Robert Zollitsch, Erzbischof, Freiburg, Kirche, katholische Kirche, Priester, Bischofskonferenz, Erzbistum, Erzdiözese, © Patrick Seeger - dpa (Archivbild)

Missbrauchsbericht im Erzbistum Freiburg offenbart massive Vertuschung

Ehemalige Erzbischöfe Zollitsch und Saier schwer belastet

Das Erzbistum Freiburg hat seinen Missbrauchsbericht vorgelegt. Besonders schwer belastet dieser die früheren Erzbischöfe Robert Zollitsch und Oliver Saier. Auf den 600 Seiten des Berichts ist von über 540 Menschen die Rede, die Opfer sexualisierter Gewalt von Geistlichen geworden sind. 250 Beschuldigte werden geführt. Die Dunkelziffer sei vermutlich vielfach höher.

Seit 2019 arbeitete die Aufarbeitungskommission – bestehend aus externen Juristen und Kriminalbeamten – die Vorgänge im Freiburger Erzbistum auf. Über 400 Personen wurden befragt, etwa 1.000 Protokolle der Diözese ausgewertet. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen vor allem der verstorbene Erzbischof Oskar Saier und der emeritierte Erzbischof Robert Zollitsch, der von 2008 bis 2014 auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz war.

Schutzraum für Täter" und Hölle für Kinder, die sexualisierter Gewalt ausgesetzt waren und keine Hilfe erhalten haben".

Geistliche, die sich mutmaßlich des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht hatten, seien laut Bericht versetzt oder in den Ruhestand geschickt worden. Dabei hatte Zollitsch meist eigenmächtig gehandelt und geltendes Kirchenrecht ignoriert. Stattdessen verschwanden Akten, Dokumente wurden gefälscht, Vorgänge in Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen vertuscht. Täter seien geschützt worden, Opfer verunglimpft und im Stich gelassen. Der Betroffenenbeirat schreibt von einem "Schutzraum für Täter" und einer "Hölle für Kinder, die sexualisierter Gewalt ausgesetzt waren und keine Hilfe erhalten haben".

Erzbischof Zollitsch, der auch für seinen Amtsvorgänger Saier fast alle administrativen Aufgaben übernommen hatte, habe es völlig verweigert, mit Strafverfolgungsbehörden zusammenzuarbeiten. Als die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) 2010 eine Aufstellung der gemeldeten Missbrauchsfälle aller 27 deutschen Bistümer anforderte, lieferte ausschließlich das Erzbistum Freiburg nichts. Auch dem Vatikan wurde kein einziger Fall gemeldet, während bereits hunderte Anschuldigungen im Raum standen.

Die möglichst lückenlose Aufarbeitung obliegt nun allen voran dem amtierenden Freiburger Erzbischof Stephan Burger. Dieser hat bereits weitreichende Untersuchungen veranlasst, Ordinariatssitzungen für die Öffentlichkeit geöffnet und eine Personalkommission eingerichtet. Was indes mit dem inzwischen 84-jährigen Zollitsch geschieht, der 31 Jahre lang für das Personal im Erzbistum verantwortlich war, muss in Rom entschieden werden.

(br)