Erneut Feuer und Explosionen im chinesischen Tianjin

Die Autos rund um die Lagerhallen sind bereits ausgebrannt und wieder steigt schwarzer Rauch im Industriegebiet der chinesischen Hafenstadt Tianjin auf. Erneut loderten hier am Samstag, den 15.08.2015 stellenweise Feuer auf, mehrere Explosionen waren zu hören. Die Polizei erweiterte das zu evakuierende Areal aufgrund der neuen Brandherde. Unterdessen ist die Zahl der Toten drei Tage nach den schweren Explosionen auf mindestens 85 nach oben geschnellt.

Mehr als 70 Menschen würden noch in Krankenhäusern behandelt, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Angehörige von Feuerwehrleuten bangten bei der Verkündung neuer Details um ihre Lieben, Verzweiflung macht sich breit.

"Es sind bereits drei Tage und drei Nächte seit der Explosion. Ich weiß nicht, was mit meinem Sohn ist. Die zuständige Behörde hat uns überhaupt nichts mitgeteilt. Wir haben solche Angst und machen uns Sorgen, deswegen sind wir für mehr Informationen hierher gekommen. Mein Sohn war bei der Feuerwehreinheit, die zuerst am Explosionsort ankam." Am späten Mittwochabend, den 12.08.2015 hatte es in einem Lager für giftige Stoffe und explosive Gase zwei Detonationen gegeben,

die kilometerweit zu spüren gewesen waren. Die Ursache blieb zunächst unklar. Die chinesischen Behörden warnten Anwohner vor sich ändernden Windverhältnissen und schlugen ihnen vor, lange Hosen und Gesichtsmasken zu tragen. Die chinesische Polizei bestätigte nach Medienberichten erstmals, das die tödliche Chemikalie Natriumzyanid in der Gegend gelagert sei.

Angst vor Giftwolke nach Explosionen in Tianjin

Seit den verheerenden Explosionen in der chinesischen Küstenstadt Tianjin sind Tage vergangen und noch immer herrscht gespenstische Ruhe in diesem Wohnviertel.

Die Behörden haben die Evakuierung der Bevölkerung in einem Umkreis von drei Kilometern angeordnet - aus Furcht vor neuen Detonationen und einer Giftwolke.

In einer bei der Katastrophe zerstörten Halle war auch hochgiftiges Natriumcyanid gelagert. Medien berichten von möglicherweise 700 Tonnen der Chemikalie, die auch in Abwasserproben nachgewiesen worden sein soll.

Angehörige von Opfern und Anwohner sind verunsichert.

Sie werfen den Behörden vor, sie im Ungewissen zu lassen.„Wir sind alle Familien von Opfern, warum behandeln sie uns so?“„Ich vermisse meinen Sohn und habe keinen Kontakt zu ihm!“ Die Online-Konten von hunderten Nutzern sozialer Netzwerke werden laut der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua geschlossen.

Die Internet-Nutzer sollen "Gerüchte" über das Unglück verbreitet haben. Das Industriegebiet, das von den Explosionen völlig verwüstet wurde, wird von neuen Detonationen erschüttert, Feuerwehr und Rettungskräfte sind im Dauereinsatz. Bei der Katastrophe sind nach neuen Angaben mehr als hundert Menschen ums Leben gekommen und hunderte weitere verletzt worden.