Händewaschen, Handhygiene, Seife, Wasser, Wasserhahn, Waschbecken, © Rolf Vennenbernd - dpa (Symbolbild)

Hautärzte raten zu Desinfektionsmitteln anstatt ständigem Händewaschen

Rissige, juckende oder entzündete Hände sind Kehrseite der gründlichen Handhygiene

Neben Masketragen, Abstandhalten und regelmäßigem Lüften gehört auch häufiges Händewaschen seit Beginn der Coronavirus-Pandemie fest zum Alltag der meisten Menschen. 20 bis 30 Sekunden unter dem Wasserhahn sollten es mindestens sein, natürlich mit Seife und danach gründlich abtrocknen, so die Empfehlung bisher. Auf diese Art soll sich zuverlässig verhindern lassen, dass wir Krankheitserreger über die Hände weiter verbreiten.

Nach einem guten Jahr mit den besonders gründlichen Hygieneregeln schlagen jetzt aber bundesweit Hautärzte Alarm. Sie raten inzwischen dazu, doch lieber ein Mal öfter zum Desinfektionsmittel zu greifen, anstatt sich ständig die Hände zu waschen.

Als Grund für diese Empfehlung nennt die Deutsche Dermatologische Gesellschaft am Donnerstag (08.04.2021) einen beobachteten Anstieg von Patienten mit Hautekzemen an den Händen. So bezeichnen die Mediziner entzündliche Hauterkrankungen, die meist mit Rötungen, Juckreiz, Austrocknen, Rissen oder Schuppenbildung einhergehen. Vor allem im Medizin-Bereich, wo nicht nur häufig desinfiziert, sondern besonders intensiv Hände gewaschen wird, klagen demnach immer mehr Beschäftigte über solche Symptome.

Wasser und Seife sind wirksam, doch zu häufiges Händewaschen trocknet die Haut aus

Weil viele Infektionskrankheiten tatsächlich über die Hände übertragen werden können, sei Händewaschen tatsächlich eine einfache und wirksame Maßnahme, die vor einer Ansteckung schützen kann, schreibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Allerdings greift das Seifenwasser nicht nur die Fett-Hüllen der Erreger an und legt sie lahm, sondern zu einem bestimmten Teil auch den natürlichen Schutzmantel der Haut. Normalerweise erholt der sich recht schnell. Wenn wir aber nun aus Infektionsschutzgründen besonders häufig die Hände waschen, drohen sie schnell auszutrocknen. Die Folge können Hautirritationen sein.

Um die zu vermeiden, empfehlen viele Dermatologen milde und pH-neutrale Waschsubstanzen zu verwenden und sich danach die Hände einzucremen.

Hygieniker: Desinfektionsmittel vor allem eine Lösung für unterwegs

Eine Ergänzung zum Händewaschen stellen demnach Desinfektionsmittel dar: Desinfizieren sei effizienter, schneller und hautschonender, betont das Institut für Hygiene und Umweltmedizin des Unternehmens Vivantes im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur.

Gerade für unterwegs raten Hygiene-Experten und Hautärzte deshalb zu Desinfektionsmitteln anstatt zu allzu häufigem Händewaschen. Dass zum Pandemiebeginn vor allem zu Wasser und Seife geraten wurde, soll teils politische Gründe gehabt haben. Denn ähnlich wie bei Mund-Nasen-Schutzmasken gab es da bei vielen Desinfektionsmitteln noch Engpässe bei der massenhaften Produktion und Lieferung. Seife war dagegen in großen Mengen verfügbar.

Die Haut selbst ist übrigens nach Ansicht der Wissenschaftler kein bedeutsamer Eingangsweg in den Organismus für Viren. Deshalb bräuchte es auch während der Coronavirus-Pandemie eine normale, aber keine übertriebene Handhygiene. Wichtig sei es, außer Haus wenig anzufassen, sich unterwegs nicht ins Gesicht zu greifen und auch nicht einfach so aus der Hand zu essen, so der Tipp der Experten.

Coronavirus wird vor allem über Tröpfchen übertragen

Im Fall des neuartigen Coronavirus gehen Medizin und Forschung bisher mehrheitlich davon aus, dass sich der Erreger vor allem über kleinste Tröpfchen und Schwebeteilchen in der Luft verbreitet. Studien haben gezeigt: Das Virus kann zwar auch auf verschiedenen Oberflächen vergleichsweise lange überleben. So genannte Schmierinfektionen über Berührungen mit den Händen können deshalb nach bisherigem Kenntnisstand grundsätzlich auch eine Rolle spielen. Sie gelten aber nach wie vor nicht als primärer Übertragungsweg.

dpa / (fw)