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Folgen der Stuttgarter Randale-Nacht – Polizei berät mit Politik das weitere Vorgehen

400 bis 500 Menschen sollen randaliert haben - auch Freiburger Polizei ist wachsam

Die Politik fordert Konsequenzen für die Randale-Nacht in Stuttgart von Samstag auf Sonntag (20./21. Juni 2020). Die Polizei schlägt ein Alkoholverbot für Teile der Innenstadt vor. Mehrere Hundert Chaoten hatten in der Landeshauptstadt randaliert, geplündert und Polizisten angegriffen. Der Sachschaden wird als sechs- bis siebenstellig beziffert. Anlass sei eine Drogenkontrolle bei einem 17-Jährigen gewesen. In Freiburg hält die Polizei einen vergleichbaren Gewaltausbruch für kaum denkbar.

Bis zu 500 Beteiligte - 24 Menschen festgenommen

40 beschädigte Läden - manche geplündert - zwölf kaputte Streifenwagen der Polizei, 19 verletzte Beamte: Es ist die Bilanz der Stuttgarter Chaos-Nacht, deren Spuren inzwischen weitestgehend verschwunden sind. An den Krawallen waren nach Polizeiangaben 400 bis 500 Menschen beteiligt. 24 Personen wurden vorläufig festgenommen.

Polizeisprecher Martin Lamprecht: Szenen wie in Stuttgart nicht denkbar
Polizeisprecher Martin Lamprecht: Partyszene in Freiburg nicht wie in Stuttgart
Polizeisprecher Martin Lamprecht über Anfeindungen gegenüber Beamten

Die Polizei glaubt, dass die Randale nicht politisch motiviert war. Es seien vielmehr Feiernde gewesen, die sich in den sozialen Medien selbst profilierten. Auslöser für die Auseinandersetzungen sei eine Drogenkontrolle bei einem 17-Jährigen gewesen. Hunderte Personen hätten sich mit dem Kontrollierten solidarisiert. Laut Polizeiangaben träfen sich derzeit viele junge Menschen aufgrund der Corona-Einschränkungen in der Öffentlichkeit und reagierten auf "öffentliche Ansprache sehr aggressiv", so die Einsatzkräfte. Ginge es nach dem Landesvorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft, Ralf Kusterer, müsse auch eine Sperrstunde nachgedacht werden, beispielsweise zwischen 3 und 7 Uhr morgens.

Horst Seehofer vor Ort - Thomas Strobl:

Militanter Mob"

Vor Ort war am Montag auch Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). Politisch sollen die Vorkommnisse im Rahmen einer Sondersitzung des Innenausschusses am Mittwoch (24. Juni 2020) im Landtag aufgearbeitet werden. Dort soll Innenminister Thomas Strobl ausführlich zu kriminellen Gewalt und dem Schutz von Gesellschaft und Polizei befragt werden. Er sprach von einem "militanten Mob" und erklärte: "Das ist ein besonders schwerer Fall des Landfriedensbruchs, das ist ein schweres Verbrechen." Ein solches Ausmaß an Plünderungen und Gewalt habe es in Stuttgart noch nicht gegeben und dürfe kein zweites Mal passieren.

Die Polizei will in den kommenden Wochen in Stuttgart stärker Präsenz zeigen. Und auch in Freiburg habe die Polizei ein Auge auf die Situation am kommenden Wochenende. "Das was sich in Stuttgart abgespielt hat, fließt auch in unsere Lagebewertung ein", sagt Polizeisprecher Martin Lamprecht. Dimensionen wie in Stuttgart hält er für undenkbar, wenngleich auch in Freiburg Beleidigungen, verbale Anfeindungen "oder zum Teil körperliche Übergriffe immer wieder vorkommen." Selten seien generelle Vorbehalte der Auslöser. Oftmals ergäben sich Feindseligkeiten gegenüber den Beamten aus der Situation heraus.

Stuttgarter Dimensionen in Freiburg nicht denkbar

Auch in Freiburg fließe das Wochenende in Stuttgart in die Lagebewertung mit ein, erklärt Polizeisprecher Martin Lamprecht. "Wir haben ein recht genaues Auge darauf, was bei uns am Wochenende passiert." Dimensionen wie in Stuttgart hält er in Freiburg jedoch für undenkbar. "Das Freiburger Nachtleben hat eine ganz andere Struktur als in Stuttgart.  Das ergibt sich schon aus der Größe und dem Einzugsgebiet. Dennoch seien die Kollegen immer wieder Beleidigungen, verbalen Anfeindungen und auch körperlichen Übergriffen ausgesetzt.

(br)