Frankreich, Wahl, Stichwahl, Kopf-an-Kopf-Rennen, Emanuel Macron, Marine Le Pen, Wahlen, Präsident, © Francois Mori - AP / dpa

Macron und Le Pen ziehen in Stichwahl um Präsidentschaft in Frankreich ein

Beim ersten Wahlgang lag der Amtsinhaber wenige Prozentpunkte vor seiner rechtspopulistischen Herausforderin

Die erste Runde der französischen Präsidentschaftswahl hat am Sonntag (10.04.2022) keinen eindeutigen Sieger hervorgebracht. Amtsinhaber Emmanuel Macron lag nach der Schließung der Wahllokale laut erster Hochrechnungen vom Abend bei TF1 und France2 mit 28,6 Prozent vor seiner engsten Herausforderin Marine Le Pen aus dem rechtspopulistischen Lager der Rassemblement National (ehemals Front National) mit 24,4 Prozent.

Damit sind die rund 48,7 Millionen wahlberechtigen Einwohner unseres Nachbarlandes noch einmal am 24. April 2022 dazu aufgerufen, erneut ihre Stimmen bei einer bevorstehenden Stichwahl abzugeben.

Macron konnte bei vielen Franzosen mit Stabilität punkten

Auch wenn viele Franzosen unzufrieden mit Macrons erster Amtszeit waren und er im Wahlkampf nicht begeisterte, profitierte der 44-Jährige von der Schwäche anderer Kandidaten. Wünsche in der Bevölkerung nach Stabilität und einer gemäßigten Politik infolge des Kriegs in der Ukraine kamen ihm ebenfalls zu Gute. Zudem hat er klare Erfolge am Arbeitsmarkt sowie einen robusten Durchstart der französischen Wirtschaft nach der Corona-Krise vorzuweisen.

Die 53-jährige Populistin Le Pen versuchte dagegen, mit gemäßigteren Tönen als früher zu punkten und inszenierte sich zugleich als Anwältin derjenigen, die unter der Inflation und steigenden Preisen für Strom, Sprit und Lebensmittel leiden. Anders als Macron war sie schon seit Monaten auf zahlreichen Marktplätzen und in Wahlkampfhallen persönlich vor Ort. Die anderen Kandidaten spielten im Wahlkampf eine deutlich geringere Rolle.

Le Pen war zuletzt deutlich gemäßigter aufgetreten als in den Jahren zuvor

Macron und Le Pen treten nun am 24. April gegeneinander an - eine Wiederauflage des Stichwahl-Duells von 2017, in dem Le Pen gegen Macron letztlich klar unterlag. Umfragen sagten für dieses Mal aber einen deutlich knapperen Ausgang vorher. Immer wieder gewann in der Stichwahl der französischen Präsidentschaftswahl auch der Kandidat, der in der ersten Runde auf Platz zwei gelandet war.

Ein Sieg Le Pens wäre für Deutschland und Europa ein Schock mit bedeutungsschweren Folgen. Le Pen stellt die seit Jahrzehnten enge Zusammenarbeit mit Berlin in Frage und strebt eher nach Kooperation mit anderen Euroskeptikern wie Budapest oder Warschau. In der Europäischen Union könnte Frankreich unter ihr vom Treiber zum Bremser werden, ganz anders als unter dem pro-europäisch engagierten Macron.

Beobachter rechnen mit möglichen Auswirkungen der Wahl in Frankreich auf den Ukraine-Krieg

In der aktuell eskalierenden Krise zwischen dem Westen und Russland befürchten Europa und die USA mit Le Pen ein Bröckeln der festen Pro-Ukraine-Front. Während Macron unermüdlich mit Kremlchef Wladimir Putin um eine Lösung ringt, machte Le Pen diesem bereits erneut Avancen. Nach einem Ende des Krieges könnte Russland wieder ein Partner werden, sagte die als Putinfreundin bekannte Nationalistin.

In Frankreich wird der Präsident als Staatsoberhaupt für fünf Jahre gewählt. Verglichen mit dem Bundespräsidenten inDeutschland übernimmt er oder sie dort noch einmal deutlich weitreichendere Machtbefugnisse - ähnlich wie es hierzulande der Bundeskanzler macht.

(fw) / dpa