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Erster Freitagabend nach Gewalt-Eskalation am Platz der Alten Synagoge friedlicher

Das Glasverbot auf dem Platz in der Freiburger Altstadt und weitere Maßnahmen scheinen am ersten Abend vergleichsweise gut angenommen worden zu sein

Nach der ersten Nacht auf dem Platz der Alten Synagoge in Freiburg mit den neuen Aufenthaltsregeln ziehen die Einsatzkräfte der Polizei ein weitgehend positives erstes Fazit. Durch die eingeleiteten Maßnahmen von Stadt und Ordnungshütern sei es bereits am Freitagabend (25.06.2021) in der Innenstadt diesmal deutlich friedlicher, ruhiger und teils auch sauberer geblieben als noch am Wochenende zuvor, heißt es auf baden.fm-Anfrage.

Die Beamten mussten zwar zu einzelnen Einsätzen ausrücken, diese hätten aber eine völlig normale Dimension gehabt für eine Großstadt wie Freiburg. Trotz des lauen Sommerwetters hatten sich an diesem Freitagabend wieder deutlich weniger Menschen auf dem Platz zwischen Unicampus und Stadttheater eingefunden als noch an den Wochenenden Mitte Juni.

Um das Müllproblem in den Griff zu bekommen, hatte die Stadtverwaltung ein Glasflaschenverbot erlassen, das zunächst probeweise für zwei Wochen immer freitags und samstags zwischen 20 und 05 Uhr zum Einsatz kommen soll. Die Abfallwirtschaft- und Stadtreinigung hat zudem an allen Ecken des Platzes leichter sichtbare Müllcontainer aufgestellt und mit freiwilligen Helfern vor Ort kostenlose Papier-Mülltüten an die feiernden Passanten verteilt.

So lief der erste Abend mit dem neuen Glasflaschenverbot und weiteren Maßnahmen auf dem Platz der Alten Synagoge in Freiburg

Und auch die Einsatzkräfte von Polizei und städtischem Ordnungsdienst waren schon zu deutlich früherer Stunde in kleinen Streifen auf dem Platz der Alten Synagoge unterwegs - nicht nur, um die neuen Regeln zu kontrollieren, sondern um auch präventiv auf die Gruppen dort zuzugehen und ins Gespräch miteinander zu kommen.

Polizei musste zu Einsätzen ausrücken - aber in deutlich geringerem Rahmen

Auch auf sie wirkte die Atmosphäre bis weit in die Nacht hinein ausgelassen und friedlich. Das Glasverbot sei weitgehend gut angenommen worden oder konnte zumindest über gezielte Ansprachen reibungslos durchgesetzt werden. Auch an diesem Freitagabend sei es in der Stadt zwar zu Beschwerden wegen Ruhestörungen oder Gewalt gekommen, melden uns die Beamten am Samstagmorgen.

Die Rede war beispielsweise von einer Körperverletzung im Mensa-Garten. Das alles jedoch in niedriger Fallzahl und längst nicht mit dieser aufgeladenen Stimmung, die den Einsatzkräften noch sieben Tage zuvor entgegengeschlagen war.

Da hatte ein Großaufgebot mit Hilfe von Unterstützungskräften aus der Ortenau und Nordbaden den Platz der Alten Synagoge unter Einsatz von Pfefferspray geräumt. Zuvor hatte es dort eine ganze Reihe von Anzeigen wegen sexueller Übergriffe, Körperverletzungen, Beleidigungen und Diebstähle gegeben.

Teils stark betrunkene Störenfriede hatten Glasflaschen in Richtung der Polizisten geschleudert, bei einem Streifenwagen wurde die Scheibe eingeschlagen. Zeitgleich hatten die Beamten außerdem an weiteren öffentlichen Orten wie dem Lederleplatz und dem Seepark mit einer aufgeheizten Stimmung zu kämpfen, sodass in Freiburg nicht alle Einsätze so schnell wie gewohnt abgewickelt werden konnten.

Forderung nach mehr Möglichkeiten in Freiburg, um sich ohne Konsumzwang im Freien zu treffen

Die Gewaltausschreitungen und die Vermüllung des Platzes hatte im Anschluss für eine größere Debatte im Rathaus und zwischen verschiedenen Vetretern des öffentlichen Lebens in Freiburg und darüber hinaus gesorgt. So hatte sich auch Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) nach dem Zwischenfall aus Freiburg zu Wort gemeldet und angekündigt, dass die Einsatzkräfte klare Kante gegen Aggressionen und Gewalt zeigen werden.

Auf der anderen Seite kritisierten mehrere Stadträte und Landtagsabgeordnete, dass es in der Stadt schon seit Längerem viel zu wenige Flächen für junge Menschen gebe, an denen sie sich jetzt nach dem Corona-Lockdown wieder treffen könnten, ohne direkt etwas kaufen oder konsumieren zu müssen.

Tatsächlich fühlen sich einige Besucher des Platzes der Alten Synagoge zu Unrecht kriminalisiert und in Schubladen gesteckt - obgleich sie die Eskalation vom vorigen Wochenende ebenfalls verurteilen. Zu einer reinen Verschiebung des Problems von einem öffentlichen Platz zum nächsten sei es durch die neuen Maßnahmen aus Sicht der Einsatzkräfte am Freitagabend übrigens nicht gekommen.

Auch im Mensa-Garten, auf dem Schlossberg oder im Seepark bei Betzenhausen waren viele Polizeistreifen unterwegs. Die Stadt war an dem Frühsommerabend zwar überall gut besucht und viele Menschen gemeinsam am Feiern - allerdings in einem komplett anderen Ausmaß, so das Zwischenfazit. Jetzt, wo die Corona-Zahlen nach langer Zeit wieder mehr Treffen im öffentlichen Raum zulassen, sei die Problematik aus Sicht der Einsatzkräfte zum Teil auch eine Frage, welcher Fokus nach dem langen Lockdown auf solche Zusammenkünfte gelegt wird.

(fw)