Christian Streich, Trainer, SC Freiburg, © Patrick Seeger - dpa

Christian Streich ist seit sieben Jahren Cheftrainer beim SC Freiburg

Bei den meisten Fans und in der Liga genießt Streich seit Langem einen regelrechten Kultstatus

Am kommenden Samstag (29.12.2018) kann Christian Streich sein siebtes Jubiläum als Trainer der Profimannschaft beim SC Freiburg feiern. Spätestens seit dem letzten Frühjahr ist der 53-Jährige der dienstälteste amtierende Trainer in der Fußball-Bundesliga.

Dass Verein und Trainer so lange aneinander festgehalten haben, ist aus Sicht von Lutz Hangartner vom Bund Deutscher Fußball-Lehrer auch ein Ergebnis des so genannten "Biotops" Freiburg: Das lebendig gewachsene Umfeld des Sport-Clubs und die Vereinsphilosophie sind aus seiner Sicht Grundlage für das vertrauensvolle Verhältnis. Zum Vergleich: In der Rangfolge aller Bundesligatrainer bringt es der zweitplatzierte Pal Dardai von Hertha BSC hingegen auch nicht einmal drei Jahre. Der Landesrivale VfB Stuttgart hat außerdem in den vergangenen sieben Jahren gleich elf verschiedene Cheftrainer durchgewechselt.

Verein vertraut auf das Talent und die Erfahrung des 53-Jährigen

Vereinsvorstand und die Fans stehen vor allen Dingen hinter Streich, weil er mit seinen begrenzten finanziellen Mitteln die Freiburger in guten Jahren bis in die Europa League führen konnte und in angespannten Saisonabschnitten gegen die Gefahr eines Abstiegs mit vollem Einsatz ankämpfe. Beide Seiten halten deshalb auch in schlechten Zeiten an ihrem Trainer fest. Umgekehrt quittiert Streich, dass man in Freiburg "nicht gleich spinnen würde, wenn man mal ein Spiel verloren hat".

Streich hatte die Mannschaft Ende 2011 als Tabellenletzter übernommen und zu einem souveränen Klassenerhalt geführt. 2013 gelang ihm sogar der Sprung aufs internationale Parkett in der Europa League. Als die Freiburger 2015 nach einem umstrittenen letzten Spiel in die Zweite Liga abstiegen, führte er sie direkt im Anschluss wieder zurück nach oben. 2017 wurde der Sport-Club immerhin Bundesliga-Siebter.

Sportexperten attestieren Streich eine hohe Qualität in der Führung von Menschen, außerdem seit er ein Taktik-Fuchs und einer der besten Fußball-Ausbilder Deutschlands. Mit seinem Hintergrund als jahrelanger Trainer der Nachwuchsmannschaften kann er junge und kostengünstige Fußballer schnell ausbilden und in einer Funktion als Lehrer das Beste aus ihrem Potenzial herausholen.

"Das ist der Preis!" - Christian Streich über Millionengehälter im Fußball und den Wunsch nach Entschleunigung

Auch sein Festhalten an dem alemannischen Dialekt und seine regelmäßigen Äußerungen weit über den Tellerrand des Fußballs hinaus haben zu seiner Position als Kult-Trainer beigetragen: Ob seine Kritik am 222-Millionen-Euro-Wechsel Neymars zu Paris St. Germain oder kritische Bemerkungen zu gesellschaftlichen Themen wie Flüchtlingen und Fremdenhass - Hangartner sieht in Streich einen bodenständigen Gegenentwurf zur Glitzerwelt des Fußballs.

Streich als Gegenentwurf zur Glitzerwelt des Fußballs

Kritische Stimmen kommen hingegen immer wieder auf, wenn es um Streichs Emotionalität geht. Während er selbst sie vor allem als Ausdruck gelebter Leidenschaft und authentischen Auftretens sieht, schießt es damit manchen Fans häufig übers Ziel hinaus. Dabei geht es um Szenen, wenn er an der Seitenlinie während des Spiels augenscheinlich die Fassung verliert und auch mal unflätig schimpft. So wurde er Ende März während des 0:2 beim Auswärtsspiel gegen Schalke 04 vom Schiedsrichter auf die Tribüne geschickt, weil er sich über den vermeintlich unberechtigten Platzverweis von Stürmer Nils Petersen aufgeregt hatte. Auch wenn es vielen Zuschauern ähnlich gegangen sein dürfte: Streichs Image als Trainer schaden solche Momente, weil er in der Öffentlichkeit auch immer eine Vorbildfunktion hat, meint Hangartner.

In der ewigen Tabelle der dienstältesten Bundesligatrainer ist Streich inzwischen auf Rang Zehn vorgerückt. Auf dem ersten Platz steht ebenfalls ein früherer Freiburger: Ex-SC-Trainer Volker Finke hatte ganze 16 Jahre lang die Geschicke der Profimannschaft gelenkt - so lange, wie kein anderer in der Geschichte der Bundesliga.

(fw)