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Polizei sagt Länderspiel gegen die Niederlande aus Sicherheitsgründen ab

Überraschende Entscheidung vor dem Freundschaftsspiel in Hannover

Anderthalb Stunden vor dem anstehenden Länderspiel der Deutschen Nationalmannschaft gegen die Niederlande hat die Polizei am Austragungsort Hannover das Spiel nun aus Sicherheitsgründen abgesagt. Fußballfans, die bereits in das Stadion gekommen waren, mussten es wieder verlassen. Vor Ort ist ein Großaufgebot von Polizeikräften, um die Lage unter Kontrolle zu halten.

Hinweise auf drohenden Anschlag

Was genau zur kurzfristigen Absage des Spiels geführt hat, dazu hatten die Ermittler zunächst keine Angaben gemacht. Der Polizeipräsident von Hannover konnte dann aber bestätigen, dass im Vorfeld des Spiels Hinweise auf einen drohenden Anschlag aufgetaucht waren. Konkret lag den Behörden eine Warnung vor, dass im Stadion ein Attentäter einen Sprengsatz zünden wollte. Augenzeugenberichte sprechen gegenüber einer Hannoveraner Zeitung von einem Krankenwagen, in dem angeblich Sprengstoff gefunden wurde - das hat Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius aber später in einer Pressekonferenz dementiert.

Schutz der Menschen hat Vorrang

Die Entscheidung sei auch Bundesinnenminister Thomas de Maiziere nicht leicht gefallen. Aus ermittlungstaktischen Gründen machte er bei einer Pressekonferenz am Abend bewusst keine Angaben zum konkreten Ausmaß der Terrorwarnung – auch nicht zu seiner Quelle. Er sagte, dass in so einer schwierigen Lage im Zweifel der Schutz der Menschen Vorrang habe und ein Teil der Antworten bei der Bevölkerung zu einer Verunsicherung führen könnte. Außerdem soll die Vorgehensweise der Behörden in einem aktuten Gefährdungsfall für die Täter nicht durchschaubar sein. De Maiziere betonte allerdings, dass für die Absage gute Gründe vorlagen.

Evakuierung verlief ruhig

Vor Ort haben die Polizisten die Passanten dazu aufgerufen Ruhe zu bewahren und nach Hause zu gehen. Die Abreise der bereits 3500 angereisten Fans lief sehr geordnet und ruhig ab. Auf Anweisung der Polizei hin halten die U-Bahnen in Hannover nach der Räumung nur an ausgewählten Haltestellen, um einen sicheren und schnellen Abtransport der Menschen zu gewährleisten. Die HDI-Arena und ihr Vorplatz waren nach wenigen Minuten geräumt. Der Deutsche Fußball-Bund hatte sich vorher noch am Montag nach den Terroranschlägen von Paris dazu entschieden, das Freundschaftsspiel als Symbol der Freiheit und in Gedenken an die Terroropfer auszutragen.

Verdächtiger Fund vor dem Stadion

Weder Bundeskanzlerin Angela Merkel noch die beiden Nationalmannschaften befanden sich nach Medienberichten zum Zeitpunkt der Absage bereits in der HDI-Arena. Wenige Stunden vor Beginn der Fußballpartie hatten Ermittler gegen 18 Uhr noch einen verdächtigen Gegenstand vor dem Stadion gefunden, konnten dort aber schnell Entwarnung geben. In Hannover soll am Abend gleichzeitig die Popband Söhne Mannheims auftreten - auch hier hatten die Veranstalter zunächst überlegt den Auftritt abzusagen, sich dann aber anders entschieden. Das parallele Fußball-Länderspiel zwischen Frankreich und England in London soll nach bisherigem Stand hingegen wie geplant stattfinden. Über 5000 Soldaten und Polizisten sorgen dort für die Sicherheit. Sie haben nach der Absage der Spiels in Deutschland die Anweisung bekommen, bei einer möglichen Gefahrenlage von ihren Schusswaffen Gebrauch zu machen.