Depressionen, Angst, Verzweiflung, Psychologie, Sorgen, Überforderung, © picture alliance - dpa (Symbolbild)

Psychische Erkrankungen haben 2021 für deutlich mehr Fehltage gesorgt

Besonders betroffen sind Frauen ab 60 und eine Berufsgruppe, die ohnehin gerade stark belastet ist

Die fortwährende Angst vor dem Coronavirus, das häufigere Alleinsein in Zeiten von strengen Auflagen, sowie auch Trauer und der Pflege-Marathon haben nach Angaben der Krankenkasse DAK-Gesundheit 2021 zu deutlich mehr psychischen Erkrankungen in Baden-Württemberg geführt. Die Versicherer haben sich für ihren aktuellen "Psychreport" unter anderem die Fehlzeiten im Beruf wegen Depressionen und ähnlichen Krankheitsbildern genauer angeschaut und schlagen Alarm:

Im Vergleich zum ersten Pandemiejahr konnten noch einmal drei Prozent mehr Arbeitnehmer wegen solcher Probleme nicht mehr am Arbeitsplatz erscheinen. Im Rückblick auf die letzten zehn Jahre entspricht das sogar einem Plus von mehr als einem Viertel, nämlich 27 Prozent.

Besonders betroffen von dem Anstieg sind den neuen Daten zufolge Frauen ab 60 Jahren. Sie mussten an 18 Prozent mehr Tagen beruflich aussetzen als noch im Vorjahr. Aber auch bei den 55- bis 59-jährigen Mitarbeiterinnen haben die Fehltage um zwölf Prozent zugenommen. Bei den Männern hingegen verzeichnet der Report in beiden Altersgruppen für den gleichen Zeitraum einen deutlichen Rückgang.

Arbeitgeber sollten ihre Mitarbeiter besser vor solchen Belastungen schützen

Deutlich wird außerdem, dass es die meisten Ausfälle wegen psychischer Erkrankungen im Südwesten bei Beschäftigten im Gesundheitswesen gibt. Sie machen bei den DAK-Versicherten mit rund 294 Fehltagen pro 100 Erwerbstätigen die größte Berufsgruppe aus. Aber auch die öffentliche Verwaltung ist überdurchschnittlich stark betroffen.

Zu der Entwicklung glaubt der DAK-Gesundheit-Landeschef Siegfried Euerle, dass Frauen häufiger in sozialen Berufen etwa als Kranken- oder Altenpflegerinnen arbeiten, sowie in Branchen mit viel Menschenkontakt. Daher seien die Ausfalltage wegen der hohen Belastung bei ihnen auch höher. Hinzu komme aber, dass in vielen Firmen psychische Probleme weiterhin als Tabu gelten würden.

Euerle fordert deshalb, dass Arbeitgeber Stress und mögliche Belastungen viel stärker in den Fokus rücken müssen und dafür auch innerbetriebliche Abläufe schaffen sollten, die eine psychische Gesundheit stützen. Gerade in den stark belasteten Branchen bräuchte es einen deutlich offeneren Umgang mit psychischen Belastungen.

Für ihren Report hat die Krankenkasse das IGES Institut die Daten von rund 280.000 versicherten Arbeitnehmern auswerten lassen.

(fw) / dpa