Emmanuel Macron, Frankreich, Präsident, Präsidentschaftswahl, Wahlkampf, Hochrechnung, Wahlsieg, 2022, © Thibault Camus - AP / dpa

Amtsinhaber Macron gewinnt Stichwahl um Präsidentschaft in Frankreich

Die rechtsnationale Herausforderin Marine Le Pen konnte dennoch deutlich mehr Stimmen gewinnen als noch 2017

Der Liberale Emmanuel Macron bleibt Staatspräsident unseres Nachbarlands Frankreich. In offiziellen Hochrechnungen konnte sich der 44-Jährige am Ende im entscheidenden zweiten Wahldurchgang gegen seine rechtsnationale und EU-kritische Herausforderin Marine Le Pen von der Partei Rassemblement National durchsetzen. Laut den Sendern France 2 und TF1 kam Macron nach der Schließung der Wahllokale am Sonntagabend (24.04.2022) auf etwa 58 bis 58,2 Prozent der Stimmen, Le Pen lediglich auf 41,8 bis 42 Prozent.

Dabei handelte es sich um frankreichweite Hochrechnungen. Die genauen Abstimmungsergebnisse aus den einzelnen Regionen wie den elsässischen Departements Bas-Rhin und Haut-Rhin lagen zu diesem Zeitpunkt noch nicht vor.

Trotz einer vergleichsweise geringen Wahlbeteiligung sehen Politikwissenschaftler Macrons Sieg bei der Wahl vor allen Dingen als Niederlage Le Pens. Etliche Parteien hatten nach der ersten Wahlrunde dazu aufgerufen, eine Mauer gegen Rechts zu bauen und eine entsprechende Präsidentschaft der 53-jährigen Juristin trotz ihres gemäßigteren Auftretens in den letzten Wochen durch eine Stimme für Macron zu verhindern.

Zudem schätzen sie das Wahlverhalten der Menschen in Frankreich so ein, dass der Amtsinhaber auch von dem Wunsch vieler Bürger nach Stabilität im Land angesichts des Ukraine-Kriegs profitiert haben dürfte. Gleichzeitig sind nach wie vor viele Franzosen mit Macrons zurückliegender erster Amtszeit unzufrieden und empfinden seinen Politikstil als arrogant und nicht sehr bürgernah.

Macron der erste direkt wiedergewählte Präsident seit 1962 - Le Pen spricht von "durchschlagendem Erfolg"

Für Deutschland und viele weitere EU-Mitgliedsstaaten dürfte der Wahlausgang in Frankreich eine große Erleichterung sein, auch wenn auch hier nicht alle anderen Staatschefs Macron als idealen Wunschpartner empfinden. Seine Widersacherin Le Pen wollte sich allerdings mit ihren Rechtsaußen-Positionen von der seit Jahrzehnten enngen Zusammenarbeit mit Deutschland lossagen und den Einfluss der Europäischen Union in Frankreich entscheidend eindämmen.

In Brüssel hätte sie damit etliche Vorhaben ausbremsen können. Wegen ihrer Nähe zum russischen Kreml-Chef Wladimir Putin hatte sie außerdem Sorgen ausgelöst, dass die gemeinsame Haltung im Umgang mit dem Angriffskrieg in der Ukraine bröckeln könnte.

2017 waren sich Macron und Le Pen schon einmal in einer Stichwahl um die Präsidentschaft gegenübergestanden. Damals hatte Le Pen aber nur ein Drittel der gültigen Wählerstimmen auf sich vereinen können, ihre Niederlage war damals also viel deutlicher.

Macron war damals mit seiner Bewegung La République en Marche mit Zielen des wirtschaftlichen Fortschritts in den Élysèepalast eingezogen. Während er damals noch als eher linker Kandidat angesehen wurde, vertritt er mittlerweile verstärkt liberal-konservative Positionen.

(fw) / dpa