Kernreaktion, Atomkraftwerk, © Stefan Puchner - dpa

Atomaufsicht lässt zweiten Fessenheim-Reaktor vom Netz nehmen

Beide Reaktoren des umstrittenen Atomkraftwerks Fessenheim im Elsaß speisen aktuell keinen Strom ins Netz ein:

Die französische Atomaufsicht hat den Betreiber EDF dazu verdonnert, im ganzen Land fünf seiner Reaktoren vorübergehend stillzulegen. Auslöser für diesen überraschenden Schritt ist ein neues Gutachten, aus dem Teile erstmals diesen Sommer aufgetaucht waren. In diesem vermuten Experten, dass mit den Dampferzeugern des Herstellers Areva möglicherweise in zahlreichen Kraftwerken fehlerhaftes Material verbaut wurde. Im Ernstfall, so heißt es, würde dieses nicht immer so viel aushalten, wie das Gesetz das eigentlich vorschreibt. Dabei handelt es sich um Bauteile, die die sicherheitsnotwendige Kühlung der Reaktoren zuständig sind. Deshalb laufen jetzt in ganz Frankreich Kontrollen, schreibt die Atomaufsicht am Dienstagabend.

Beide Blöcke inzwischen offline

Betroffen von der Maßnahme ist auch der Reaktorblock 1 des pannengeplagten ältesten, aktiven Atomkraftwerks in Frankreich im grenznahen Fessenheim. Der andere Reaktor wurde bereits Mitte Juni heruntergefahren, nachdem die Aufsichtsbehörden nach Unregelmäßigkeiten ein Prüfzertifikat entzogen hatten. Zuletzt hatte sich Baden-Württembergs grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann noch einmal bei Gesprächen mit der französischen Umweltministerin Segolene Royal versichern lassen, dass das AKW Fessenheim wie von der Regierung in Paris ursprünglich versprochen, auch tatsächlich so bald wie möglich abgeschaltet wird. Auf einen genauen Termin habe man sich aber nicht einigen können. Damit steht weiterhin das Jahr 2018 vage im Raum.

Langsamere Energiewende als in Deutschland

Das wird allerdings vom Baufortschritt des geplanten neuen Druckwasserreaktors in Flamanville am Ärmelkanal mit abhängen - dieses soll den Ersatz für die Kraftwerke liefern, die in Frankreich vom Netz gehen sollen. Anders als in Deutschland schreitet die Energiewende im Nachbarland viel langsamer voran. Um flächendeckende Stromausfälle zu verhindern setzt die Regierung auch weiterhin auf den gezielten Einsatz von Kernenergie.