Scarlet, Vermisstensuche, Vermisst, Vermisste, Wanderin, Wanderung, Schwarzwald, © Polizeipräsidium Freiburg

70 Hinweise zu verschwundener Scarlett S. nach „Aktenzeichen XY“ eingegangen

Ob sich nach der TV-Sendung auch eine heiße Spur für den Vermisstenfall ergibt, müssen die Ermittler erst prüfen

Nach der Ausstrahlung des Vermisstenfalls bei der Fernsehsendung "Aktenzeichen XY... vermisst" am Mittwochabend (29.06.2022) sind bei den Ermittlern inzwischen dutzende neue Hinweise zum Fall der im Südschwarzwald vermissten Scarlett S. eingegangen. Die Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen geht nun über 70 neuen Hinweisen nach, sagte eine Sprecherin. Ob sich daraus aber wirklich neue Erkenntnisse ergeben oder vielleicht sogar eine heiße Spur dabei ist, lässt sich noch nicht sagen.

Die überwiegende Anzahl der Hinweise bezieht sich auf eine Sichtung der damals 26-Jährigen in der Umgebung von Wehr und Todtmoos. Die Auswertung werde einige Zeit in Anspruch nehmen, heißt es. Auch wenn die Staatsanwaltschaft nach knapp zwei Jahren ihres Verschwindens inzwischen ein Todesermittlungsverfahren führt, sei trotzdem weiterhin völlig unklar, was mit Scarlett passiert ist.

Mehr als fünf Millionen Zuschauer hatten den Fall in der ZDF-Sendung am Mittwochabend verfolgt. Moderator Rudi Cerne hatte in der Vermissten-Sondersendung um Mithilfe aus der Bevölkerung gebeten. Scarletts Vater und ihr Tante waren während der Live-Übertragung als Studiogäste zu sehen und wollen die Hoffnung nicht aufgeben. Scarletts näheres Umfeld sucht außerdem auch auf der Facebookseite "Bitte findet Scarlett" über die sozialen Netzwerke verzweifelt weiter. Auf die entscheidenden Hinweise zur Aufklärung des Falls haben sie eine private Belohnung in Höhe von 12.000 Euro ausgesetzt.

Auf der letzten Tagesetappe durch den Schwarzwald spurlos verschwunden

Die junge Frau wird seit dem 10. September 2020 vermisst. Damals war sie alleine zu einer Wanderung durch den 120 Kilometer langen Schluchtensteig im Südschwarzwald aufgebrochen. Bei der letzten Tagesetappe von Todtmoos nach Wehr hatte sie zuvor noch in einem Supermarkt Wasser gekauft und wurde dabei lebend gefilmt. Im Anschluss haben Handydaten ergeben, dass sie noch einmal mit ihrem Freund in China telefoniert haben muss.

Zuvor hatte sie auf ihrer Tour auch andere Wanderer im Schwarzwald kennengelernt und mit diesen Zeit verbracht, mit ihrer Familie und ihren Freunden stand sie dabei über WhatsApp in regelmäßigem Kontakt. Auch diese Szenen hatten die Macher von Aktenzeichen XY in einem produzierten Clip mit Schauspielern am Originalschauplatz nachgestellt. 

Familie möchte die Hoffnung nicht aufgeben

Scarlett galt eigentlich als erfahrene und gut trainierte Wanderin. Als sie sich abends nicht wie verabredet bei einer Freundin meldete, hat diese die Familie informiert und so die Vermisstenfahndung in die Wege geleitet. Eine wiederholte Suche von Polizei, Bergwacht, Feuerwehr, Hundestaffeln, Hubschraubern und Drohnen blieb ohne Erfolg. Die Polizei kann ein tödliches Unglück in dem steilen und unwegsamen und mit Schluchten durchzogenen Waldgebiet ebenso wenig ausschließen wie ein mögliches Verbrechen.

Eine Spur führt so beispielsweise zu einem Parkplatz bei Wehr, wo Zeugen die junge Frau noch gesehen haben wollen. Auf der Basis von Zeugenbefragungen und Handy-Daten kann ihre Reise bis zum Zeitpunkt ihres Verschwindens nahezu nahtlos nachvollzogen werden, so die Polizei. Es gebe bislang aber keine Hinweise, dass die junge Frau ihr Reiseziel, die Ortschaft Wehr am Ende tatsächlich erreicht hat.

(fw) / dpa