Illegale Autorennen, Raser, Temposünder, Autobahn, © Steffen Schmidt - dpa (Archivbild)

Mehr illegale Autorennen auf den Straßen in Baden-Württemberg gezählt

Trauriger Spitzenreiter ist der Ortenaukreis, das Verkehrsministerium denkt jetzt über mehr Tempolimits auf Autobahnen nach

Handelt es sich nur ein statistisches Phänomen oder sind inzwischen deutlich mehr PS-Protzer unterwegs? Polizei und Behörden klagen grundsätzlich über immer mehr illegale Autorennen auf den Straßen im Südwesten. Die Zahl der erfassten Fälle ist in der ersten Jahreshälfte 2021 in Baden-Württemberg noch einmal angestiegen.

Allein bis Juni wurden den Ordnungshütern 263 solcher hochriskanten Rennen gemeldet. Das sind schon jetzt elf Verdachtsfälle mehr als im gesamten Jahr 2019 und dem Frühjahr 2020 zusammengenommen. Das geht am Donnerstag (12.08.2021) aus einer Antwort des Innenministeriums auf die Anfrage eines SPD-Landtagsabgeordneten hervor.

Trauriger Spitzenreiter ist dabei die Ortenau mit 20 Autorennen, gefolgt vom Rems-Murr-Kreis (16) und dem Landkreis Böblingen (15). Zwar drohen den Teilnehmern schon seit 2017 bis zu zwei Jahre Gefängnis. Das hatte bisher aber kaum Auswirkungen auf den weiterhin steigenden Trend auf den Autobahnen, Bundes- und Landstraßen.

Behörden gehen von niedrigerer Dunkelziffer aus

Alarm schlagen möchte das Innenministerium aber nicht: Die Behörde geht davon aus, dass einfach mehr Fälle ans Tageslicht kommen, die bisher gar nicht erst bei der Polizei gelandet wären. Fahrer würden inzwischen viel öfter angezeigt, die Ordnungskräfte seien stärker auf das Thema sensibilisiert.

Das Landesverkehrsministerium um Minister Winfried Hermann (GRÜNE) bringt jetzt einen Vorschlag ins Spiel, der bereits in anderen Zusammenhängen schon öfters im Raum stand: Ein durchgehendes Tempolimit auf deutschen Autobahnen. Rasen könnte dadurch beweissicher festgestellt und bestraft werden, heißt es aus der Behörde.

Außerdem versprechen sich die Beamten davon, dass illegale Rennen so auch leichter nachzuweisen sein könnten. Eine Entscheidung über allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzungen müsste aber auf Bundesebene fallen.

Allgemeines Tempolimit auf Autobahnen bleibt weiter umstritten

Der ADAC hält davon nicht viel und fodert stattdessen eine noch stärkere Präsenz von Polizei und härtere Kontrollen auf den besonders häufig betroffenen Strecken. Rasen müssten merken, dass es sich nicht lohnt, sich illegale Rennen im öffentlichen Straßenverkehr zu liefern, so die Haltung des Automobilclubs.

Wichtig sei vor diesem Hintergrund aber auch eine soziale Ächtung der Temposünder. Solche Ordnungswidrigkeiten und Straftaten dürften keine positive Aufmerksamkeit wie Likes oder Kommentare unter Videos und Fotos in den sozialen Netzwerken erhalten, warnt der ADAC.

dpa / (fw)