Rischmüllers SC-Tagebuch: Nachspiel nach Bochum

Das Fußballspiel (Mein 802. SC-Livespiel)
 
In den ersten zehn Minuten dachte ich, „wow, die Bochumer sind aber selbstbewusst und stark – das könnte schwer werden.“ Danach verflogen meine Bedenken, denn der SC hatte den VfL im Griff, ließ in der Nähe von Schwolows Tor überhaupt nichts zu und hatte selbst zwei richtig gute Möglichkeiten. Beide Male scheiterte ausgerechnet Tausendsassa Nils Petersen, der sonst wie am Fließband trifft und selbstverständlich nicht nur bei den Fans, sondern auch bei mir sehr viel Kredit hat. Trotzdem müssen wir ja bei der Wahrheit bleiben und die ist: Nils hatte zwei Tore auf dem Schlappen, hat das Runde aber nicht ins Eckige gebracht, weshalb es bei Halbzeit eben nicht 1:0 oder gar 2:0 hieß, sondern torlos 0:0.

Als eine knappe Stunde gespielt war, sah Menzur Mujdza seine zweite Gelbe Karte, was dann Gelb/Rot, also Platzverweis, bedeutete. Es ist müßig, zu diskutieren, ob die Karten gegen den Freiburger Rechtsverteidiger berechtigt waren. Ein besonders strenger Schiedsrichter kann da jeweils Gelb zeigen und dann hat das halt die massiven Folgen. Ärgerlich ist, wenn der Schiri – wie Peter SDippelö am Samstag - nur punktuell mal so streng durchgreift und die Sanktion dadurch etwas willkürlich erscheint. Und auch wenn Christian Streich – aus naheliegenden Gründen (Sportgericht und so) – am heutigen Montag öffentlich zurückruderte, war sein Verdruss über den Platzverweis gegen Mujdza durchaus verständlich. Zumal von da ab der Faden riss und Bochum in Überzahl die Partie an sich reißen konnte. Ähnlich übertrieben streng mutete übrigens die Rote Karte gegen Torrejon in der Schlussphase an, die allerdings für den Spielverlauf und die Entscheidung über Sieger und Verlierer am Samstag nicht mehr von Bedeutung war. Freiburg 1, Bochum 3 – das war zu dem Zeitpunkt der Roten Karte bereits aktenkundig.

Das Nachspiel
 
Schon in meiner Liveübertragung bei baden.fm hatte Schiri Sippel sein Fett wegbekommen. Zwei Platzverweise – das passte überhaupt nicht zu der engagiert aber fair geführten Begegnung zweier Mannschaften auf Augenhöhe. Aber auch die Spieler kamen nicht ungeschoren davon. Torwart Alexander Schwolow fand ich bei eigenem Ballbesitz, also bei Einbeziehung der Nr. 1 in den Spielaufbau problematisch. Ich gebe zu, wir sind durch Bürki total verwöhnt, der ein richtig guter Fußballer ist und besondere Stärken entwickelt und einbringt, wenn er mit ins Aufbauspiel einbezogen wird. Schwolow, wie auch sein Stellvertreter Klandt, können da nicht mit Freiburgs ehemaliger Nummer 1 mithalten.

Das ist halt so. Am Samstag, als „Schwoli“ häufig angespielt wurde, ist mir das besonders deutlich aufgefallen und ich habe den Gesamtauftritt vor dem Hintergrund  der drei Gegentore insgesamt mit der Schulnote 4 bewertet. Nils Petersen bekam für seine beiden vergebenen  Großchancen sogar eine 5. So richtig positiv waren mir nur die beiden Jungs auf der Doppelsechs aufgefallen. Amir Abrashi und Nicolas Höfler haben ihre Sache wirklich gut gemacht. Trotzdem hat es am Ende nicht gereicht – wegen des Platzverweises gegen Mujdza und weil von den Jungs keiner über sich hinauswuchs und Nils nicht knipste, wie sonst immer.

Über außen ging auch zu wenig. Nach dem krankheitsbedingten Ausfall von „Milli“ Philipp wurde gegen Bochum besonders deutlich, dass der SC auf den Außenpositionen noch nachlegen muss. Möller-Daehli deutete nach seiner Einwechslung an, dass er mittelfristig zu einer Hilfe werden könnte. Vegar Hedenstad und Mike Frantz waren sehr bemüht, sind auf den offensiven Außenpositionen aber Notnägel. So fiel das Zeugnis für den SC, das ich immer nach dem Spiel über den Äther gebe so ähnlich aus, wie ein Schulzeugnis von Frank Rischmüller während der Pubertät in Unter- und Mittelstufe auf dem Gymnasium. Ein Zweier (am Samstag Abrashi, bei mir früher Deutsch), ein Fünfer (Petersen, bei mir Mathe) und viele Dreier und Vierer (beim SC, wie auch bei mir damals mit Tendenz zur vier). Ich war ein Spätstarter, hatte meine besten Zeugnisse in der gymnasialen Oberstufe – ich hoffe und vermute, beim SC steht uns auch das Beste noch bevor.

Als ich also das nach Niederlagen unter dem Zeitdruck nicht wirklich einfach zu erstellende Radiozeugnis für den SC verkündet hatte, bat ich meine mich begleitende Redaktionspraktikantin Julia, mir einen Platz in der ersten Reihe im Pressekonferenzraum freizuhalten und eilte in die Mixedzone, wo ich Vincenzo Grifo vor das Mikrofon bekam. Und ich meine „Mikrofon“, denn seit Samstag muss ich den Jungs bei den Interviews kein iPhone mehr entgegenhalten, sondern arbeite mit einem iRig-Mikrofon, was auch viel besser kommt, wenn die Interviewszenen abgefilmt werden, weil so natürlich auch das Logo von baden.fm im Bild erscheint. Außer Grifo fand sich kein Spieler zum Interview mehr ein (Abrashi war wohl schon wieder weg). Stattdessen steckte mir Sascha Glunk von der Presseabteilung des SC einen Briefumschlag zu, den er von Fans zur Weitergabe an mich erhalten hatte. Es war eine Glückwunschkarte zum 800. Spiel. Ganz lieben Dank, Fans!
Es folgte die PK mit den Trainern Streich und Verbeek, die in diesem Leben vermutlich keine Freunde mehr werden. Zumindest inhaltlich waren sich aber alle im Wesentlichen einig, was Verbeek mit dem Satz er wisse nicht, wie das Spiel bei elf gegen elf Spielern ausgegangen wäre, ganz gut auf den Punkt brachte.
Kurz vor der Halbzeit der Erstligaspiele vom Samstagnachmittag war ich wieder zu Hause. Ich schaute mir das Geschehen bei Sky an, ohne dem Erstligageschehen wie früher besonders große Aufmerksamkeit zu widmen. Nur das Abendspiel von Dortmund riss mich ein wenig mit. Sonntagmorgen gab es statt des TV-Fußballstammtisches einen Besuch im Fitnessstudio, der mich so sehr anstrengte, dass ich den Rest des Sonntags auf dem Sofa liegend verbrachte.
Auf den Sport-Club kommen jetzt schwere Wochen zu. In Düsseldorf muss die Mannschaft wegen der Sperren gegen Mujdza und Torrejon mit einer neu formierten Abwehrreihe funktionieren und die noch sieglosen Fortunen, werden im Heimspiel alles daransetzen, endlich einen Erfolg feiern zu können. Und dann kommt Sandhausen. Das klingt wie früher Meppen, ist aber das momentane Nonplusultra der zweiten Liga: Drei Siege – zwei davon auswärts (1:3 in Braunschweig und 0:6 (!) in Paderborn – da weiß man, was gebacken ist und der SC braucht nach der so nicht eingeplanten Niederlage gegen Bochum Punkte, Punkte, Punkte. Ich drücke mal die Daumen, weiß aber, wie sauschwer das wird…

 

- Frank Rischmüller