Kunststoff, Plastik, Einweg-Produkte, Abfall, Müll, Umweltschutz, © baden.fm (Symbolbild)

Diese Plastikprodukte sollen in Zukunft nicht mehr in unserem Müll landen

Was Umweltschützer und Restaurantbetreiber vom neuen EU-Verbot für Einweg-Kunststoffprodukte halten

Sie haben alles dabei für die Grillparty im Freiburger Seepark, am Rheinufer oder an der Elz: Plastikteller, Plastikbesteck und Plastikbecher. Wer baden.fm hört, weiß aber: Seit letztem Samstag (03.07.2021) ist das weitgehend Geschichte. In Deutschland und der gesamten EU müssen Einweg-Produkte aus Plastik nach und nach aus dem Handel verschwinden.

Die Imbissbude um die Ecke darf zwar noch die vorhandenen Kunststoffgabeln als Restbestand weiterhin zur Currywurst anbieten. Und auch der Lieferdienst darf seine bereits gekauften Styroporboxen verwenden, bis keine mehr verfügbar sind. Allerdings darf die Industrie solche Produkte nicht mehr nachliefern.

In vielen Branchen und auch für die Endverbraucher ist deshalb jetzt Umdenken gefragt. Am bekanntesten dürften da wohl die Alternativ-Produkte für den Strohhalm sein: Varianten aus Metall, Glas oder sogar essbare Röhrchen sind mittlerweile in den Cafés und Restaurants angekommen.

Bisher noch große Unsicherheit bei vielen Gastwirten und Betreibern von Lieferdiensten

Das Schnitzel vom Restaurant gibt es zum Mitnehmen teils heute schon in biologisch abbaubaren Verpackungen aus Maisstärke und Co.. Und auch in Südbaden laufen bereits erste Pilotprojekte, bei denen die Gäste eigene Tupperboxen für's Mittagessen mitbringen können oder welche direkt vor Ort ausleihen können.

Was in der Praxis nun erst einmal erprobt werden muss, sorgt bei vielen Gastronomen in der Region für Kopfzerbrechen. Auf sie kommen perspektivisch höhere Kosten zu, weil die umweltfreundlicheren Verpackungsmaterialien meist teurer sind und nicht überall in so hoher Stückzahl verfügbar.

Und für die Mehrweg-Systeme müssen gerade zu Coronazeiten strikte Hygieneregeln beachtet werden. So oder so könnte das am Ende zu einer Preiserhöhung beim Restaurantbesuch führen. Nachdem der Lockdown viele Wirte um ihre Existenzen bangen ließ, sind einige von ihnen dazu nicht bereit, weil sie Angst haben, am Ende ihre Gäste zu vergraulen.

Fast-Food-Riese bemüht sich beim Thema Plastik um nachhaltiges Image

Dass trotzdem gehandelt werden muss, diese Erkenntnis ist inzwischen auch in der Fast-Food-Industrie angekommen, die innerhalb der Gastronomie bisher als einer der Haupt-Verursacher von Einweg-Verpackungsmüll galt. Auf baden.fm-Anfrage betont McDonald's-Unternehmenssprecher Markus Weiß, dass der Burger-Konzern schon seit 2019 umfassende Schritte in die Wege geleitet habe, um unnötige Plastikabfälle zu vermeiden. Dieser geht nach seinen Angaben auch über die gesetzlichen Vorgaben zum Thema hinaus.

So gebe es Strohhalme in die Filialen nur noch auf explizite Nachfrage, die Hähnchennuggets kämen inzwischen in Papiertüten anstatt in beschichteten Boxen und immer mehr Burger seien inzwischen in abbaubarem Graspapier verpackt. Und bei den Desserts seien inzwischen fast alle Produkte ohne Plastikverpackung erhältlich, sagt Weiss: Das Softeis gibt es bei McDonald's demnach immer öfter im Papp-Behälter mit Holzlöffel und ohne Deckel.

Insgesamt spart das Unternehmen bereits im Schnitt 70 Prozent an Verpackungsmaterial, indem die Produkte häufiger in Papier und nicht mehr so oft in Kartonboxen eingepackt werden. Die Umstellung erfolgt dabei flächendeckend in ganz Deutschland, allerdings Schritt für Schritt.. Deshalb erhalten die Gäste in den Filialen oder beim Drive-In in Südbaden trotzdem auch heute noch jede Menge Verpackungsmaterial zu ihren Burgern und Pommes mit dazu.

Umweltschützer: Alternativen sind nicht immer auch automatisch umweltfreundlicher

Die Deutsche Umwelthilfe geht davon aus, dass bis zu 40 Prozent des anfallenden Straßenmülls in deutschen Städten auf Einweg-Becher, To-Go-Boxen, Pizzakartons und andere Wegwerf-Produkte zurückzuführen sind. Die Aktivisten bezeichnen das als Umweltsauerei und haben Zahlen vorliegen, nach denen die Städte und Gemeinden für die Beseitigung dieses Einweg-Mülls jedes Jahr rund 720 Millionen Euro ausgeben müssen.

Während der Corona-Krise habe sich dieser Trend noch einmal deutlich verschärft, heißt es. Während der Phase des ersten Lockdowns ist der Anteil an weggeworfenem Einweg-Plastik in einigen Regionen um bis zu zwanzig Prozent angestiegen.

Das Produktionsverbot in der EU ist aus Sicht der Umweltschützer zwar ein wichtiges Signal, könnte aber am Ende nur zu einer Verlagerung des Problems führen anstatt zu einer Lösung. Greenpeace Deutschland warnt davor, dass jetzt beispielsweise Strohhalme aus Plastik verboten sind, aber in der Regel von der Industrie durch Trinkröhrchen aus beschichteter Pappe ersetzt werden. Diese wären dann überhaupt nicht mehr recyclefähig.

(fw)