Wolfsrudel, Wölfe, Wolf, Tierpark, Tiergehege, © Pixabay (Symbolbild)

Fotofallenbild in der Gemeinde Schluchsee bestätigt Wolfnachwuchs

Im Territorium Schluchsee im Südschwarzwald hat sich eine spannende Entwicklung ergeben. In den letzten Monaten gab es immer wieder Hinweise darauf, dass sich eine Wölfin, auch bekannt als Fähe, zu dem territorialen Wolfsrüden GW1129m gesellt hat. Nun liefert ein aktuelles Fotofallenbild der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) aus der Gemeinde Schluchsee im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald vom 6. Juni 2023 einen eindeutigen Beweis: Die Fähe auf dem Bild zeigt erkennbares Gesäuge.

Basierend auf früheren Monitoringerkenntnissen handelt es sich bei der Fähe höchstwahrscheinlich um den Wolf GW2407f. Gemäß den nationalen Monitoringkriterien belegt diese Aufnahme, dass sich die Wölfe in diesem Gebiet erfolgreich reproduzieren. Damit bestätigt sich, dass das Territorium Schluchsee nun nicht mehr nur von einem Wolfspaar, sondern von einem vollwertigen Wolfsrudel bewohnt wird.

In der Regel werden etwa vier bis sechs Wolfswelpen gegen Ende April oder Anfang Mai geboren und verlassen nach mehreren Wochen die Wurfhöhle. Mit sechs bis sieben Monaten sind die Welpen bereits fast so groß wie ausgewachsene Wölfe und schließen sich ihren Rudelmitgliedern an. Das Wolfsmonitoring der FVA arbeitet eng mit örtlichen Personen aus Jagd und Forst zusammen, um in den kommenden Monaten weitere Informationen über dieses Wolfsrudel zu sammeln.

NABU steht der Entwicklung positiv gegenüber

Es ist eine freudige Botschaft mit historischer Tragweite: Wie heute bekannt wurde, gibt es Nachwuchs bei den Wölfen im Schwarzwald. Das erste Wolfsrudel seit mehr als 150 Jahren im Südwesten. Eine Wildkamera hatte heute vor einer Woche am Schluchsee eine Fähe mit Gesäuge, also aktiven Milchdrüsen, fotografiert.

Vor dem Hintergrund des dramatischen Artensterbens ist der Nachweis des ersten Wolfsrudels im Land ein besonderer Tag für den Naturschutz. Eine deutliche Mehrheit der Menschen im Land findet es gut, dass der Wolf in unsere Natur zurückkehrt. Dies zeigt eine repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag von NABU und WWF Deutschland von Ende April.

erklärt der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle.

Wölfen mit Respekt begegnen und Verhaltenstipps kennen

Der NABU warnt angesichts der jungen Wolfsfamilie vor Panikmache:

Wir müssen uns in Baden-Württemberg erst wieder an die Präsenz von Wölfen in unserer Landschaft gewöhnen, da ist es normal, dass Fragen und Unsicherheiten aufkommen. Wölfe sind heimische Wildtiere, vor denen wir keine Angst haben müssen, denen wir aber mit Respekt begegnen sollten. Wer in Wolfsgebieten unterwegs ist, sollte stets ein paar Verhaltensregeln beachten: Bei Begegnungen Ruhe bewahren, und wie bei allen scheuen Wildtieren diese nicht bedrängen und ihnen eine Rückzugsmöglichkeit geben sowie sie keinesfalls füttern oder anlocken. Sollten die Tiere nicht von selbst das Weite suchen, kann lautes Rufen oder in die Hände klatschen sie vertreiben

lauten die wichtigsten Tipps von NABU-Artenschutzreferentin Alexandra Ickes.

Weidetierhaltung braucht funktionierenden Herdenschutz

Damit Weidetierhalterinnen und -halter gut auf die Rückkehr der Wölfe vorbereitet sind, setzt sich der NABU seit vielen Jahren gemeinsam mit Partnern aus Landwirtschaft und Weidetierhaltung für wirkungsvollen Herdenschutz ein. Dass sich ein Wolfspaar ausgerechnet am Schluchsee niedergelassen hat, ist für den NABU keine Überraschung. Dort sind Herdenschutzhunde bereits seit fast zehn Jahren, genau seit 2014, auf dem Windberghof in St. Blasien im Einsatz. Sie wurden vom NABU finanziell gefördert und mit der Unterstützung von ehrenamtlichen Expertinnen und Experten des NABU ausgebildet. Seit 2019 übernimmt das Umweltministerium in den etablierten Wolfsgebieten von Baden-Württemberg die Unterhaltskosten für zertifizierte Herdenschutzhunde. Auch spezielle Weidezäune und die Herdenschutzberatung werden vom Land finanziert. Gibt es dennoch Risse an Schafen, Ziegen oder Rindern, werden diese schnell und unbürokratisch ersetzt.

Der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle betont:

Uns ist bewusst, dass die Rückkehr der Wölfe für die Weidetierhaltung im Südschwarzwald eine Herausforderung und Belastung darstellt. Deshalb brauchen die Betriebe auch weiterhin finanzielle und fachliche Unterstützung. Ein Mindestmaß an Herdenschutz für Schafe, Ziegen und Rinder ist die Grundlage für ein funktionierendes Miteinander von Wolf und Weidetierhaltung

fügt NABU-Landeschef Enssle hinzu. Ein Wolf, der die vereinbarten Herdenschutzmaßnahmen wiederholt überwindet, könne im Ernstfall aus der Population entnommen werden.

(mm/UM/NABU)