Straßenbau, Baulärm, Lärm, Bauarbeiten, Baustelle, Straße, Fräsen, Asphalt, © Pixabay (Symbolbild)

Das macht Lärm mit uns und so können Sie sich vor drohenden Folgen schützen

Zum internationalen Tag gegen Lärm warnt das Umweltbundesamt vor den Folgen von Dauerbeschallung

Des Einen Freud' ist des anderen Leid - bei kaum einem anderen Streitpunkt scheint dieses Sprichwort so gut zu passen, wie beim Thema Lärm. So mag der Musiker, der nach Feierabend zur E-Gitarre greift und die Wände aller Nachbarn wackeln lässt, seine Geräuschkulisse als höchste Freude empfinden und auch für viele Biker ist das Motorgeräusch ihrer Maschinen die reinste Musik in den Ohren.

Und selbst das Lachen und Rufen von spielenden Kindern dürften die allermeisten Menschen im Alltag zwar für etwas ziemlich schönes halten - doch die letzten Monate mit Home Office haben in vielen Familien die Nerven so mancher Eltern strapaziert, wenn Kinderbetreuung zuhause auf mobiles Arbeiten in den eigenen vier Wänden trifft.

Lärm ist also nicht gleich Lärm, das wird zum internationalen Tag gegen den Lärm am Mittwoch (27.04.2022) ganz deutlich. Frei nach Schriftsteller Kurt Tucholsky ist Lärm dabei auch immer das Geräusch der anderen - also etwas ganz subjektives, das jeder anders wahrnimmt.

Umweltbundesamt warnt vor Gesundheitsfolgen

Doch grundsätzlich kann so eine Dauergeräuschkulisse nicht nur gewaltig auf die Nerven gehen, sondern je nach Situation auch tatsächlich krank machen. Davor warnen nicht nur Lärm-Bürgerinitiativen, sondern auch Mediziner und auch Behörden.

Gerade, wenn Lärm dafür sorgt, dass wir nachts nicht mehr zur Ruhe kommen, bringt das den Körper in einen dauerhaften Alarmzustand, warnt Matthias Hintzsche vom Umweltbundesamt. Dadurch können vermehrt Stresshormone ausgeschüttet werden, körperliche Erholung wird damit schwieriger oder bleibt komplett aus. Die Folge kann ein geshwächtes Immunsystem sein, bis hin zu erhöhtem Blutdrock oder in Extremfällen auch ein gesteigertes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Lärmquelle Numme Eins in Deutschland ist dabei nach Angaben des Umweltbundesamts der Verkehr, insbesondere der Straßenverkehr. Drei Viertel aller Bürger fühlen sich in ihrem Wohnumfeld dadurch gestört oder belästigt. Direkt dahinter kommt Fluglärm, gefolgt von Schienenlärm an Zug- und Straßenbahnstrecken.

Vom Verkehrslärm über Baustellen bis hin zum Grölen und Musik beim Feiern

Aber nicht Geräusche aus solchen technischen Quellen sorgen für Konfliktpotenzial, weiß die Freiburger Stadträtin und Erste Vorsitzende des Anti-Lärm-Bündnisses IGEL-Breisgau e.V. Gerlinde Schrempp:

Für mich ist Lärm etwas, was mich auch im wachen Zustand beeinträchtigt. Also natürlich jede Art von Bauarbeiten stören mich, wenn ich daneben arbeiten muss. Solche Dinge kann man aushalten, weil man ja auch die zeitliche Begrenzung kennt. Wenn ich aber weiß, dass ich jede Nacht um den Schlaf gebracht werde, dass es verstärkt am Wochenende auftritt, dann ist das ganz extrem.

Als Beispiel für solchen menschengemachten Lärm verweist Schrempp auf den aktuellen Streit um die Nutzung des Freiburger Seepark-Geländes. Anwohner beschweren sich hier seit Jahren zunehmend über nächtliche Musikbeschallung und grölende Feiernde und fühlen sich Stadtverwaltung und Polizei trotz aller Kontrollmaßnahmen im Stich gelassen. Gleichzeitig braucht es in der Stadt weiterhin Flächen, wo sich gerade auch jüngere Menschen ohne Konsumzwang treffen und auch feiern können - und dabei aber trotzdem nicht alle Nachbarn um den Schlaf bringen. Ein schwieriges Thema.

Abhilfe versprechen oft bauliche Maßnahmen wie Lärmschutzwände an stark befahrenen Straßen oder Schalldämmungen für Türen und Fenster. Doch die sind oft kostspielig, mit hohem Aufwand verbunden und brauchen teils auch erst Genehmigungen. Und es gibt natürlich auch Lärm, der sich nicht so einfach mit dem Schließen eines Fensters oder ähnlichen Maßnahmen aussperren lässt - beispielsweise am Arbeitsplatz oder unterwegs. Bei einer baden.fm-Umfrage haben viele Betroffene dabei ganz eigene, individuelle Lösungen gefunden, wie sie mit dem Lärm umgehen, gerade dann, wenn sich die Quelle nicht leicht beseitigen lässt:

Manche schaffen sich ganz bewusst Ruheinseln in den eigenen vier Wänden oder tanken vorher bewusst Ruhe bei einem Ausflug in die Natur auf, bevor sie sich wieder in ihr geräuschstarkes Umfeld begeben. Der Klassiker bleibt der Griff zu Ohropax und vergleichbarem Gehörschutz, da dieser für viele eine recht preiswerte und effektive Lösung darstellt - aber gerade im Schlaf nicht immer angenehm sitzt.

Geräuschunterdrückende Kopfhörer werden immer beliebter

Auf einem etwas anderen Prinzip basieren so genannte "Active-Noise-Cancelling"-Geräte. Mit solchen Kopfhörern oder In-Ear-Plugs sind inzwischen deutlich mehr Menschen auch im Job oder auf Reisen unterwegs, um den Lärmpegel um sie herum ausblenden zu können. Anstatt bestimmte Frequenzbereiche aus der Umgebung zu dämpfen, setzen sie quasi mit Hilfe kleiner Lautsprecher und Mikrofone den störenden Geräuschen eine Art "spiegelverkehrtes" Gegengeräusch entgegen.

Am Ende nimmt das menschliche Ohr durch diesen Trick das dann als Stille wahr. Am besten funktioniert das bei monotonem Dauerlärm, der über einen bestimmten Zeitraum immer gleich klingt. Mediziner kommen dabei zu dem Schluss, dass diese Technologie beim richtigen Einsatz gesundheitlich unbedenklich ist und nicht gesundheitsschädlicher als normale Kopfhörer auch.

Preislich beginnen solche Noice-Cancelling-Geräte ab etwa 25 Euro, die Mittelklasse startet bei rund 120 Euro und nach oben hin gibt es wie auch bei anderem HiFi-Zubehör kaum eine Grenze. Doch welcher Kopfhörer taugt für welchen Zweck? Das hat die Stiftung Warentest zuletzt im März 2022 unter die Lupe genommen und 92 verschiedene Kopfhörer und Earbuds mit aktiver Lärmreduzierung geprüft.

Stiftung Warentest hat fast 100 ANC-Geräte im März 2022 überprüft

Dabei haben die Experten die Geräte unter anderem auf ihre Tonqualität, ihren Tragekomfort, mögliche Störquellen, Bluetooth-Kompatibilität oder auch Langlebigkeit hin untersucht. Am besten hat bei der Geräuschunterdrückung dabei der Bügelkopfhörer "Quietcomfort 45" von Bose mit dem "test"-Qualitätsurteil "gut (2,0)" in der Preisklasse über 250 Euro abgeschnitten. Dahinter folgt mit ebenfalls "gut (2,4)" der Philips Audio TAH9505BK im Bereich um die 150 Euro.

Bei den In-Ear-Lösungen überzeugen die Tester die JBL Reflect Flow Pro mit "gut (1,9) für etwas mehr als 150 Euro und die Samsung Galaxy Buds2 mit "gut (2,1)" ab circa 90 Euro.

(fw)