Wandern, Wanderer, Wanderweg, Hochschwarzwald, Menzenschwand, Natur, Freizeit, © Hochschwarzwald Tourismus GmbH (Archivbild)

So möchte sich der Hochschwarzwald als sicheres Reiseziel behaupten

Die Gastgeber in der Urlaubsregion sehen sich bereit für einen Neustart und rüsten sich für den weiteren Verlauf der Pandemie

Mit einem umfassenden und einheitlichen Hygienekonzept wollen die Gastgeber im Hochschwarzwald dafür sorgen, dass sich Urlauber, Tagesgäste und Einheimische weiterhin sicher fühlen können, wenn jetzt wieder die ersten Übernachtungen und Freizeitangebote möglich werden.

Überall dort, wo die 7-Tage-Inzidenz unter der kritischen Schwelle von 100 liegt, lässt die Landesregierung mit ihrer Corona-Verordnung seit dem Wochenende wieder zu, dass Hotels, Gastronomie und erste Freizeiteinrichtungen öffnen dürfen.  Für die Tourismusbranche im Schwarzwald bedeutet das die große Chance, sich bald wieder als Kurztrip- und Urlaubsziel etablieren zu können.

Bewerbung als Modellregion könnte zusätzliche Öffnungsschritte bringen

Zusammen mit der Hochschwarzwald Tourismus GmbH haben die Gemeinden in der Ferienregion dafür verschiedene Auflagen erarbeitet, um während der anhaltenden Pandemie die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten. Die Pläne sollen dabei auf mehreren Säulen basieren und wurden größtenteils auch schon in den letzten Wochen in Angriff genommen.

Die Organisatoren wollen sich damit am Donnerstag auch offiziell als Modellregion beim Sozialministerium Baden-Württemberg bewerben. Sollte die Behörde grünes Licht geben, stehen weitere Lockerungen für Touristen in Aussicht - beispielsweise könnten dann die negativen Coronatestergebnisse länger gültig bleiben. Ein negativer Schnelltest könnte dann für 72 Stunden als Einlassmöglichkeit für die Restaurants und anderen Angebote genutzt werden.

Hochschwarzwald bringt eigene Impf- und Testmöglichkeiten an den Start

Schon seit März können Einheimische im Kurhaus Titisee eine Corona-Schutzimpfung erhalten. Der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald und die zehn Zweckverbandsgemeinden haben dafür dort ein mobiles Impfzentrum eingerichtet. Bis Mittwoch (19.05.2021) haben dort 1.400 Menschen eine Erst- und 970 eine Zweitimpfung erhalten.

Für Besucher soll ab Samstag (22.05.2021) ein erstes zentrales Corona-Testzentrum in Kooperation mit Apothekern aus der Umgebung bereitstehen. Übernachtungs- und Tagesgäste finden dann auf dem Parkplatz des Badeparadies Schwarzwald in Titisee-Neustadt eine große Anlaufstelle. Weitere Testmöglichkeiten sind noch in Planung.

Ziel dabei ist es, dass alle Gastgeber, Gäste und Mitarbeiter in Kürze direkt vor Ort Schnelltests anbieten können. Dafür sollen auch Angestellte in den Hotels, Schwimmbädern und Co. eine entsprechende Schulung erhalten. Denn bereits beim Einchecken muss der einzelne Gast nachweisen, dass er entweder negativ getestet, vollständig geimpft oder genesen ist.

Dafür sind vor allem Schnelltests von zertifizierten Testzentren mit offiziellem Nachweis erwünscht. In Zukunft sollen die Wirte dann auch direkt vor Ort Schnelltests anbieten und annehmen dürfen, sagte uns Hochschwarzwald-Tourismus-Chef Thorsten Rudolph.

Schon heute bieten 11 der 21 Gemeinden im Hochschwarzwald an kleineren Stellen verschiedene Testmöglichkeiten an, eine Übersicht darüber gibt es online. Besonders an den großen Besuchermagneten wie Tier- und Freizeitparks soll es im Frühjahr und Sommer noch eigene Anlaufstellen geben.

Digitale Kontakt-Nachverfolgung mit Hilfe der Luca-App

Eine große Bedeutung soll dabei der digitalen Nachverfolgung von Kontakten mit Hilfe der Luca-App auf dem Smartphone oder Tablet zukommen. Schon seit Mitte März können Besucher die App in vielen Einrichtungen im Schwarzwald nutzen, um ihre Daten für den Fall eines späteren Coronaverdachts anzugeben.

Die Gesundheitsämter der zuständigen Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald, Lörrach und Schwarzwald-Baar können damit im Ernstfall mögliche Infektionsketten schnell entdecken und unterbrechen.

Seit mehreren Wochen sind Veranstalter, die Betreiber von Hotels und Ferienwohnungen, sowie Geschäfte und Dienstleister im Schwarzwald dazu aufgerufen, sich online mit ihrem Unternehmen bei der App zu registrieren. Alternativ wird an vielen Orten auch die Corona-Warn-App des Bundes zur Kontaktnachverfolgung möglich sein. Das Problem eines möglichen Flickenteppichs, dass jeder Anbieter eine eigene Lösung voraussetzt, sieht Rudolph dabei nicht. Es sieht die verschiedenen Möglichkeiten eher als zusätzlichen Schutz.

Schutzmaßnahmen-Katalog und Hygieneversprechen mit eigenem Siegel

Damit sich die Gäste sicher fühlen können, dass sich ihre Gastgeber auch an die umfassenden Hygiene- und Schutzmaßnahmen halten, soll es im Hochschwarzwald ein eigenes Siegel geben. Unter dem Motto "Wir für Sie" haben sich dafür bisher 270 Ferienwohnungen, Restaurants, Cafés und andere Tourismus- und Freizeitbetriebe aus der Region zusammengetan.

Schon seit September versprechen sie mit dem Siegel, sich an umfassende Standards zu halten. Die komplette Liste der Einzelmaßnahmen gibt es bei der Hochschwarzwald Tourismus zum Nachlesen. Dort steht beispielsweise geschrieben, welche Orte wie häufig desinfiziert werden und wo etwa das Tragen medizinischer Masken vorgeschrieben ist.

Corona-Krise hat Tourismus-Boom unterbrochen - Marketingkampagne für Neustart

In ganz Baden-Württemberg und im Speziellen im Hochschwarzwald hatte die Tourismusbranche in den letzten Jahren vor der Pandemie einen Höhenflug erlebt. 2019 konnte erstmals die Marke von vier Millionen Übernachtungen pro Jahr geknackt werden.

Coronabedingt waren es 2020 nur 2,98 Millionen - das entspricht einem Rückgang von über einem Viertel. Je nach Art des Betriebs mussten die Übernachtungsanbieter zwischen vier und fünf Monate schließen. Aus Sicht der betroffenen lief immerhin das Sommergeschäft wieder ganz gut: Der Reiseboom im Sommer und Frühherbst zwischen den einzelnen Infektionswellen konnte die Verluste im landesweiten Vergleich noch etwas abfedern: In Baden-Württemberg haben im gleichen Zeitraum über 40 Prozent weniger Gäste übernachtet. Seit November waren touristische Reisen in den Schwarzwald danach unmöglich, heißt es vom Verband.

Er möchte nun das Geschäft mit einer Marketingkampagne wiederbeleben und so wieder nach und nach Gäste in den Hochschwarzwald locken. Dafür laufen bereits seit der vergangenen Woche Werbespots in ganz Deutschland und der Schweiz unter dem Motto "Endlich wieder aus dem Häuschen" und dem Hashtag "#rauszeit". Die Kampagne soll vor allem eine junge Mittelschicht in den urbanen Zentren in Deutschland und der Schweiz erreichen, sagte uns Rudolph.

Über 170 Gastgeber wollen den Besuchern entgegenkommen und bieten ihnen bis Mitte September für den Fall der Fälle auch kostenlose Stornierungen bis 7 Tage vor der Anreise an.

Hochschwarzwaldcard soll neue Rolle erhalten

Auch bei der Gäste-Karte "Hochschwarzwaldcard" gibt es Neuigkeiten. Für sie sind nicht nur zusätzliche Attraktionen, sondern neuerdings auch Erlebnisse wie ein Mountainbiketraining mit einem MTB-Profi geplant.

Außerdem soll künftig jeder Übernachtungsgast in der Region mit einer digitalen Version der Karte ausgestattet werden - allerdings dann in verschiedenen Abstufungen. Auf dem niedrigsten Basis-Level sind nicht alle Leistungen wie bisher inklusive, sondern diese müssten extra dazugebucht werden.

(fw)