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Greifvögel im Südwesten gequält und vergiftet

Tierschützer im Südwesten schlagen nach grausamen Funden Alarm

In Baden-Württemberg vergehen sich immer mehr Tierquäler an Greifvögeln. Der Naturschutzbund Nabu hat im letzten Jahr mehr als 700 Fälle registriert, bei denen die Vögel verstümmelt, vergiftet oder auf andere Arten qualvoll gefangen und getötet wurden. Die Unbekannten haben beispielsweise Wanderfalken die Beine mit Werkzeug abgeschnitten oder Rotmilane mit EU-weit verbotenen Tellereisen-Fallen beim Landen die Körper zerquetscht. Immer wieder sind außerdem vergiftete Fleischköder und Eier aufgetaucht.

Im Gegensatz zu anderen Bundesländern liegt die Aufklärungsquote in Baden-Württemberg bei Null, schätzt Nabu-Landeschef André Baumann. Und die Dunkelziffer der Fälle, die überhaupt nicht erst öffentlich bekannt werden, dürfte noch viel höher liegen. Neben dem Wanderfalken haben es die Täter anscheinend oft auf den Habicht abgesehen, der 2015 Vogel des Jahres ist.

Unter Verdacht stehen vor allen Dingen Taubenzüchter - vor allem, nachdem bereits erste mit Gift präparierte Tauben entdeckt wurden, auf die die Greifvögel normalerweise Jagd machen. Der Verband Deutscher Brieftaubenzüchter distanziert sich jedoch von solchen perfiden Todesfallen. Tatsächlich mache gerade die gestiegene Zahl von Falken den Tauben zu schaffen. Weil einzelne Zuchtvögel inzwischen oft fünfstellig Summen wert sind, werden ihre Besitzer durchaus Schutzmaßnahmen ergreifen, um sie vor den Fressfeinden zu schützen. Aber auch wenn es einzelne schwarze Schafe immer gebe, würde die Mehrheit der Taubenzüchter niemals zu solchen Mitteln greifen, sagt Christoph Schulte von der Verbandszeitschrift "Die Brieftaube".

Auch die Jäger hätten grundsätzlich ein Motiv, da die Greifvögel mit ihnen um kleinere Tiere wie Hasen, Rebhühner oder Fasane konkurrieren, heißt es. Die Jäger beteiligen sich allerdings aktiv am Artenschutz. "Kein Jäger würde seinen Jagdschein gefährden, indem er streng geschützte Vögel vergifte oder abschieße", sagt Armin Liese vom Landesjagdverband. Er vermutet, dass hinter den vermeintlichen Giftattacken ein ganz anderer Zusammenhang stecken könnte:

Möglicherweise gehen die Vögel daran zugrunde, dass sie das Gift aus dem Fettgewebe ihrer Beute aufnehmen - etwa kleine Säugetiere wie Mäuse und Kaninchen, die Giftstoffe aus der Landwirtschaft über das Futter im Körper haben.