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Mit dem Auto in den Urlaub: Diese Tipps machen das Reisen mit Kindern leichter

Das können Familien schon Planung beachten, um besonders sicher und entspannt am Urlaubsziel anzukommen

Am ersten Tag der großen Ferien: Da wird gepackt, da werden Brote geschmiert, der Reifendruck gemessen und das Ziel ins Navi eingegeben. Bevor man im Urlaub entspannen kann, gibt’s einiges zu tun. Gerade wenn man mit Kindern unterwegs ist, will eine Autoreise gut geplant sein. Vor allem, was die Sicherheit angeht, aber auch die richtige Reisevorbereitungen: baden.fm-Moderatorin Julica Goldschmidt hat sich für Sie beim ADAC schlau gemacht.

Sicherheit: Vom zusätzlichen Rückspiegel bis zum richtigen Kindersitz

Viele Eltern werden das kennen, kaum dreht man den Kindern hinten auf der Bank den Rücken zu, wird gestritten, alle Taschen durchwühlt oder sich abgeschnallt. Um das zu verhindern, setzt sich am besten ein Elternteil während der Fahrt nach hinten, um sich mit den Kleinen zu beschäftigen, rät Claudia Ploh vom ADAC Südbaden. Ist das nicht möglich, gibt es auf dem Markt auch so genannte Zweitrückspiegel zu kaufen, die vorne an der Windschutzscheibe befestigt werden und nicht auf das Fahrzeug dahinter, sondern auf die Kinder ausgerichtet werden. Hier sei es aber ganz wichtig, dass der zweite Spiegel nicht die Sicht auf die Fahrbahn beeinträchtigt. Außerdem ist jeder zusätzliche Blick in den Spiegel grundsätzlich eine Ablenkung.

Gerade auch im Sommer ist das Thema Schutz vor Hitze und Sonne im Auto wichtig. Professionell verklebte Schattenschutzfolien sind da im Alltag sehr praktikabel, meint Ploh, weil sie gleichzeitig die freie Sicht nach Draußen nicht beeinträchtigen. Etwas mehr Sicht schlucken die Sonnenschutz-Lösungen aus Netzstoff mit Saugfuß. Vor dem eingeklemmten Handtuch im Fenster warnt die ADAC-Experten hingegen. Damit ist im Ernstfall beim fließenden Verkehr kein kompletter Schulterblick mehr möglich.

Bleibt das größte Sicherheitsthema beim Reisen mit Kindern: Der richtige Kindersitz. Der sollte unbedingt an Alter, Größe und Körpergewicht des Kindes angepasst sein und möglichst unfallfrei und damit ohne mögliche Schwachstellen sein, um bei einem Unfall auch effektiv vor schweren oder lebensgefährlichen Verletzungen schützen zu können. Eltern sollten hier besonders auf eine gute Polsterung des Sitzes achten, meint Ploh. Und bei kleineren Kindern sollte der Sitz auch eine bequeme Schlafposition ermöglichen. Der ADAC prüft dabei jedes Jahr eine ganze Hand voll verschiedener Kindersitze und lässt neben der Sicherheit auch Aspekte wie Verarbeitung oder Schadstofffreiheit in die Bewertung mit einfließen. Die Testergebnisse von 2021 finden Sie hier.

Auch wenn Kinderwagen, Reisebettchen, Spielsachen, Schwimmzeug und mehr alles mit in den Urlaub muss: Verkehrssicherheitsexperten warnen grundsätzlich davor, den Kofferraum so voll u laden, dass der Fahrer nicht mehr durch den Rückspiegel raussehen kann. Hinzu kommt speziell für Kinder die Gefahr, dass sich bei einer Vollbremsung - etwa bei einem plötzlichen Stauende - die aufgestapelten Gegenstände lösen und den Kindern auf der Rückbank ins Genick oder gegen den Kopf krachen könnten.

Reiseplanung: Lieber Ratespiele als Videos auf dem Tablet und regelmäßige Pausen

Ganz wichtig für eine entspannte und sichere Fahrt ans Ziel sind gerade auf längeren Strecken regelmäßige Pausen - gerade auch für Kinder. Für Erwachsene werden da normalerweise kurze Ruhezeiten alle zwei Stunden empfohlen, so ADAC-Sprecherin Claudia Ploh. Für Kinder sei dieser Zeitabstand aber meist zu groß. Denn das Stillsitzen im Kindersitz steht in einem starken Kontrast zu ihrem natürlichen Bewegungsdrang. Sie empfiehlt Familien deshalb im Schnitt am besten alle anderthalb Stunden oder öfter Pausen einzulegen. Das Argument, dass die Urlauber dann ja gar nicht mehr ans Ziel ankommen, lässt sie nicht gelten: Selbst mit solchen häufigen Auszeiten lassen sich rein rechnerisch am Tag immer noch bis zu 500 Kilometer ganz stressfrei zurücklegen.

Bei der Idee, die Kinder mit einem Film oder Videospielen von der stundenlangen Fahrt abzulenken, sollten Eltern auf ausreichende Sicherheit achten: Unbefestigte Smartphones und Tablets können im Fall eines Crashs schnell zu gefährlichen Geschossen werden. Anders sieht das zum Beispiel bei mobilen DVD-Playern aus, die fest an der Kopfstütze des Beifahrersitzes befestigt werden können oder speziell getesteten Halterungen fürs Handy, die sich auch bei einem Aufprall nicht so schnell lösen.

Für Familien bietet sich daher vor allem ein Klassiker an: Mindestens drei Ratespiele a la "Ich sehe was, was du nicht siehst" sollte jedes Elternteil für längere Autofahrten mit Kindern parat haben, um für Ablenkung zu sorgen. Alternativ bieten sich auch Hörspiele für die Kleinen an - am besten per Kopfhörer, falls nicht alle im Auto so begeistert von der 362. Folge in Reihe von Bibi Blockberg, Bob der Baumeister und Co. sein sollten.

Reiseübelkeit: Wie sich der Magen entlasten lässt und was die Beschwerden lindert

Weder ein voller, noch ein völlig leerer Magen sind bei den Kindern vor Reiseantritt eine gute Sache. Vor einer längeren Fahrt sollten nicht nur blähende, sondern vor allem auch fettige Mahlzeiten vermieden werden, da Kinder danach besonders häufig zu Reiseübelkeit neigen, beziehungsweise bereits vorhandene Symptome noch verstärkt werden. Das gleiche gilt für besonders kohlensäurehaltige Getränke. Zumindest ein wenig Abhilfe schaffen können in vielen Fällen schon leichte Kekse oder Zwieback, damit der Magen während den nächsten Kilometern etwas Beschäftigung hat. Wer unterwegs mit den Kindern auf dem Rastplatz eine Mahlzeit, sollte danach auch einen kleinen Spaziergang oder andere Bewegung einplanen, bevor es zurück ins Auto geht. So kommt die Verdauung besser in Gang.

Während der Fahrt sind genügend Frischluft und das Vermeiden von intensiven Gerüchen oder lauter Musik mit wummernden Bässen wichtig. Reiseübelkeit kann oft auch dadurch ausgelöst werden, dass sich die beiden Sinne Sehen und Fühlen mit ihren Informationen an den Körper nicht vollständig genug überschneiden: Ähnlich wie bei der berühmten Seekrankheit hilft auch hier oft schon, mit den Augen einen Punkt am Horizont zu fixieren, anstatt auf die schnell vorbeiziehende Landschaft direkt neben dem Auto zu schauen.

Ansonsten kann auch der eigene Fahrstil in Sachen Reiseübelkeit einen großen Unterschied machen. Eine Fahrt bei gleichmäßigem Tempo ohne ruckartiges Anfahren und mit frühem Bremsen fühlt sich gerade hinten auf dem Rücksitz deutlich angenehmer an als ständiges Stop- & Go mit Vollbeschleunigung. Wer vor den Kurven das Gasgeben etwas verzögert, nimmt die Biegung deutlich sanfter, was am Ende auch der Magen der Kinder dankt.

Für den Notfall kann Sie auch Ihr Kinderarzt über mögliche Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel beraten. Als Hausmittel kann auch Ingwer, beziehungsweise Ingwerbonbons eine gute Lösung sein, falls Ihr Kind den Geschmack und die leichte Schärfe mag. Ein Nackenkissen - besonders wenn im Auto geschlafen wird - verhindert eine übermäßige Vor- oder Rückneigung des Kopfes. Auch das ist einer der Hauptauslöser von Übelkeit beim Fahren.

Über Nacht in den Urlaub fahren: Gerade mit Kindern an Bord stets auf die eigenen Grenzen achten

Die Idee, anstatt tagsüber zum Urlaubsziel zu fahren lieber die Nacht zu nutzen, mag gerade mit Kindern verlockend sein: Die Straßen sind frei, die Sonne heizt das Auto nicht auf und im Regelfall schlafen die Kleinen einfach bis zum Eintreffen am Campingplatz, dem Hotel oder der Ferienwohnung durch. Trotzdem rät der ADAC Südbaden den meisten Familien davon eher ab. Denn selbst mit genügend Erholung vorab haben wir Erwachsene nachts unser Leistungstief, brauchen noch mehr Konzentration und neigen im Extremfall sogar zu gefährlichem Sekundenschlaf. Selbst wer damit gar keine Probleme hat, muss immer noch mit der Müdigkeit der anderen Fahrer rechnen und sollte deshalb besonders vorsichtig unterwegs sein.

Wer sich trotzdem für eine Nachtfahrt in die Ferien entscheidet, sollte zumindest nicht die komplette Nacht durchfahren, sondern nur eine Etappe. Ideal wäre hier ein Start nach Ende des Feierabendverkehrs. Spätestens nach zwei Stunden wäre auch hier wieder eine kurze Pause sinnvoll. Zwischen 21 und 22 Uhr sollte dann auch eine längere Pause mit einem leichten Essen und Getränken folgen. Wer dann noch fit ist, sollte es nicht übertreiben, warnt Ploh, und sollte höchstens bis 1 Uhr in der Nacht weiterfahren. Schon vorab empfiehlt sie, ein leicht von der Reiseroute zu erreichendes Hotel herauszusuchen und spätestens dann mit den Kindern anzusteuern.

Nicht nur ein Gähnen sollte dabei ernst genommen werden: Typische Warnzeichen für Müdigkeit und Erschöpfung sind brennende Augen, schwere Augenlider, ein Hin- und Herrutschen auf dem Fahrersitz oder das Abschweifen des Blicks von der Fahrbahn auf die Umgebung.

ADAC bietet noch weitere Tipps für Familien an

Noch weitere Informationen, wie Familien beim Reisen mit Kindern wertvolle Zeit und Nerven sparen können und besonders sicher ans gewünschte Reiseziel kommen, finden Sie beim ADAC in Form einer Infobroschüre zum Herunterladen (PDF, 4,5MB).

(fw)