker die App Teil des Alltagslebens ist, desto weiter ist sie auch verbreitet und desto mehr kann sie in der Praxis auch ihre eigentlichen Stärken entfalten.

(fw)