Deutsche Bahn, Warnstreik, Bahnstreiks, Fußgängerampel, Ampel, © Martin Schutt - dpa-Zentralbild / dpa (Symbolbild)

Lokführer beschließen bundesweiten 48-Stunden-Streik bei der Deutschen Bahn

Ein Notfahrplan wird erst vergleichsweise spät an den Bahnhöfen aushängen

Schon am Mittwoch (11.08.2021) müssen sich hunderttausende Berufspendler und Reisende im gesamten Bundesgebiet auf massive Zugausfälle und stundenlange Verspätungen bei der Deutschen Bahn einstellen. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat ihre Ankündigung wahr gemacht und am Dienstag einen 48-stündigen Streik beschlossen.

Zum ersten mal seit sechs Jahren müssen sich damit wieder Bahnkunden in ganz Deutschland eine Alternative suchen, um zur Arbeit, nach Hause oder zum Urlaubsort zu gelangen. Zwischen dem frühen Mittwochmorgen um 02:00 Uhr und Freitagfrüh um 02:00 Uhr fallen die meisten großen Verbindungen im Nah- und Fernverkehr aus. Dem voraus geht ein Ausstand im Güterverkehr, de bereits am Dienstagabend um 19:00 Uhr beginnt.

95 Prozent aller teilnehmenden GDL-Mitglieder haben sich bei einer Urabstimmung für den Arbeitskampf ausgesprochen. Um den Streik zu beschließen wären dabei gerade einmal 75 Prozent aller Stimmen notwendig gewesen.

Streit um mehr Einkommen und Machtkampf zwischen verschiedenen Gewerkschaften

Hintergrund sind gescheiterte Tarifverhandlungen: Die Gewerkschaft möchte eine drohende Nullrunde im laufenden Jahr nicht hinnehmen und verlangt stattdessen eine deutliche Corona-Prämie und ein Gehaltsplus von 3,2 Prozent bei einer Laufzeit von 28 Monaten.

Auf der anderen Seite argumentiert der Bahnkonern mit neuen Milliardenverlusten während der Corona-Pandemie und den großen Flutschäden für eine Verlängerung des Tarifvertrags und spätere Erhöhungsstufen bei gleicher Prozentzahl.

Eine Bahnsprecherin bezeichnete die angekündigten Streiks als "Schlag ins Gesicht" für Kunden wie Beschäftigte. Zu den Notfallplänen hat der Konzern bis zum Montagabend noch keine weiteren Details genannt.

Beim letzten flächendeckenden Lokführerstreik vor sechs Jahren hatte die Deutsche Bahn noch einen Notfahrplan erstellt, um zumindest einen Teil des Betriebs aufrecht erhalten zu können. Diesmal bleibt dafür nur wenig Zeit, sodass die Ersatzfahrpläne erst sehr kurzfristig an den Bahnhöfen und im Netz aushängen werden. Die extrem kurze Dauer zwischen Ankündigung und Start des Streiks kritisiert daher auch der Fahrgastverband.

Andere Anbieter indirekt von dem Arbeitskampf bei der Deutschen Bahn betroffen

Von dem Streik unberührt bleiben die Zugverbindungen anderer Anbieter wie der SWEG, die in Südbaden beispielsweise für den Regionalverkehr rund um den Kaiserstuhl, im Münstertal, in der Ortenau oder im nördlichen Markgräflerland verantwortlich ist.

Wegen des drohenden Chaos auf den Schienen müssen Bahnreisende aber auch dort grundsätzlich mit spontanen Änderungen an den Bahnhöfen rechnen und sollten sich vor Fahrtantritt über ihre Verbindungen informieren.

Ganz grundsätzlich müssen sich Bahnreisende ab Mittwoch in Baden-Württemberg auf erhebliche Probleme einstellen. Der Vize-Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL rechnet im Südwesten mit einer "recht hohen" Ausfallquote von Zügen. Wie viele Verbindungen genau das trefffen wird, lasse sich nicht genau vorhersagen. Bundesweit geht die Deutsche Bahn inzwischen davon aus, dass gerade im Fernverkehr nur jeder vierte Zug überhaupt fahren kann und das dann teils mit erheblichen Verzögerungen.

Viele vermeintliche Alternativen können schnell überlastet sein

Wer beruflich in eine andere Stadt unterwegs ist, kann sich alternativ um einen Mietwagen bemühen. Allerdings rechnet der ADAC wegen der Streikankündigung mit einem massiven Verkehrsaufkommen auf vielen Hauptverkehrsachsen, weil zusätzlich zur Reisewelle dann auch noch viele Berufspendler aufs Auto umsteigen.

Für alle, die privat von A nach B kommen müssen, ergibt es Sinn, die genaue Reiseplanung noch einmal zu überdenken: Je weniger Umstiege auf der Zugstrecke liegen, desto geringer ist das Risiko in einer Stadt zu stranden und dort nicht mehr weiterzukommen. Auch bei alternativen Anbietern wie Flixtrain oder Fernbussen und Taxianbietern dürfte die Nachfrage massiv ansteigen, sodass es sich lohnen kann, jetzt möglichst frühzeitig Plätze zu reservieren.

Aus rechtlicher Sicht muss die Deutsche Bahn übrigens für streikbedingte Ausfälle die Verantwortung übernehmen. Bei einer Verspätung von mehr als 20 Minuten oder einem kompletten Ausfall des gebuchten Zuges haben Reisende in den meisten Fällen den Anspruch, auf eine andere Zugverbindung auszuweichen, selbst wenn diese mehr Geld kosten würde.

(fw) / dpa