Kinder, Nasenabstrich, Coronavirus, Schnelltest, Grundschulen, © Christoph Soeder - dpa (Symbolbild)

Kultusministerin möchte Schulen trotz steigender Infektionszahlen offen halten

Die neuen Maßnahmen sollen vor allen Dingen verhindern, dass ganze Klassen vorsorglich in Quarantäne kommen

Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper (GRÜNE) hat am Donnerstag (09.09.2021) neue Regeln vorgelegt, die möglichst dabei helfen sollen, auch bei steigenden Infektionszahlen im Land den Schulbetrieb weiter aufrecht erhalten zu können. Trotzdem möchte sie nicht ausschließen, dass im kommenden Herbst oder Winter der Unterricht wieder im Fern- oder Wechselmodell stattfinden muss, falls die Schulen dicht gemacht werden müssen.

Zusammenfassen lässt sich der neue Fahrplan für den Schulbeginn in der kommenden Woche mit den Stichworten mehr Tests, spezielle Impfaktionen direkt vor Ort, weniger Quarantäne und Maskenpflicht.

So müssen sich ungeimpfte Lehrkräfte ab Montag (13.09.2021) täglich vor Arbeitsbeginn auf das Coronavirus testen. Ab der dritten Schulwoche werden dann auch für die SchülerInnen die Regeln dafür verschärft: Alle Kinder und Jugendlichen, die noch keinen Impfschutz gegen den Erreger vorweisen können oder nicht nachweislich von Covid-19 genesen sind, müssen dann drei Mal pro Woche einen negativen Schnelltest vorlegen - oder zwei Mal pro Woche einen PCR-Test.

Bei der Quarantäne keine Sitznachbar-Regel mehr, um Gesundheitsämter zu schonen

Fällt dabei ein Testergebnis positiv aus, muss das betroffene Kind in Quarantäne, für die anderen soll der Unterricht aber weitergehen. Einen "Lockdown durch die Hintertür", bei dem eine ganze Klasse in Quarantäne muss, versucht Schopper über diese Regelung möglichst auszuschließen. Falls in der Klasse ein Coronafall bekannt wird, müssen sich alle anderen für fünf Tage mit mindestens einem Schnelltest täglich testen.

Erst wenn innerhalb von zehn Tagen dabei 20 Prozent der Tests in der Klasse positiv sind, soll künftig von einem Ausbruch die Rede sein. Erst dann kann das zuständige Gesundheitsamt auch die Quarantäne für die gesamte Klasse anordnen. Die so genannte Sitznachbar-Regel,  bei der umsitzende SchülerInnen neben einem Infizierten vorsorglich in Quarantäne geschickt werden, ist damit vom Tisch.

Wichtigstes Instrument gegen das Virus bleibe aus Sicht des Kultusministeriums die Schutzimpfung. Deshalb nimmt Schopper gerade was die Zukunft des Schulbetriebs angeht noch einmal die Erwachsenen in die Pflicht: Sie fordert jetzt die Solidarität der Erwachsenen und noch nicht geimpften Menschen. Man müsse verhindern, dass die vierte Welle in die Schulen schwappt, sagte sie.

Philologenverband hätte sich zum Schutz von Kindern und Lehrern striktere Regeln gewünscht

Der Philologenverband Baden-Württemberg stimmt dieser Aussage zu und fordert zusätzlich Auffrischungsimpfungen für alle LehrerInnen ab Oktober. Abgesehen davon gehen die neuen Maßnahmen des Kultusministeriums dem Verband aber nicht weit genug.

Stattdessen spricht er sich als Schutzkonzept dafür aus, dass bei einem positiven Coronafall in einer Klasse nur noch PCR-Tests zum Einsatz kommen sollen und nicht nur Schnelltests. Und auch die Sitznachbar-Regel halten die Erziehungsexperten für die bessere Alternative, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern.

Mit Sorge auf das neue Schuljahr blickt unter anderem die SPD in Baden-Württemberg. Partei- und Fraktionschef Andreas Stoch hält die Klassenzimmer nicht für krisenfest und die Vorbereitungen des Ministeriums für unzureichend.

Lehrkräftemangel bereitet unter anderem auch der SPD große Sorgen

Darüber hinaus bereitet den Sozialdemokraten auch die Personalsituation an den Schulen im Südwesten Kopfzerbrechen: Kurz vor Beginn des neuen Schuljahres sind nach wie vor 630 Stellen für Lehrkräfte unbesetzt. Das entspricht am Ende zwischen 700 und 800 fehlenden Lehrern.

Gleichzeitig geht Schopper davon aus, dass die Schulen wegen der Corona-Krise eigentlich noch deutlich mehr Lehrkräfte brauchen würden. Grund dafür sei unter anderem, dass viele Kinder und Jugendliche freiwillig eine Klassenstufe wiederholen würden. Normalerweise könnten Pensionäre einen Teil dieser Lücke stopfen, wegen der Pandemie seien gerade diese Altersgruppen bei einer möglichen Rückkehr an die Schulen eher vorsichtig.

dpa / (fw)