Schwarzwald, Idylle, Ferien, Ausflugsziel, Hinterzarten, © Pixabay (Symbolbild)

Das bedeutet der große Besucherandrang in den Ferien für den Schwarzwald

Der Trend zum Heimaturlaub im eigenen Land bleibt auch in diesen Sommerferien ungeschlagen. Das hat Auswirkungen

Auch wenn Reisen ins Ausland wieder leichter möglich sind - die anhaltende Pandemielage sorgt auch in den Sommerferien 2021 noch einmal dafür, dass sich viele Reisende noch einmal für einen Urlaub im eigenen Land entscheiden. Und neben Nord- und Ostsee ist dabei vor allem der Schwarzwald eines der Hauptreiseziele deutscher Urlauber.

Die Schwarzwald Tourismus GmbH nimmt aktuell einen deutlichen Besucher-Boom wahr und das quasi über die komplette Fläche von Deutschlands größtem Mittelgebirge verteilt. Wie sich dieser Andrang vor Ort auswirkt, darüber sprechen wir am Mittwoch (04.08.2021) den ganzen Tag über im Radio bei baden.fm.

Hansjörg Mair (Schwarzwald Tourismus GmbH): "Bei über 11.000 Gastgebern findet jeder noch seine Unterkunft im Schwarzwald, wenn man ein bisschen flexibel ist"

Tourismus-Geschäftsführer Hansjörg Mair geht fest davon aus, dass trotz der hohen Nachfrage, die auch noch einmal über der von 2020 liegt, weiterhin freie Betten für einen Wochenendtrip oder Kurzurlaub verfügbar sind.

Mit rund 11.000 Übernachtungsmöglichkeiten ist es aus seiner Sicht quasi ein Ding der Unmöglichkeit, dass der komplette Schwarzwald in einer Saison ausgebucht sein kann. Allerdings müssten kurzentschlossene Urlauber zeitlich etwas flexibler sein und von den großen Hotspots wie dem Feldberg oder dem Titisee auch auf andere Täler, Weiler und Schwarzwaldgemeinden ausweichen.

Schwarzwald überzeugt viele als Naturlandschaft und als Kulturregion

Dass sich so viele Menschen bei ihrer Urlaubsplanung für den Schwarzwald und nicht für andere Ferienregionen in Deutschland entschieden haben, liegt aus Mairs Sicht auch daran, dass hier so viele verschiedene Kulturen auf vergleichsweise kleinem Raum erlebbar sind. Neben dem Schwarzwald selbst sind auch das Elsass und die Nordwestschweiz zum Greifen nahe. Und nicht nur landschaftlich, sondern auch sonst unterschiedet sich die Oberrheinebene mit Kaiserstuhl und Markgräflerland zum Beispiel noch einmal deutlich von den Bergen und Tälern des Schwarzwalds.

Kulinarik, Tradition, vor allem aber auch viele Möglichkeiten zu Freizeitaktivitäten in der Natur seien die Wegbereiter für den anhaltenden Run auf den Schwarzwald. Die Tourismusverbände, aber vor allem auch die einzelnen Städte und Gemeinden vor Ort haben in den letzten Jahren viel getan, um den Schwarzwald nicht nur zu Fuß für Wanderer, sondern auch für Radfahrer, Biker und andere Arten erlebbar zu machen.

Produktmanagerin Conni Karcher empfiehlt dabei für Ausflügler in diesem Sommer vor allem einen Trip entlang der so genannten Genießerpfade. 46 dieser zertifizierten "Premium"-Wanderwege gibt es bereits im Schwarzwald, ein weiterer steht bereits in den Startlöchern. Dabei handelt es sich um ausgesuchte Wanderstrecken mit einer Länge zwischen sechs und achtzehn Kilometern, die einen besonderen Genuss auf der Wegroute bereithalten sollen.

Genießerpfade: Wandern mit Genuss liegt im Trend

Das können besondere kulinarische Einkehrmöglichkeiten sein, eine herausragend tolle Aussicht oder Möglichkeiten zum Eintauchen in die historische Kultur des Schwarzwalds - wie etwa auf einem eigenen Hirten- oder Heimatpfad. Auch wenn der Kinderwagen nicht auf allen kleinen Schotterwegen eine gute Idee ist, sind einige der Genießerpfade dabei auch grundsätzlich familienfreundlich.

Ganz prinzipiell reagieren die Organisatoren mit dem Angebot auf den Trend, dass Wandern heute für viele nicht mehr reines Strecke-Machen auf viele Kilometer ist, sondern es immer mehr Wanderer gemütlich angehen lassen wollen. Alle Genießerpfade sind deshalb meist als Halbtages-, manchmal auch als Tagestouren angelegt.

Mehr Infos zu den Schwarzwälder Genießerpfaden können Sie entweder bei der Schwarzwald Tourismus GmbH in Form eines Flyers anfordern, oder Sie klicken hier rein und können online Ihre Route aussuchen.

Martin Huber (Schwarzwaldverein): "Der Schwarzwald wird gerade von Urlaubern überrannt, die diese Kulturlandschaft erleben möchten"

Dass aktuell deutlich mehr Menschen in der Naturlandschaft unterwegs sind als sonst, bekommt auch der Schwarzwaldverein gerade deutlich zu spüren, der sich mit seinen Mitgliedern um die Ausschilderung und den Erhalt vieler großer und kleiner Wanderwege in der Region kümmert.

Auf der einen Seite hält es Wander-Fachbereichsleiter Martin Huber für sehr nachvollziehbar, dass es so viele Gäste und Einheimische gerade raus in die Natur zieht. Mit seiner vielfältigen Kultur und seinen einzigartigen Ausblicken sei der Schwarzwald da ein besonderer Besuchermagnet.

Deutlich mehr Arbeit entlang der Wanderwege für den Schwarzwaldverein

Gleichzeitig führt die hohe Nachfrage dazu, dass viele Regionen momentan regelrecht überrannt werden. Wenn nun auf einmal nicht nur 30, sondern bis zu 3000 Menschen am selben Tag auf dem gleichen Wanderweg unterwegs sind, dann sind nicht nur die Parkplätze überfüllt.

Mit mehr Wanderern, Mountainbikern und anderen Naturnutzern steigt leider auch das Müllaufkommen, klagt Huber und berichtet außerdem von einer Häufung von Einzelnen, die die Beschilderung der Wanderwege als eine Art Souvenir stehlen. Das alles führt dazu, dass der Schwarzwaldverein die Wege gerade eigentlich deutlich akribischer in Stand halten müsste. Oft fehle bei den überwiegend ehrenamtlich organisierten Ortsgruppen aber die zusätzliche Manpower.

Lutz Scherer (Bergwacht Schwarzwald): "Wir werden im unwegsamen Gelände vermehrt zu den ganz alltäglichen Notfällen gerufen, die sonst im häuslichen Umfeld passieren"

Dass es durch die besonders vielen Besucher gerade extra viel zu tun gibt, erleben auch die Bergretter der Bergwacht Schwarzwald. Landesgeschäftsführer Lutz Scherer erzählt im baden.fm-Interview, dass mit steigender Gästezahl im Schwarzwald immer auch die Zahl an Einsätzen steigt und das momentan auch in diesen Sommerferien sehr deutlich werde.

Obwohl es bei Regenwetter wie in den letzten Wochen weniger Menschen in die freie Natur zieht, sind nach Einschätzung des Experten gerade so viele Besucher im Schwarzwald unterwegs, dass das die Wirkung dieses Trends aufhebe und die Einsatzzahlen trotzdem steigen.

Insgesamt rücken dabei spektakuläre und außergewöhnliche Rettungseinsätze eher in den Hintergrund. Stattdessen ist die Bergwacht viel stärker damit beschäftigt, sich im unwegsamen Gelände um alltägliche Notfälle zu kümmern, wie sie ansonsten auch in der Stadt oder im häuslichen Umfeld passieren.

Mehr alltägliche und weniger außergewöhnliche Einsätze für die Bergwacht

Das kann ein verstauchter Fuß sein, eine Allergie oder dass einem Wanderer die Kondition ausgeht und er nicht mehr weiterkommt. Wo normalerweise vielleicht der Rettungswagen ausrücken würde oder sich die Betroffenen eigenständig um Hilfe kümmern würden, sind mitten in der Natur nun aber immer öfter die Bergretter gefragt.

Statistisch zugenommen habe vor diesem Hintergrund auch die Zahl von Einsätzen, bei denen Ausflügler sich verlaufen hatten oder beispielsweise von der einsetzenden Dunkelheit überrascht wurden, sagt Scherer: Streng genommen noch kein Notfall nach einer Verletzung, aber eine Abwehr von noch drohenden Gefahren, die mit mehr Menschen im Schwarzwald statistisch zunimmt. Der abgestürzte Gleitschirmflieger oder der verunglückte Kletterer seien insgesamt eher die Ausnahme.

Der Appell der Bergwacht daher: Nicht nur auf richtiges Schuhwerk, angemessene Kleidung, Sonnenschutz und ausreichend Wasser und Essen achten, sondern auch die eigenen körperlichen Grenzen, die vorhergesagte Wetterlage und die zeitlichen Anforderungen an einen Ausflug im Schwarzwald nicht zu vergessen.

(fw)