Dietenbach, Wald, Wäldchen, Stadtteil, Freiburg, Bürgerinitiative, Bebauung, © baden.fm (Archivbild)

Neuer Stadtteil Dietenbach wird konkreter – Stadt trägt Kosten womöglich alleine

Zu hohes Risiko: Sparkasse will die Gesellschaft für Kauf und Vermarktung an Stadt abtreten

Der neue Stadtteil Dietenbach kommt - in diesem Punkt sind sich die Stadt Freiburg und die Sparkasse einig. Bei der Finanzierung sieht das inzwischen etwas anders aus. Die Entwicklungsmaßnahme Dietenbach (EmD), eine Gesellschaft der Sparkasse Freiburg, sollte eigentlich die für den neuen Stadtteil benötigten Grundstücke erwerben und anschließend vermarkten. Das ganze war auf eine Laufzeit von 20 Jahren angelegt. Nun wird das Megaprojekt für die Bank zu heikel. Eine Übernahme der Gesellschaft durch die Stadt gilt als wahrscheinlich. Die entsprechenden Gespräche haben schon stattgefunden. Das erklärten Stadt und Sparkasse am Mittwoch (22.06.2022) beim Pressegespräch.

Explodierende und langfristig unabsehbare Grundstücks- und Baupreise machen langfristige Prognosen unmöglich. Aus diesem Grund prüft die Stadt derzeit, ob sie der Sparkasse die Entwicklungsgesellschaft mit den bereits erworbenen Grundstücken abkaufen soll. Die Option habe immer bestanden, berichten Stadt und Bank. Dass diese nun wahrscheinlich gezogen würde sei den aktuellen Entwicklungen auf den Weltmärkten geschuldet, die eine auch nur annähernd präzise Prognose über zwei Jahrzehnte unmöglich mache. "Die Baupreise und die Zinsen explodieren – das macht die Kalkulation für uns schwieriger", stellt Sparkassen-Vorstand Marcel Thimm klar. Die Risiken seien für das Geldhaus einfach zu groß und auch die Stadt könne keine ausreichenden Sicherheiten bieten. Sie könne allerdings besser auf neue Gegebenheiten auf den Märkten reagieren.

Oberbürgermeister Martin Horn über den neuen Stadtteil Dietenbach und wie dieser finanziert wird
Baubürgermeister Martin Haag über Fortschritte und steigende Kosten für den neuen Stadtteil Dietenbach
Marcel Thimm Vorstand Sparkasse zum Bauprojekt Dietenbach und dem geplanten Verkauf der Gesellschaft zur Entwicklung

Die Preise explodieren, während Planung des Stadtteils schnell voranschreitet

Rund 60 Millionen Euro sind die bisher von der EmD erstandenen Grundstücke wert. Endgültig geeinigt habe man sich allerdings noch nicht, ob verkauft wird oder nicht. Eine Entscheidung müsse aber schnell her, denn beim Stadtteil selbst ginge es gut voran. Der Gewässerausbau mit Hochwasserschutz sei in vollem Gange, so der Freiburger Baubürgermeister Martin Haag. Auch sei ein Erdaushubzwischenlager eingerichtet, wo Erde aus der ganzen Region gesammelt werde, um den Stadtteil später aufschütten zu können. Im kommenden Jahr soll mit der Neuordnung der Grundstücke sowie mit der Erschließung von Straßen- und Kanalverläufen begonnen werden.

Gleichzeitig läuft für die Grundstückseigentümer, die einem Verkauf bereits zugestimmt haben, die Optionszeit ein Jahr länger als geplant, nämlich bis Ende 2023. Diese Option bestand bereits durch die Rahmenvereinbarung aus dem Jahr 2018. Pro Jahr und Quadratmeter der Verlängerung gibt es für die Eigentümer hier einen Euro mehr.

Neubau für eine Hand voll Euro gibt es nicht mehr."

Nicht zuletzt wurde jüngst ein Wettbewerb für einen Schulkampus über rund 100 Millionen Euro ausgelobt. Die Ambitionen sind hoch in Dietenbach. Dass hier 50 Prozent bezahlbarer Wohnraum entstehen soll, während die Kosten immer weiter steigen, sei indes ein schwieriges Unterfangen. Das räumt auch Oberbürgermeister Martin Horn ein: "Neubau für eine Hand voll Euro gibt es nicht mehr - schon gar nicht in Freiburg. Da kann niemand das Gegenteil behaupten", so der OB. "Aber wenn die Grundstückspreise jetzt auf 15 Euro pro Quadratmeter steigen, dann sind immer noch 50 Prozent sozial gefördert - da bleibt der Preis bei zehn Euro." Die Förderung belaufe sich dabei auf 33 Prozent des eigentlichen Bodenpreises. So bleibe man beim geförderten Wohnraum noch deutlich unter den gängigen Preisen für Wohnraum.

(br)