Polizei, Streife, Festnahme, © Boris Rössler - dpa (Symbolbild)

Polizeipräsidium Freiburg präsentiert Kriminalstatistik – so wenige Verbrechen, wie seit zehn Jahren nicht mehr

Rückgang um 4,9 Prozent in Freiburg sowie den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen, Lörrach und Waldshut

61.671 Straftaten wurden im vergangenen Jahr in Südbaden verübt. Was nach viel klingt, ist in Wahrheit ein absoluter Spitzenwert - auch landesweit. 4,9 Prozent weniger Verbrechen als in den zurückliegenden zehn Jahren waren es 2019 im Bereich des Polizeipräsidiums Freiburg, der die Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen, Lörrach, Waldshut und die Stadt Freiburg umfasst. Letztere ist nicht mehr die kriminellste im Land, sondern rangiert nun auf Platz drei.

Auf die Kriminalitätsschwerpunkte fokussiert."

"Unsere Strategie einer ausgewogenen Kriminalitätsbekämpfung, die wir 2019 weiterentwickelt hatten, war mehr als erfolgreich, wie man jetzt auch an der Kriminalstatistik erkennen kann", gibt sich Polizeipräsident Franz Semling anlässlich der am Montag (30. März 2020) veröffentlichten Erhebung zufrieden. "Wir haben unser Personal und unsere Fähigkeiten auf die Kriminalitätsschwerpunkte fokussiert - das hat gewirkt."

Die Aufklärungsquote bei angezeigten Straftaten belief sich auf 61 Prozent und lag damit über dem Landesschnitt sowie dem regionalen Mittelwert der vergangenen zehn Jahre.

Weniger Einbrüche, dank intensiver Ermittlungen und Aufmerksamkeit innerhalb der Bevölkerung

Unter anderem konnte die Zahl der Wohnungseinbrüche um 30 Prozent gesenkt werden. Die Grenznähe macht die Region für Einbrecher besonders attraktiv, weswegen die reine Anzahl noch immer die höchste in Baden-Württemberg ist. Dem entgegen zu wirken passte das Polizeipräsidium Freiburg seine Strategie an. Alle Dienststellen der Schutz- und Kriminalpolizei sind dabei eingebunden. "Wir leben in einer Region, die vergleichsweise stark durch Wohnungseinbrüche belastet ist. Das beeinträchtigt das Sicherheitsgefühl der Menschen - umso mehr werden wir dafür tun, um solche Delikte weiter zurückzudrängen", kommentierte Semling die polizeiliche Strategie. "2019 ist uns das sichtbar gelungen, aber wir wollen und müssen noch besser werden", so der Polizeipräsident.

Darüber hinaus seien Einbrecher bei ihren Taten zuletzt weniger erfolgreich gewesen, als in den Jahren zuvor. Bei 44,7 Prozent aller Taten blieb es beim Versuch. Grund seien die hohe Aufmerksamkeit innerhalb der Bevölkerung bei verdächtigen Vorgängen und ein besserer Einbruchsschutz an vielen Wohngebäuden. Mehr als jeder fünfte Einbruch konnte im Jahr 2019 aufgeklärt werden.

Kriminalitätshotsports verstärkt kontrolliert

Um die Kriminalität in der Öffentlichkeit zu bekämpfen bestimmte die Polizei bestimmte Kriminalitätsbrennpunkte, an denen verstärkt kontrolliert wird. Wo sich die Situation verbessere, werde das Polizeigesetz für sogenannte "gefährliche Orte" wieder aufgehoben, so die Polizei. Als Beispiel benennt Polizeipräsident Semling den Bereich um die Johanneskirche in Freiburg. "Von den ursprünglich sechs als Kriminalitätsbrennpunkte eingestuften Orten, wurden drei wieder herabgestuft", so Semling. Prozentual seien die Straftaten im öffentlichen Raum um 7,2 Prozent zurückgegangen.

Sexuell motivierte Straftaten nehmen zu, Tötungsdelikte öffentlich besonders beachtet

Einen Anstieg verzeichnete die Polizei hingegen bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung - nämlich um 11,2 Prozent. Dies entspricht ziemlich genau dem landesweiten Durchschnitt. Etwa doppelt so viele Fälle gab es im Bereich der Verbreitung illegaler pornografischer Schriften, wie Kinderpornografie. Uner anderem werden die zunehmende Verteilung von strafbarem Video- und Bildmaterial über Gruppenchats sowie eine schärfere Gesetzgebung als Gründe für die Zunahme genannt. Die Zahl sexueller Übergriffe und sexuellen Missbrauchs gingen hingegen zurück.

Einen kleinen, dafür aber besonders beachteten Anteil machten insgesamt 27 Tötungsdelikte im Einzugsgebiet des Polizeipräsidiums Freiburg aus - drei Morde, 21 Totschlagsdelikte und drei fahrlässige Tötungen. Die Aufklärungsquote lag bei 100 Prozent. Die meisten Tatverdächtigen dieses Segments waren männliche, deutsche Staatsangehörige, die in der Vergangenheit bereits polizeilich in Erscheinung getreten waren.

Mehr Straftaten gegen Polizeibeamte und Rettungskräfte

Wie schon die Landeskriminalstatistik deutlich machte, ist die dramatische Zunahme von Straftaten gegen Polizeibeamte und Rettungskräfte die sicherlich besorgniserregendste Statistik. 565 Angriffe auf Polizisten wurden 2019 in Südbaden gezählt, der höchste Wert seit fünf Jahren. Die meisten Täter waren männlich - meist spielte Alkohol eine Rolle. Aufgrund dieser Entwicklung wurden alle Polizeireviere im vergangenen Jahr mit sogenannten Bodycams ausgestattet.

Freiburg nur noch auf Platz drei im Ranking

In Freiburg-Stadt sank die Zahl der Straftaten gar um 9 Prozent auf nur noch 22.560 Fälle. Auch hier verzeichnet die Polizei einen Zehn-Jahres-Tiefstwert. Nach 16 Jahren verlässt Freiburg damit den unrühmlichen Spitzenplatz der von Kriminalität belasteten Stadtkreise in Baden-Württemberg.

Polizeipräsident Semling meint: "Auch wenn das Sicherheitsgefühl der Freiburger in den letzten Jahren spürbar beeinträchtigt war, hat sich Freiburg 2019 positiv verändert." Dies könne jedoch nur der Anfang sein. Das kann aus meiner Sicht jedoch nur der Anfang sein. Bestes Beispiel für die anhaltende Entwicklung sei die Situation am Stühlinger Kirchplatz.

Viel Personal und Geld wurde innerhalb der Sicherheitspartnerschaft zwischen Stadt und Land investiert. Die Stadt Freiburg hat den eigenen Vollzugsdienst nochmals verstärkt und das Polizeipräsidium erhöhte die Präsenz im Stadtgebiet. Die Straßenkriminalität ging in Folge dessen um 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück - ebenso die Gewaltkriminalität.

Landkreis Emmendingen gehört zu den sichersten im Land

Besonders sicher leben Bürger im Landkreis Emmendingen. Auch hier ging die Gesamtzahl der Straftaten auf einen Fünf-Jahres-Tiefststand zurück Mit 3.786 Straftaten pro 100.000 Einwohner gehört der Landkreis weiterhin zu den sichersten in Baden-Württemberg. Für Unruhe sorgte eine Serie von Brandstiftungen (insgesamt 55 Fälle). Dank der Ermittlungsgruppe "Scheune", die daraufhin eingerichtet wurde und die offen wie verdeckt ermittelte, konnte die Serie gestoppt werden. Am 29. Juli wurde ein 20-jähriger Tatverdächtigen aus Herbolzheim festgenommen.

(br)