Esso, Tankstelle, Spritpreise, Benzin, Super, Diesel, Tanken, Kraftstoff, © Robert Michael - dpa (Symbolbild)

Diese Folgen für hat Russlands Krieg mit der Ukraine für Ihren Geldbeutel

In gleich mehreren Bereichen des Lebens drohen die Preise für Verbraucher nun noch einmal deutlich zu steigen

Die USA und die EU haben nach Russlands Angriff auf die Ukraine umfangreiche Strafmaßnahmen auf den Weg gebracht. Washington will große russische Banken international isolieren und verhängt Exportkontrollen für den Technologiesektor. Die neuen EU-Sanktionen gegen Russland betreffen etwa den Energie-, Finanz- und Transportsektor. Zudem soll es Exportkontrollen geben.

Weltweit gingen nach der Invasion Aktien auf Talfahrt, bei Rohstoffen wird mit einem knapperen Angebot gerechnet, was die Preise antreibt und die Inflation weiter anheizen könnte. Verbraucher, Sparer und Anleger fragen sich besorgt: "Was wird aus meinem Geld?"

Schock an der Börse in Frankfurt und auch auf anderen Kapitalmärkten

Wer in Deutschland Geld auf Sparbüchern anspart oder einfach eine gewisse Summe auf dem Girokonto liegen hat, braucht sich darüber voraussichtlich nicht ganz so große Sorgen machen. Trotzdem gilt aber: Für Sparer sind steigende Teuerungsraten bitter. Nach Berechnungen der zur Commerzbank gehörenden Comdirect verloren Sparer in Deutschland im vergangenen Jahr in Summe 80 Milliarden Euro wegen niedrig verzinster Einlagen. Allein im vierten Quartal 2021 lag der Realzins - also der Zins für Spareinlagen nach Abzug der Teuerungsrate - auf dem Rekordtief von minus 4,93 Prozent.

Auf der Suche nach besser verzinsten Alternativen sollten sich Anleger allerdings nicht von außergewöhnlich hohen Gewinnversprechen blenden lassen. Oft stecke Betrug dahinter, warnt die Finanzaufsicht Bafin: "Das "sichere, schnelle Geld" gibt es nicht". Investments in Kryptowerte wie Bitcoin, Ether und Co. seien hoch spekulativ und ebenso riskant. Es drohe möglicherweise der Totalverlust des eingesetzten Geldes, warnt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin).

Ähnlich ernüchternd sieht es für die aus, die mit Aktien handeln oder über andere Kapitalanlagen auf den Finanzmärkten aktiv sind.

Der Krieg in der Ukraine hat auch Spuren an den Börsen hinterlassen. Wie auch viele andere Leitindizes war der deutsche Dax als Antwort auf die russische Invasion der Ukraine abgestürzt und schloss am Donnerstag (25.02.2022) mit 4 Prozentpunkten Verlust. Unterm Strich steht damit seit Jahresbeginn ein Minus von rund 13 Prozent.

EU erklärt, dass diesen Winter niemand wegen fehlender Gasvorräte zum Heizen frieren müsse

Die Entwicklung am Finanzmarkt dürfte sich aber an anderer Stelle noch deutlich stärker für Otto-Normal-Bürger bemerkbar machen: Durch die beschlossenen Sanktionen gegen Russland drohen die ohnehin schon hohen Energiepreise in nie da gewesene Höhen zu schießen. Sowohl beim Gas, beim Kraftstoff als auch beim Strom müssen sich Verbraucher auf eine Kostenexplosion einstellen.

Frieren müssen soll diesen Winter zwar niemand, stellt die EU-Kommission klar und verweist auf noch ausreichend vorhandene Gasreserven. Weil Deutschland beim Erdgas aber bisher rund die Hälfte seiner Importe aus Russland bezieht, müssen dafür erst einmal ausreichend Alternativen für die Versorgung in den nächsten Jahren erschlossen werden.

Wie gut auch die Menschen in Baden durch diese Energiepreiskrise kommen werden, dürfte nach Einschätzung des badischen Energieversorgers badenova vor allen Dingen auch daran liegen, wie schnell es gelingt, Deutschland durch einen zügigen Ausbau erneuerbarer Energien vom Gas unabhängig zu machen, so eine Sprecherin des Unternehmens auf baden.fm-Anfrage.

Benzin droht so teuer zu werden wie niemals zuvor

Zum vielleicht noch größeren Problem könnten sich in Kürze aber schon die Preise an den Tankstellen entwickeln. Diese liegen durch Abgaben und Steuern in Deutschland ohnehin schon deutlich über dem europaweiten Schnitt - wenn auch nicht an Spitzenposition.

Doch durch den Krieg und die verhängten Sanktionen gegen Russland ist der Rohölpreis nun am Donnerstag erstmals seit 2014 wieder über die Grenze von 100 Dollar pro Barrell (=159 Liter) gestiegen. Das werden die Spritkonzerne aller Voraussicht nach an die Kunden an den Zapfsäulen weitergeben und damit nicht nur Berufspendler unter Druck setzen, sondern auch viele Wirtschaftsbranchen, die auf Logistik und Warenfluss angewiesen sind.

Weil die Ukraine ein weltweit wichtiger Erzeuger von Weizen ist, verteuert sich auch dieser Rohstoff nun in weiten Teilen Europas. Eine Nahrungsmittelknappheit haben wir in Deutschland damit nicht zu befürchten. Allerdings könnten Backwaren und vor allem auch einige industrielle Weizenprodukte schon bald teurer werden.

Was bringt das geplante Entlastungspaket der Bundesregierung jetzt noch?

Erst am Mittwoch - also einen Tag vor der Eskalation des Konflikts in Osteuropa - hatte die Ampelkoalition in Berlin eigentlich angekündigt, die Verbraucher wegen der Energiepreisentwicklung steuerlich zu entlasten und die Folgen gerade für Ärmere mit einem Milliarden-Paket abzufedern.

Die vereinbarten Schritte hatten unter anderem eine vorzeitige Abschaffung der EEG-Umlage schon zum 1. Juli vorgesehen. Wer Arbeitslosengeld II, Grundsicherung und Sozialhilfe bezieht, sollte außerdem einen einmaligen Zuschuss von 100 Euro bekommen. Weitere 20 Euro waren als Sondersofortzuschlag ab dem 1. Juli für ärmere Familien von Kindern geplant.

Und einer der größten Punkte dürfte die angedachte Erhöhung der Pendlerpauschale gewesen sein: Ab dem einundzwanzigsten Kilometer Fahrtstrecke zum Arbeitsplatz oder zurück gäbe es für Berufspendler dann drei Cent mehr als bisher und damit insgesamt 38 Cent pro Kilometer. Die weiteren Vorhaben sehen eine rückwirkende Erhöhung des Arbeitnehmerpauschbetrags auf 1.200 Euro zum 1. Januar vor. Und auch der steuerfreie Grundbetrag steigt rückwirkend auf die Grenze von 10.347 Euro, um viele Bürger steuerlich zu entlasten.

Ob all diese Maßnahmen nun aber ausreichen werden, um auch die zusätzlichen Teuerungen durch den Krieg und die vorantreibende Inflation in Deutschland zumindest für ärmere Bevölkerungsschichten aufzufangen, ist fraglich. Vor allem bei einkommensschwachen Haushalten, womöglich aber auch Teilen der Mittelschicht, könnte der gewünschte Effekt nun einfach verpuffen, glauben Kritiker.

(fw) / dpa