Dialekt, Schüler, Kinder, Schule, Tafel, Lehrer, Unterricht, Sprache, © Daniel Karmann - dpa (Symbolbild)

Kinder in Baden-Württemberg sprechen immer seltener Dialekt

Sprachwissenschaftler sehen jetzt Lehrer und Eltern in der Verantwortung als positive Vorbilder für Mundart

In vielen Regionen steht die Mundart inzwischen vor dem Aus: Nach einer landesweiten Studie der Uni Tübingen spricht nur noch jedes neunte oder zehnte Grundschulkind in Baden-Württemberg Dialekt. Vor allem in den Städten sei die regionale Färbung der Sprache inzwischen weitgehend verloren gegangen, sagte der Leiter des Forschungsprojekts Hubert Klausmann am Montag (27.06.2022).

Mittlerweile hat sich vielerorts eine Art Mischform entwickelt. Den einfachen Gegensatz zwischen Dialekt und so genanntem Hochdeutsch gibt es im südwestdeutschen Raum nicht mehr, erklärt der Sprachwissenschaftler. Viele Kinder würden sich heute sprachlich auf verschiedenen Ebenen bewegen zwischen dem Ortsdialekt und dem, was man allgemein für Hochdeutsch hält.

Experten finden, dass Kinder zum Dialekt ermutigt werden sollten

Die Tübinger Arbeitsstelle "Sprache in Südwestdeutschland", die nicht nur schwäbische Dialekte untersucht, sondern auch die alemannischen, schlagen nach der Studie Alarm und appelliert an Eltern und Lehrkräfte. Diese sind wichtige Vorbilder für die Kinder, wenn es um Dialekt geht, heißt es. Die Einstellung der Mundart gegenüber spiele daher eine wichtige Rolle.

Wird ein Kind gelobt, wenn es Dialekt spricht, dann steigt auch der Anteil der Dialekt sprechenden Kinder, glauben die Experten. Deshalb müssten die Menschen besser verstehen, dass sprachliche Variationen etwas Normales sind und nichts Unerwünschtes.

In der Tübinger Studie wurden fast 13.600 Grundschüler aus fast 700 Klassen befragt und auch mehr als 700 Lehrer. Die Untersuchung war Teil der Dialektinitiative des Landes, für die Ministerpräsident Winfried Kretschmann (GRÜNE) vor vier Jahren den Startschuss gegeben hatte.

(fw) / dpa