Bierflasche, Glasscherben, Feiern, Party, Körperverletzung, Müll, © Christoph Schmidt - dpa (Symbolbild)

Krawall-Touristen aus Südbaden machen Polizei im ganzen Südwesten zu schaffen

In sozialen Netzwerken verabreden sich immer mehr junge Leute, um vor Ort gezielt Ordnungskräfte anzugehen

Die Polizei in Baden-Württemberg klagt über eine neuartige Form von gezielter Eskalation durch so genannte Krawall-Touristen.  Immer mehr junge Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet würden sich demnach über die sozialen Netzwerke dazu verabreden, um sich an einem Ort gezielt mit Ordnungskräften anzulegen, berichtet Mannheims designierter Polizeipräsident Siegfried Kollmar am Dienstag (03.08.2021).

Als Beispiel nennt er dabei ein eskaliertes Treffen vom Pfingstwochenende in Heidelberg, an dem auch viele Verdächtige aus Südbaden extra angereist sein sollen. Zusammen mit anderen Teilnehmern aus Rheinland-Pfalz sollen sie damals auf der Neckarwiese bewusst Polizisten angegangen haben.

Wie die Ermittlungen später ergeben haben, kamen im Vorfeld auf verschiedenen Online-Plattformen sogar Anfragen aus Hamburg, ob sich die lange Fahrt hinsichtlich der zu erwarteten Auseinandersetzungen lohnen würde.

Kollmar bezeichnet diese Form von organisierter und zielgerichteter Eskalation als neue Qualität. Früher hätten Beamte in Einzelfällen nächtliche Griller oder Gruppe mit lauter Musik zurechtweisen müssen. Seit Corona hätten in ganz Baden-Württemberg aber die Flaschenwürfe auf Einsatzkräfte und Körperverletzungen massiv zugenommen. Allein bei dem Einsatz in Heidelberg waren damals sieben Polizisten verletzt worden, darunter einer Beamtin, der ein Fuß gebrochen wurde.

Auch in Freiburg hatten Ordnungshüter schon vermehrt mit Krawallmachern zu kämpfen

Auch in Freiburg hatten die Einsatzkräfte im Sommer ähnliche Erfahrungen auf dem Platz der Alten Synagoge, im Seepark und an anderen Treffpunkten machen müssen. Die Stadtverwaltung hatte daraufhin am größten Hotspot ein nächtliches Glasflaschenverbot an den Wochenenden erlassen. Das Verwaltungsgericht hat dieses allerdings wieder einkassiert. Trotzdem schien sich die Lage zuletzt wieder ein großes Stück zu beruhigen.

Zusätzlich hatten die Zwischenfälle eine Debatte darüber entfacht, ob junge Menschen in der Stadt zu wenige Möglichkeiten haben sich zu treffen, ohne dabei etwas kaufen zu müssen. Eine Reaktion darauf sind nun neue Sitzgelegenheiten, Beleuchtung und WC-Anlagen am bisher wenig genutzten Eschholzpark im Stadtteil Stühlinger.

(fw) / dpa